Harpa

Sonntag, 08 Januar 2017 21:12

Tag 2 : Stürmischer Einstieg

Heute präsentiert sich Island nicht von seiner Schokoladenseite, zumindest was das Wetter betrifft. Grau in grau und Regen. Trotzdem lassen sich die Einwohner von Reykjavik nicht beirren und präsentieren sich verrückt und lebensfroh wie immer. Heute im Angebot: The day of silly walks. Bekannt geworden durch Monty Python’s Flying Circus versuchen heute am weltweiten Tag des albernen Marsches auch die Isländer so abstrus wie möglich durch die Straßen zu marschieren.(2022/01/24: Kleine Korrektur, der internationale Tag des albernen Ganges ist am 07.01. und nicht wie ich hier geschrieben habe, am 08.01. )


Unser Silly Walk an der Perlan, dem großen Wasserspeicher in Reykjavik.

Island ist ein Land der Extreme. Viele, die zum ersten Mal hier sind unterschätzen die raue und unberechenbare Natur. Während einige Erlebnisse ärgerlich sind aber noch glimpflich ausgehen (Fehler beim Furten, Feststecken in loser Lava oder in Schneefeldern usw.) können andere Situationen schnell lebensbedrohlich werden. So erging es gestern wohl auch einem Touristenpaar, die mit einer Gruppe zu einer sehr beliebten Schneemobiltour zum Langjökull Gletscher aufgebrochen waren und in einem plötzlich einsetzenden Schneesturm den Anschluss an ihre Gruppe verloren hatten. Nach mehreren Stunden konnten die beiden durch 180 Helfer stark unterkühlt aber unverletzt gerettet werden.

So ein Erlebnis möchten wir natürlich keinem in unserer Gruppe bescheren und haben uns deshalb außerordentlich sorgfältig auf die nächsten Tage vorbereitet und sind schon mal einige Strecken vorher abgefahren. Vor allem die Planung für nächsten Samstag, auf der Halbinsel Reykjanes, war heute Vormittag im Fokus. Schwuppdiwupp ging es zunächst mit unserem schönen Tourbus Richtung Kleifarvatn, einem malerischen See, eingerahmt von Felswänden.

Was zunächst wie ein Kinderspiel wirkte, holte uns ganz schnell wieder auf den Boden der isländischen Tatsachen zurück und zeigte uns, dass in Island die Natur die Gesetze macht. Kurz nachdem die asphaltierte Straße 42 in eine Gravel Road überging, standen wir auch schon mit unserem Bus an einem vereisten Hang und rutschten langsam aber unaufhaltsam rückwärts wieder runter. Der Bus blieb glücklicherweise nach ein paar Metern stehen, während heftiger Wind und Schneeregen unaufhörlich gegen die Scheiben drückten. Also hieß es Aussteigen, Ausrutschen und Wiederaufrappeln, zum Kofferraum schlittern und Schuhspikes anlegen.

Erst nach etwa einer Stunde und der Hilfe eines sehr freundlichen (und mit einem viel wintertauglicheren Fahrzeug ausgestatteten) Isländers der uns half, einige Kilogramm Schlamm und Steine auf die Straße und unsere Räder zu befördern, konnten wir unser Fahrzeug und uns aus dieser misslichen Lage befreien. Dank an unseren unbekannten Helfer! Hier ein kleines Video kurz nach unserem Missgeschick.



Glücklicherweise hatten wir Schuhspikes eingepackt und über so viel Schotter direkt am Strassenrand hatten wir uns schon lange nicht mehr gefreut. Wir haben uns auch direkt gleich ein baugleiches Auto inklusive Spikes organisiert, denn es liegen in den nächsten Tagen wahrscheinlich noch mehr vereiste Pisten vor uns.

