Lavahöhle

Samstag, 20 Januar 2018 22:45

Tag 8 : Auf der Spur der Vulkane

Hallo liebe Blogleser und treue Wegbegleiter. Sorry für die kleine Verspätung. Der heutige Tag war sehr lang und irgendwie hat es mit dem Internet nicht geklappt, obwohl die Wifi-Versorgung hier in Island exzellent und kostenlos ist. Jetzt ist leider schon der letzte volle Tag angebrochen bevor es morgen für die meisten wieder an die Rückreise geht. Heute geben wir nochmal alles und haben uns eine besondere Überraschung einfallen lassen. Aber erstmal der Reihe nach.

Auf Wunsch unserer Fotografen sind wir heute später gestartet, damit wir den Geysir nochmal im Tageslicht ablichten konnten. Zuvor hatten unsere Frühaufsteher allerdings ihr Frühstück mit der hiesigen Spezialität komplettiert – Lebertran im Schnapsglas. Niemand wollte der Gruppe vom letzten Jahr nachstehen und so griffen alle beherzt zur öligen Nahrungsergänzung der Isländer. Lecker.

Danach ging es nur über die Straße rüber zum Geysir. Zuerst nutzten die Teilnehmer die blaue Stunde und mit zunehmendem Licht wurde es immer leichter die richtige Einstellung zu finden und den Geysir abzulichten. Bei dieser Übung lernt man schnell das Zusammenspiel von Iso, Blende und Zeit. Wird eine dieser Komponenten geändert, muss der Rest angeglichen werden. Die Freude war also riesengroß als die Helligkeit endlich wieder da war und alle schafften es eine schnelle, scharfe Bilderfolge von Blase bis maximaler Ausbruchhöhe zu erreichen. Danach ging es nach Hveragerði zum Bäcker und alle Teilnehmer kosteten die Spezialität „ Lavabrot“. Die schwarze chiabattaähnliche Köstlichkeit steht sinnbildlich für unser heutiges Thema – Lava und Vulkane. Während der nächsten kurzen Fahrzeit rätselten die Teilnehmer wo es wohl hingehe, denn wir hatten ihnen Indoor-Fotografie angekündigt.Vor einer unscheinbaren Hütte mitten auf einem Lavahügel machten wir schließlich halt und baten um die fotografische Vollausstattung. Also hieß es Rücksäcke schultern, Stative in die Hand und ab ging es. Nur wohin?

In der Hütte mussten wir erstmal Schutzausrüstung anlegen. Helm mit Lampe, Spikes an die Schuhe, kurze Sicherheitseinweisung und dann begann unser Abstieg in den Lavatunnel.


Wir im Lavatunnel, ausgestattet mit Lampe, Helm, Fotoapparat und Stativen. Links sind die Stalakmiten aus Eis zu erkennen.

Unser Führer David war ein Traum. Wie sich schnell herausstellte, war unser isländischer Guide selbst Fotograf und hatte vollstes Verständnis für die schneckenhafte Geschwindigkeit unserer Teilnehmer und das mangelnde Interesse an seinen sicherlich sehr interessanten Ausführungen über Pahoehoe-Lava, denn die Aufmerksamkeit wurde von den Attraktionen voll in Anspruch genommen. Sein Zitat: „Are you guys all photographers ? Then we’ll have a lot of fun down there…“ Und so war es auch. Anfänglich waren alle schon durch den Lavatunnel und seine Raumwirkung an sich beeindruckt. Die Wände wurden angestrahlt und leuchteten in den schönsten Rot-Braun und Orangetönen, Kleine Eiszapfen hingen in dekorativen Gebilden von der Decke herab. Durch kreisrunde Deckeneinbrüche war der erste Teil der Höhle leichter zu fotografieren als der dunklere hintere Teil. Aber gerade dort erwartete uns eine Traumlandschaft von aus dem Boden wachsenden Eisstalakmiten, die nur von Herbst bis Frühling zu bewundern sind. Mit Makro, Stativ und dem Wissen über Langzeitbelichtungen waren unsere Teilnehmer bestens gewappnet, um die Strukturen fotografieren zu können. David gab uns eine Extra-Stunde Zeit, denn er war wie gesagt selbst Fotograf und war begeistert, mit welcher Passion sich alle seiner Höhle widmeten. Das war genial.

Schweren Herzens nahmen wir dann aber doch nach 2 Stunden Abschied von dieser traumhaften Location und begaben uns entlang der Küstenstraße zum Vulkan Gunnuhver und anschließend an die Küste zu den natürlichen Lavabecken von Brimketill.