Direkt nach dem Besuch bei der Autovermietung ging es weiter zum Flughafen Keflavik um die restlichen Teilnehmer abzuholen. Nach einem kurzen Kennenlernen gab es wieder ein sehr schmackhaftes Essen im Potturinn og Pannan in netter Gesellschaft unserer nun vollzähligen Gruppe. Da es ja ein INTENSIV Fotoworkshop ist, haben wir den Fotoworkshop auch gleich mit einen nächtlichen Fototripp durch Reykjavik eröffnet. Da die Wolkendecke leider zu dicht über Reykjavik hing, waren die angeblich darüber tanzenden Nordlichter nicht zu sehen und die Teilnehmer bekamen als Entschädigung eine ordentliche Einführung in das Thema Fotografieren bei starken Sturmböen. Dazu ging es zum höchsten Punkt in Reykjavik, der Perlan, einem sehr präsenten, bunt beleuchteten Warmwasserspeicher aus Aluminiumtanks die mit einer beleuchteten Glaskuppel überdacht sind. Die erste Lektion war Fotografieren bei schwierigen Witterungsverhältnissen sowie Sicherung der Kamera und des Stativs bei Sturm. Anfangs etwas zaghaft bezwangen die Teilnehmer jedoch ganz schnell die Kälte und nutzten die Gegebenheiten vor Ort, um sich fotografisch warm zu schießen. Die Lichtsituation an der zweiten Station, der Skulptur Sólfar, was auf Deutsch Sonnenfahrt bedeutet, wurde schon viel kreativer und mutiger in den Fotos umgesetzt. Unser letzter Halt widmete sich dem Thema nächtliche Langzeitbeleuchtung. Die rhythmisch fließenden bunten Farben der wunderschön beleuchteten Harpa-Fassade, dem neu errichteten imposanten Konzerthaus, spiegelten sich in den davor liegenden Wasserbecken. Der starke Wind sorgte zudem für eine rippelige Wasseroberfläche, die jedoch durch eine lange Belichtungszeit, zu einem soften Farbenteppich umgewandelt wurde.


Die wunderschöne beleuchtete Fassade der Harpa in der Nacht

Trotz Eiseskälte wurde viel ausprobiert und experimentiert und die ersten Erfolgserlebnisse beim Umstellen von Automatik auf manuellen Modus verzeichnet. Das nächtliche Einstiegsseminar hatte auch noch einen weiteren wichtigen Aspekt. Morgen werden sich einige Teilnehmer sicherlich noch etwas wärmer anziehen.

Published in Fotoreise Island 2017
Sonntag, 15 Januar 2017 21:12

Tag 9 : Architekturfotografie in Reykjavik

Am endgültig letzten Tag unseres Workshops gönnten wir uns und den verbleibenden Teilnehmer ein spätes gemütliches Frühstück im Hotel. Steffen musste leider schon etwas eher nach Hause fliegen. Dann ging es bei stürmischen Wind und leichtem Regen auf zur Reykjavik-Tour. Wegen der Witterungsverhältnisse gingen wir auf Nummer sicher und machten ein Indoor-Whale-Watching in Europas neuestem und größtem Walmuseum im Hafen der isländischen Hauptstadt. In atemberaubender lebensechter Größe schweben in einer blaugetauchten Halle ca. 20 Wale und Delfine durch die Luft und beeindrucken die Besucher durch ihre Vielseitigkeit, Aussehen und Naturtreue.


Sehenswertes Walmuseum in Reykjavik mit lebensgroßen Modellen und vielen interaktiven Informationscomputern


Unsere Fotografen waren restlos begeistert und versuchten die Giganten möglichst echt im Bild festzuhalten. Gemütlich bei Kaffee und Keksen ließen wir die tolle Stimmung auf uns wirken und lauschten den Gesängen und Klackerlauten der Riesen.
Im neuen Kultur- und Kongresszentrum Harpa gab es eine Exkursion in die Geheimnisse der Architekturfotografie. Das architektonisch bestechende Gebäude inspirierte uns zu immer neuen Ideen und die Teilnehmer wurden mit der Zeit mutiger in der Bildsprache und probierten auch ungewöhnliche Ansichten. Das Ergebnis ist sehenswert und zeigte, dass es sich lohnt Neues auszuprobieren.


Innenansichten des Konzert- und Konferenzhauses Harpa in Reykjavik

Am Stadtsee Tjörnin hatten die eiskalten Temperaturen der letzten Tage eine spiegelglatte Eisplatte entstehen lassen, die es uns trotz starken Windes ermöglichte stimmungsvolle gespiegelte Stadtansichten im Abendlicht zu fotografieren. Die jungen Singschwäne sorgten nebenher für Erheiterung (siehe Video).




Im schwindenden Licht gab es die letzte Fotolektion an der teilweise eingerüsteten Hallgrímskirkja, der markanten und größten Kirche im Stadtzentrum von Reykjavik. Hier bestand die Aufgabe darin, durch geschickte Wahl der Perspektive störende Bildelemente wie Baustelle, Touristen oder Autos auszublenden.
Da ich es auch als meine Aufgabe betrachte, den Workshop-Teilnehmern die Gepflogenheiten und Kultur Islands zu vermitteln, durfte ein wichtiges Element der isländischen Lebensweise nicht fehlen: Hákarl. Der nicht ganz zu Unrecht als Gammelhai bezeichnete fragwürdige Genuss des fermentierten Grönlandhais wurde in der Woche mehrfach thematisiert und nun am letzten Abend auch probiert. Mit einem ordentlichen Schluck Brennivín wurde es zwar auch nicht besser, aber wir fühlten uns danach fast wie richtige Isländer und Kristin und Christian nahmen zur Sicherheit gleich zwei Stücke dieser „Köstlichkeiten“.


Eine isländische Spezialität ist Hákarl - fermentierter Grönlandhai. Nicht immer ein Genuss aber Teil der isländischen Historie und Kultur

Morgen geht es für alle zurück nach Deutschland.

Published in Fotoreise Island 2017
Sonntag, 14 Januar 2018 21:27

Tag 2 : Zu viel Schnee ...

Tatsächlich – irgendwann in der Nacht ist der Regen in Schnee übergegangen, so dass uns heute Morgen eine dicke Schneedecke erwartet hat. Bis ich meine Teilnehmer am Nachmittag vom Flughafen abhole ist noch etwas Zeit und der Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück. Es ist in Island übrigens üblich, zum Frühstück verschiedene Heringssalate zu reichen, häufig mit Curry und gesüßt oder mit roter Bete, Nelken und Zwiebeln. Ich kann nur empfehlen, diese zu probieren.

Gegen Mittag schnappten wir uns den Tourbus und befreiten ihn mangels eines besseren Werkzeugs mit einer alten Telefonkarte von Eis und Schnee. Merke – Mietautos in Island haben zwar Spikes an den Rädern aber keinen Eiskratzer an Bord. Der Himmel hatte inzwischen eine bedrohliche Schwarzfärbung angenommen und bildete einen fotografisch interessanten Kontrast zur schneebedeckten Landschaft. Was fotografisch interessant ist, muss nicht notwendigerweise gut für den Verkehr sein und folgerichtig brach wenig später ein regelrechtes Unwetter los. Zum Flughafen ging es nur noch im Schneckentempo vorwärts und wir waren froh, den schemenhaften Umrissen des Vordermanns folgen zu können.



Statt 45 Minuten brauchten wir die doppelte Zeit nur um festzustellen, dass unsere Schneetour völlig umsonst war. Was war geschehen? Nachdem wir zwischendurch immer wieder die nach hinten rückende Ankunftszeit unserer 4 Teilnehmer aus Frankfurt verfolgten, sorgte bald ein kleines Detail für Irritationen. Statt Ankunft in Reykjavik stand plötzlich als Zielflughafen wieder Frankfurt am Display.


Ohje - Lufthansa aus Frankfurt wird wohl nicht ankommen...

Wie wir später erfahren sollten, wurden unsere armen Teilnehmer nach ein paar Schleifen über Island aufgrund des schlechten Wetters wieder nach Frankfurt zurückgeflogen. Von Frankfurt nach Frankfurt in nur 8 Stunden! Morgen müssen wir daher ein bisschen umplanen. Nach ein paar Stunden schafften es zumindest Sabine und Jörg aus Zürich zu landen und mit uns ins Hotel zu fahren. Inzwischen hatte der Schneesturm nachgelassen und Reykjavik begrüßte uns zwar mit Wolken aber glasklarer Sicht. Willkommen in Island! Daher beschlossen wir nach einem kurzen Abendessen uns mit Kamera, Stativ und Bus in die Stadt zu begeben und die ersten Fotoaufnahmen zu machen. Für mich ist das die ideale Gelegenheit, die fotografischen Seiten der Teilnehmer kennenzulernen. Für die Teilnehmer, die Eignung ihrer Kleidung zu prüfen.


Die Harpa bei Nacht lässt sich wunderbar mit Spieglung und Langzeitbelichtung fotografieren.

Nach einer kurzen Einstimmung am Sonnenschiff, konnten wir uns tatsächlich an der Harpa austoben und stimmungsvolle Langzeitbelichtungen mit Spiegelung ausprobieren. Den Abend beschlossen wir dann an der Hallgrímskirkja, dem höchsten Kirchengebäude Islands und natürlich auch das Wahrzeichen von Reykjavik, die übrigens gar nicht so leicht abzulichten ist. Morgen müssen wir früh das Hotel verlassen, damit wir unser Tagespensum schaffen, bevor wir unsere in Frankfurt gestrandeten Teilnehmer hoffentlich einsammeln können.