Vulkangebiet Gunnuhver auf der Halbinsel Reykjanes

Den Abend beschlossen wir nach einem wohltuenden Bad in der Blauen Lagune bei einem schönen Abschlussessen im traditionsreichen Kaffi Duus. Henning und ich ließen es sich nicht nehmen und warfen sich tapfer noch ein Stück vom Gammelhai Hákarl ein, was uns Respekt der anderen und einen komischen Geschmack im Mund einbrachte.


Henning und Kristin probieren Hakarl - den isländischen Gammelhai.

Dann bezogen wir unser letztes gemeinsames Hotel, denn morgen ist bereits Abreise für die meisten. Die Bildbesprechung musste heute leider ausfallen. Aber dafür hatten wir einen schönen Abend zusammen. Morgen müssen wir Abschied nehmen. Aber bis dahin ist noch ein bisschen Zeit.

PS: Fotos des Tages kommen noch

Published in Fotoreise Island 2018

Der letzte Tag des Workshops ist gekommen. Aber bevor wir wehmütig von Island Abschied nehmen müssen, machen wir natürlich nochmal volles Programm mit allen Teilnehmern. Wir sind ja schließlich nicht zum Urlaub hier, oder? Heute steht Islands vulkanischer Charakter im Mittelpunkt und der hat es in sich! Die blaue Stunde am Morgen und das erste Tageslicht nutzten alle, um den Geysir abzulichten. Aus diesem Grund ging es auch etwas später auf die Piste und alle waren froh, dass noch keine Touristen unterwegs waren. Tatsächlich gelang es Einigen, den Ausbruch ohne Menschen im Hintergrund zu fotografieren (Und das, obwohl die Objektivkappe diesmal ab war!). Die Königsklasse ist es allerdings, die blaue Blase zu erwischen, die sich kurz vor der Fontäne bildet. Da hilft unter Umständen der Serienbild-Modus der Kamera weiter. Unser Tourbus war inzwischen gepackt und los ging es Richtung Süden. Unterwegs setzten unsere Teilnehmer ihr inzwischen gesteigertes fotografisches Hintergrundwissen ein und arbeiteten viel mit dem von Hartmut erfundenen Antinebelfilter (ANF). Der ANF entfernt den lästigen Grauschleier auf den Autoscheiben, wenn sich 8 Passagiere in einem Bus bei Minusgraden befinden und besteht aus einem handelsüblichen Scheibenabzieher. Das Ergebnis sind gestochen scharfe und klare Bilder. Zumindest zeitweise. In Hveragerði machten wir kurz Halt, denn alle wollten unseren Mitbringsel-Geheimtipp für die Daheimgebliebenen kaufen. Im Einkaufszentrum gibt es dort nämlich eine bemerkenswerte Spezialität, ein kohlrabenschwarzes Brot. Meine Vermutung, dass dort statt Mehl einfach gemahlene Lava eingesetzt wird, kann wohl nicht stimmen, denn ich habe noch alle Zähne. Aber optisch kann man das schon mal verwechseln. Nun mussten wir uns sputen, denn wir mussten pünktlich zu unserer Tour in der Lavahöhle erscheinen. Dort angekommen, wurden alle Teilnehmer mit Grubenhelm und Spikes ausgestattet und ab ging es in die Unterwelt.


Safety first! Hier werden wir gerade mit Helm und Spikes ausgestattet. Gleich kann es losgehen!


Da wir diesmal Teil einer größeren Gruppe waren, seilten sich die Fotografen etwas ab, was den weiblichen Tourguide bald nervte und sie ihr Team per Funk bat, Verstärkung zu schicken und hinten mal etwas Druck zu machen. Wir gaben der resoluten Dame zu verstehen, dass wir gerne ihre Höhle mit etwas mehr Aufmerksamkeit würdigen wollen und sie gerne ohne uns die Führung fortsetzen kann und so wurde es auch gemacht. Wir konnten uns dann in aller Ruhe tummeln und fotografieren.


Am Anfang des Lavatunnels, gibt es einige Durchbrüche in der Decke durch die Licht und heute auch wunderschön der Schnee kommen kann.