Einfach super!
Published in Fotoreise Island 2018

Hallo liebe Leser, etwas wehmütig ging es heute um 8.00 Uhr für mich zum Frühstück. Der letzte Workshoptag ist doch immer auch etwas traurig, denn der Abschied aus Island naht und auch die Gruppenteilnehmer treten wieder in alle Richtungen ihre Heimreise an. Nach einer Woche Intensiv-Foto-Workshop, Gruppenaktivitäten und Islandabenteuer ist es nicht leicht. Jeder unserer Teilnehmer machte beim gemeinsamen Frühstück klar, dass er gern noch bleiben möchte. Wären noch keine Rückflüge gebucht und würde die Arbeit zu Hause nicht warten, hätten Jörg und ich sicher viele Verlängerungsanfragen für den Norden bekommen. Aber erstmal wurden natürlich beim Frühstück die Erlebnisse der Nacht besprochen.

Unser Hotel in Reykjavík sorgte für einige Unterhaltung. Gebucht hatten wir 6 gleiche Zimmer. Claudia und Andreas mussten sich im engen Bad mühsam seitlich in die Dusche quetschen. Das war bei Harald und Raphael anscheinend kein Problem – obwohl sie trotzdem unzufrieden und vor allem ungeduscht erschienen. Wie sie uns offenbarten, standen sie mit Shampoo und Duschbad wie Gott sie schuf bereit zum morgendlichen Bade, waren aber mit der komplexen Bedienung der Duscharmaturen anscheinend überfordert. Eine Konsultation des Hotelfoyers war vonnöten. Henning hatte anscheinend aus Versehen den Ballsaal des Hotels zum Schlafen bekommen. Um 9 Uhr waren alle pünktlich zur Abfahrt bereit. Die Schlüssel waren diesmal alle abgegeben und bei Warten auf die Rechnung gingen beim Rezeptionisten 3 Anrufe aus Zimmern ein. Auch wenn ich die Frage nicht gehört habe, konnte ich erahnen worum es ging- die Antwort war immer die gleiche: „Unten beim Abfluss der Dusche sei ein Hebel.....“

Zuerst ging es zum Hafen, von dem man eine tolle Sicht über Reykjavik von der Wasserseite hatte. Alle Teilnehmer schwirrten sofort aus und suchten sich ihre Motive in der morgendlichen blauen Stunde. Claudia perfektionierte weiter ihre neue Methode – den Wischer und weihte Sabine und Andreas in die Geheimnisse dieser Fototechnik ein, Raphael fand zeitgenössische Bemalungen auf einem Molenstein, Harald widmete sich seinem Lieblingsthema der Langzeitfotografie und setzte eine kleine Laterne auf dem Hügel in Szene und Henning war schon wieder an eine kleine geheime Fotolocation verschwunden.


Hafenansicht von Reykjavik

Anschließend fuhren wir über den Hafen zurück zur Harpa, um dort die letzte strukturierte Fotolektion vor Ende des Workshops an der geometrisch spannenden Architektur des Konzerthauses durchzuführen, bevor Jörg die meisten zum Flughafen brachte.

Die Abreise wurde jedoch spannender als geplant, als wir feststellten, dass sich der linke Flügel der Heckklappe unseres Busses nicht mehr schließen ließ. Nach zahlreichen mehr oder weniger gefühlvollen Versuchen die Türen zum Schließen zu bewegen und einigen akrobatischen Manövern, in denen mehrere Akteure auftraten (Kofferraum, Henning und die Jörgs im selbigen, Koffer und Taschen etc.) kam uns eine gewagte Idee. Nämlich der Verschluss der Tür durch geeignete Bindematerialien und anschließender Transfer zum Flughafen. Aufgrund der Gefährlichkeit dieser Idee sowie aus Mangel geeigneter Materialien verwarfen wir diesen Gedanken jedoch wieder. Schließlich hätte sich die Hintertür während der Fahrt öffnen und sämtliches Fotoequipment über die Ringstraße purzeln können. Wir entschieden uns daher als letzte Lösung vor Organisation eines Taxis unsere Mietfirma anzurufen, die auch wenig später bei uns erschien. Und die hatten dann den rettenden Gedanken. Nämlich die Tür durch geeignete Bindematerialien zu fixieren und zum Flughafen zu fahren. Ok – genial.