Zu der Höhle habe ich auch noch etwas Wissenswertes herausgefunden. Tatsächlich gehört diese nämlich einer Religionsgemeinschaft. Sie befindet sich zufällig auf dem Grund, denn die Gemeinschaft für ihre Kirche erworben hat und die Einnahmen sind natürlich sehr willkommen. Verrückt.
Während wir uns in der Höhle aufhielten, klarte der Himmel auf und wir bekamen Gelegenheit, einige tolle Fotostopps auf der Halbinsel Reykjanes anzufahren. Ich hatte ja schon eingangs erwähnt, dass dieser Teil Islands zu Unrecht wenig beachtet wird und auch diesmal konnten wir unsere Fotografen von der Schönheit dieser Region überzeugen. Schon unterwegs mussten wir halten, denn die inzwischen etwas mutigere Sonne, setzte die Bergketten zu unserer Rechten pittoresk in Szene. Im starken Gegensatz dazu aber nicht weniger fotogen präsentierten sich die schroffen Lavafelder zu beiden Seiten der Straße. Unsere Teilnehmer hatten sich schon die Finger wund geknipst, als Frank sie mit einem Freudenschrei aus ihrer Fotoorgie schreckte. Im schönsten Sächsisch "Gugge ma, ä Wasserfall!" machte er alle selbstlos auf die Attraktion aufmerksam. Ich war etwas erschrocken. War mir dieser etwa entgangen, obwohl ich diese Strecke doch eigentlich gut kennen sollte? Es stellte sich jedoch heraus, das Frank zu wenig mit dem ANF gearbeitet hatte. Denn der vermeintliche Wasserfall entpuppte sich nach Einsatz des Teleobjektivs einfach als Straße, die sich den Berg hinaufschlängelte. Herrlich.
Den Fotostopp nutzten wir geschickt für etwas kalte Küche. Heute im Angebot: Würstchen, Äpfel und Skyr. Ein wenig später fuhren wir in das Hochtemperaturgebiet um den Vulkan Gunnuhver ein. Perfekte Lichtstimmung durch dramatische schneeschwere Wolken und die Sonne ließen die Farben um die zentrale Fumarole leuchten. Anschließend ging es noch an die Küste zum natürlichen Lavapool Brimketill. Da recht starker Wind herrschte, war ordentlicher Wellengang. Frank, Elfriede und einigen thailändische Touristen war es anscheinend etwas zu warm und sie suchten Abkühlung im Meer. Zumindest interpretiere ich das so, oder warum sollten sie sich freiwillig in die haushohen Brecher stellen, die die Klippen hochsausten ;o)
Jetzt war es aber endgültig Zeit, die in der Woche aufgesammelte Kälte zu beseitigen und wir begaben uns zum Entspannen in die blaue Lagune. Auch wenn es vielleicht etwas seltsam anmutet im Abwasser eines Kraftwerks zu baden, ist die blaue Lagune definitiv einen Besuch wert.


Einstieg zur Blauen Lagune.

Dank der gestaffelten Eintrittszeiten werden die Besucherströme vernünftig reguliert und sogar heute, am Samstag, gab es Becken, in denen kein Mensch sich aufhielt. Einfach toll! Übrigens soll ein Bad im Lagunen(ab)wasser und Einschmieren mit der weißen Kieselerde 10 Jahre jünger machen, also machten wir davon ausgiebig Gebrauch. Leider haben wir vergessen, Vorher-Nachher-Bilder zu machen, so dass wir den durchschlagenden Erfolg hier leider nicht demonstrieren können. Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir traditionell im ebenfalls traditionsreichen Kaffi Duus in Kevlafik. Das war nochmal ein Riesenspaß. Für Unterhaltung sorgte dort eine gewissermaßen heiße Kellnerin, die ganz Feuer und Flamme war, als sie unser Gruppenfoto aufnehmen wollte. Das lag aber vor allem daran, dass sie sich auf eine brennende Kerze setzte, beim Versuch, uns alle auf das Bild zu bekommen. Sorry nochmal und danke für den Einsatz! Frank, das nächste Mal nehmen wir aber ein Weitwinkelobjektiv, oder?
Spaß beseite, denn nun kam langsam und erbittlich das Ende des Workshops. Schön war es mit euch! Morgen müssen wir uns von allen verabschieden, denn für die meisten geht es wieder nach Hause.

Published in Fotoreise Island 2019
Sonntag, 23 Februar 2020 01:47

Iceland in a nutshell

Nach einer kurzen Nacht starteten wir heute unseren ersten richtig langen Fototag. Natürlich erst nach einem ausgiebigen Frühstück und großen Mengen Kaffee. Die Isländer sind übrigens selbst kaffeesüchtig und häufig erhält man daher das Heißgetränk umsonst, was nach langen kalten Fotosessions eine willkommene Auftauhilfe ist. Wir nehmen uns heute die Halbinsel Reykjanes vor und begeben uns damit zum aktuellen vulkanischen Hotspot. Hoffentlich geht alles gut. Die Warnungen auf vedur.is verhießen nichts Gutes, denn aufgrund plötzlichen Gasaustritts in einer der Lavahölen wurde von einem Besuch abgeraten. Wir versicherten uns nochmal beim Veranstalter, daß mit unserer Tour alles ok ist und brachen pünktlich auf nach Süden. Auf dem Weg zum Kleifarvatn machten wir einen Fotostopp an einer olfaktorisch herausfordernden Location, nämlich einem großen Hersteller für Trockenfisch. Soweit ich weiß, werden die getrockneten Fischköpfe vor allem nach Afrika exportiert.


Trockenfisch soweit das Auge sehen kann. Optisch eine Augenweide. Das fanden auch die vielen Raben, die das Gelände umschwirrten.

Für uns stellten diese Leckerbissen vor allem ein Supermotiv dar und wir ließen die Kameras heißlaufen. Anschließend zogen wir auf verschneiten Straßen vorbei am Kleifarvatn, wo wir an herausragend schöner Aussicht unser Geburtstagsständchen für Jörg gaben. Das hat man auch nicht alle Tage! Im Geothermalgebiet Seltún ging uns fast schon ein wenig die Zeit aus, da wir pünktlich in der Lavahöle eintreffen mussten. Dennoch waren unsere Teilnehmer beeindruckt, denn heiße Quellen und blubbernde Schlammlöcher hat man zu Hause weniger, wenn man nicht gerade am Stromboli oder auf Hawaii wohnt.


Nicht immer einfach zu fotogafieren aber trotzdem beeindruckend. Das Geothermalgebiet mit Solfataren und Fumarolen Seltún.

Also hetzten wir an schönen Lavafeldern vorbei zur Lavahöhle, wo wir auch pünktlich zur Helm- und Spikesausgabe eintrudelten. Die Besichtigung der Höhle ist ein absoluter Touristenmagnet geworden, der auch von Wochenendbesuchern Reykjavíks gerne genutzt wird und so war unsere Gruppe ziemlich groß. Nach der obligatorischen Sicherheitsbelehrung und dem Funktionscheck der Helmlampe zogen also unsere tapferen Fotografen mit der Touristenkarawane aus, um das Erdinnere zu erkunden. Diese Lavahöhle mit dem schönen und unausprechlichen Namen Raufarhólshellir steht seit geraumer Zeit auf unserem Tourprogramm und stellt die meisten erstmal vor fotografische Herausforderungen. Zum einen verlangt die dunkle Umgebung das Arbeiten mit Stativ, was aber aufgrund des Gitterbodens der Laufstege nicht immer einfach ist. Zum anderen geht es weit in die Lava hinein und die Gruppe muss geschlossen vorwärts ziehen, so dass für die Einstellung der Kamera kaum Zeit ist. Entschädigt wird man allerdings durch die Stalagmiten aus Eis und die wunderschönen Farbenspiele an der Lavadecke. Außerdem war unser Führer recht geduldig mit uns, so dass wir genügend Extrazeit bekamen, um uns mit der Kamera auszutoben.


Nach der Höhle und der lange aufgeschobenen Biopause machten wir uns gleich wieder auf den Weg Richtung Westen. Schon auf der Fahrt fielen uns die spektakulären Wellen und Brecher an der Küste auf und einigen juckten sicherlich die Finger, um aus dem Auto rauszuspringen und ein paar Fotos zu schießen. Das hoben wir uns aber für die natürlichen Lavapools von Brimketill auf und das war genau richtig! Schon von weitem waren die haushohen Brecher an den Basaltbecken zu erkennen und nach dem Parken gab es kein Halten mehr für unsere Teilnehmer. Irgendwie schaffte es Carola mehrere Brecher mitzunehmen und auch mich erwischte es hin- und wieder. Das tat aber unserer Begeisterung keinen Abbruch, denn solch ein Naturschauspiel hatten die wenigsten von uns schon mal erlebt.



Anschließend nutzten wir die Gelegenheit, um unsere Proviantvorräte zu ein wenig zu plündern. Wie immer waren wir mit einer breiten Auswahl an Leckereien im gesamten Geschmacksspektrum ausgestattet, wobei man fairerweise zugeben muss, dass YumYum-Nudelsuppe mit lauwarmen Wasser uns nicht wirklich goutierte. Uns blieben danach nur noch wenige Minuten, um der spektakulären Fumarole Gunnuhver einen Besuch abzustatten bevor wir - nun hoffentlich zum letzten Mal - einen Abstecher zum Flughafen machten, um unsere kleine Truppe mit Teilnehmer Rainer zu komplettieren und den Tag in der blauen Lagune ausklingen zu lassen. Fotos und Ende der Geschichte folgen noch. Es ist nämlich jetzt schon halb zwei morgens und wir müssen nun wirklich ins Bett. Den morgigen Start habe ich noch eine Stunde vorverlegt. Oh Mann, was habe ich mir dabei nur gedacht?

Published in Fotoreise Island 2020
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