Innenansicht der Harpa. Trotz unserer Türpanne haben wir die Zeit noch genutzt.

Fairerweise muss man aber sagen, dass unser isländischer Helfer ca. 100 Kabelbinder mitbrachte und diese auch fast vollständig in Form einer Kabelbinder-Girlande zum Festmachen der Tür einsetzte. Dann stattete er mich noch mit einem Cuttermesser aus, damit ich die Koffer am Flughafen wieder aus dem Auto bekommen kann. Das nenne ich Organisation. Die restlichen Kabelbinder durfte ich auch behalten. Ich liebe Kabelbinder und sie wandern nun in meine ständige Island-Ausstattungskiste. Danke!

Die Teilnehmer, die sich nicht dem Auto widmeten, nutzen die Gelegenheit die letzten Tipps von mir zu bekommen. Es wurde mit extremen Ansichten und Spiegelungen experimentiert und Harald stellte wieder mal fest, dass immer das erste und das letzte Foto das Beste sei. Er könne sich also das nächste Mal den mittleren Teil einfach sparen. Dann kam der tränenreiche Abschied. Alle herzten um umarmten sich. Es ist schon verrückt, wie nah ein eine gemeinsame Leidenschaft, ausgesprochen viel Humor und ein charakterstarkes Land verbinden kann. Eine wundervolle intensive Fotoworkshopwoche ging langsam ihrem Ende entgegen. Jörg fuhr die Teilnehmer zum Flughafen und ich beendete mit den verbliebenen Teilnehmern den Fotoworkshop mit einem Fotospaziergang durch Reykjavik. Der Stadtsee Tjörnin mit seinen Singschwänen, Enten und Seevögeln, sowie das moderne Rathaus, die beheizte Hauptstraße mit den vielen Geschäften und das bekannte Wahrzeichen, die Halgrimskirkja waren unsere Fotomotive. Über Reykjavik braute sich ein Unwetter zusammen und die Verabschiedung von Harald und Raphael war im wahrsten Sinne des Wortes stürmisch.

Die vielen lobenden und herzlichen Worte aller Teilnehmer rührten mich und Jörg sehr und zeigen uns, dass es unseren Fotografen mit uns in Island offensichtlich sehr gefallen haben muss. Die Fragen nach einem Folgeworkshop rannten bei mir offene Türen ein. Wir bedanken uns für Euer Vertrauen, die schönen gemeinsamen Stunden und hoffen wir konnten einen fotografischen Stein ins Rollen bringen. Danke an alle!

Morgen werden wir aufbrechen und die Lage im Norden Islands sondieren. Mal sehen – vielleicht gibt es bald einen Winterworkshop in Nordisland…

Published in Fotoreise Island 2018
Samstag, 22 Februar 2020 02:47

Reise mit Hindernissen

Hallo zurück zu unserem offiziellen Workshop-Start mit unserer abendlichen Tour durch Reykjavík. Vorher haben wir allerdings noch Einiges zu erledigen wie Taschen umpacken, einkaufen und unseren Reiseblog vorbereiten. Carola und Doris nutzten die Zeit und begaben sich auf eine Streiftour durch die Stadt. Das Wetter ist wunderbar mit ein paar Wolken, wenig Wind und wunderbarer Sicht, so wie sie man nur im Winter erleben kann. Eigentlich war geplant, unser nächstes Tourmitglied, nämlich Elena, am Nachmittag in Empfang zu nehmen. Doch daraus wurde erstmal nix, denn Elena legte einen unfreiwilligen Besichtigungstag am Kopenhagener Flughafen ein, nachdem ihr Flugzeug wegen eines technischen Defekts erst 6 Stunden später als geplant weiterfliegen konnte.

Unsere Räum-und Schreibaktionen nahmen uns so sehr in Anspruch, dass wir ein wenig die Zeit aus den Augen verloren hatten. Trotzdem musste der Einkauf noch erledigt werden, denn Fotografieren im eisigen Wind macht irgendwann hungrig und ein warmes Süppchen unterwegs, lässt die kalten Zehen und Finger schnell vergessen. Wir schwangen uns also in unser Reisevehikel und machten uns kaum Hoffnung, die ausgemachte Zeit für das Abendbrot noch zu schaffen. Sicherheitshalber überprüften wir nochmal die Strecke zum Bonus, dem isländischen Discounter, denn unser Versorgungszentrum lag auf halber Strecke zum Flughafen. Zumindest dachten wir das. Etwas überrascht stellten wir fest, dass der nächste Laden quasi auf der Rückseite unseres Hotels liegt und so konnten wir nach 200 Metern rasanter Fahrt das Fahrzeug auch schon wieder verlassen. Ich glaube, die Leute vor der Hotelrezeption, die auf den nächsten Bus warteten, werden sich etwas gewundert haben.

Ausgestattet mit Reiseproviant und Ersatz für einige daheim gebliebene Artikel des täglichen Bedarfs (Tannkrem für uns und Mousse für Carola) machten wir uns dann pünklich auf zum Abendessen, leider ohne Elena, die wahrscheinlich zum zehnten mal das Innenleben des Flughafens Kopenhagen inspizierte. Da dieser Zeitpunkt auch den Start des Workshops markierte, legte sich Carola mächtig ins Zeug, um einige grundlegende Fragen rund ums Fotografieren zu diskutieren. Ich weiss nicht genau, wie es passierte, aber irgendwann ertappte ich uns dabei die hyperfokale Distanz anhand eines Arrangements unserer Biergläser zu veranschaulichen.

Aber natürlich wollten wir noch etwas Praxis erleben und machten uns bald auf, um Reykjavík im Dunkeln zu erkunden. Dieser Einstieg in den Workshop stellt nicht Wenige vor Herausforderungen. Zum einen sind die Lichtverhältnisse schwierig und zum anderen macht das Agieren im Dunkeln die Bedienung von Kamera und Stativ schwierig.


Nicht nur das gesamte Gebäuder der Harpa sondern auch Details der Fassade können fotografisch interessant sein.
Eine Ausstellung am Vorplatz macht nachdenklich. Sie zeigt Landschafts- und Tierfotografien von Snæfellsnes bevor ein großes Wasserkraftwerk errichtet wurde. Die Zerstörung der Natur geht den heimatliebenden Isländern sehr zu Herzen.

Zum Glück war es heute praktisch windstill und so konnten die ersten Fotolektionen in Ruhe angegangen werden. Nach der Sonnenfahrt und der Harpa war noch etwas Zeit für die Perlan, den Wasserspeicher Reykjavíks, der mit dem 85°C heißen Geothermalwasser die Stadt mit Energie versorgt aber keineswegs ein reiner Zweckbau ist. Vor allem das Farbenspiel der Außenfassade, die futuristische Glaskuppel und die Aussichtsplattform mit 360° Rundumsicht machen das Gebäude zu etwas Besonderem.


Detail der Perlan, dem großen Geothermalwasser-Speicher Reykjavíks.

Das Innere beherbergt das Saga-Museum sowie zwei Restaurants. Müde und ein wenig durchgefroren setzten wir Carola und Doris am Hotel ab und begaben uns zum Flughafen, wo nun endlich Elena ihren langen Reisetag beschließen sollte. Und tatsächlich, nach einer Reisezeit, in der man auch locker mit einem VW Käfer von Klein-Wulferode nach Barcelona hätte fahren können, tauchte Elena in der Ausgangstür des Flughafens auf und wurde herzlichst von uns empfangen. Sie war auch die Erste, die unser eingebautes Bus-Bistro genießen konnte und versorgte sich erstmal mit Wurst und Brot, während wir zum Hotel düsten.

Zwischen Flughafen und Reykjavík liegt eine relativ dunkle Strecke entlang der Bucht von Reykjavík. Ideal um eventuell auftauchende Wale (im Wasser) oder Nordlichter (über dem Wasser) zu entdecken. Und tatsächlich! Schwach aber dennoch deutlich zu sehen, tanzten ringförmige Lichter am dunklen Firmament. So musste die arme Elena noch eine weitere Unterbrechung erleben, denn das ließen wir uns nicht entgehen und machten eine Fotopause auf einer Seitenstraße. Leider ließ das Polarlicht in demselben Maße nach wie der Wind zunahm und bald gaben wir auf und fuhren nun endlich ins Hotel. Morgen wartet schon die Halbinsel Reykjanes auf uns und wir begeben uns ins Zentrum des derzeit mächtig rumorenden Vulkans an der Südwestküste. Ich bin gespannt!

Published in Fotoreise Island 2020
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