Fjaðrárgljúfur

Donnerstag, 18 Januar 2018 21:27

Tag 6 : Am Strand

Heute hatten wir einen Reisetag mit vielen kleinen Fotostopps geplant, da wir eine längere Strecke bis Vík í Mýrdal an die Südküste fahren wollten. Für Raphael ging der Tag wie auch gestern etwas früher los. Nicht etwa, weil er noch Hausaufgaben erledigen musste, sondern weil er schlicht und einfach nicht daran gedacht hatte, das eine Stunde Zeitverschiebung einzurechnen ist. So hatte er wenigstens das Frühstücksbuffet für sich allein. Im Dunkeln ging es also los auf der Ringstraße Richtung Westen. Relativ schnell mussten unsere Teilnehmer im Bus wieder die Scheiben freikratzen, um etwas sehen zu können - und zwar von innen! Heute konnte man sich im wahrsten Sinne des Wortes seine vier Buchstaben abfrieren. Als kleine Aufgabe mussten heute unter anderem Gräser vor schwarzem Untergrund fotografiert werden.


Modern und passend für das Hotelfoyer. Eine super Aufnahme mit ein bisschen experimentieren. Großartig!

Harald legte sich wieder richtig ins Zeug beziehungsweise auf den Boden. Das nenne ich mal Einsatz! Nach einem weiteren Stopp hielten wir an einem kleinen aber sehr hübschen Wasserlauf mit kleinen Stufen, an dem sich unsere Teilnehmer mit Linienführung, Langzeitbelichtung, Vordergrundbetonung, Makro und so weiter austoben konnten. Hier trat auch der sogenannte Magneteffekt wieder auf. Anscheinend wirkt ein Qualitätsfotohalt unserer Gruppe magnetisch auf Touristenautos, die sonst einfach vorbeigefahren wären.


Der kleine Wasserlauf mit Langzeitbelichtung gut in Szene gesetzt.

Obwohl wir zu Beginn für uns allein waren, sah schon kurze Zeit später die Haltebucht aus wie ein Supermarktparkplatz am Freitagabend. Ein Phänomen, was wir schon häufiger während unserer Reise erlebt hatten. Vordergrundbetonung war auch Motto des „Kirchenpflasters“ in Kirkjubæjarklaustur bevor wir uns zur Schlucht Fjaðrárgljúfur begaben.


Die Basaltsäulen von Kirkjubæjarklaustur mal ganz anders in Szene gesetzt.

Letztes Jahr noch waren wir die einzigen Besucher des malerischen Canyons. Diesmal tummelten sich aber zahlreiche vor allem jüngere Touristen an diesem interessanten Ort, da die Generation-Selfie durch das Video zu Justin Biebers Song „I’ll show you“ darauf aufmerksam gemacht wurde. Harald fand die ganze Szenerie offenbar auch sehr umwerfend, denn er begab sich schon wieder zu Boden. Diesmal allerdings unfreiwillig, als er auf dem spiegelglatt überfrorenen Weg ausrutschte. Glücklicherweise kam er mit dem Schrecken davon, aber sein Objektiv hat leider gelitten. Trotzdem: besser Glas als Knochen.


Schönes Detail in der Schlucht Fjaðrárgljúfur.

Nach der Schlucht mussten wir uns allerdings sputen, den schwarzen Strand von Vik zu erreichen. Ich hatte die Teilnehmer schon im Bus über die Gegebenheiten der Location aufgeklärt und mögliche Motive und Objektivauswahl, sowie Schwierigkeiten angesprochen, damit die Teilnehmer direkt vor Ort gleich loslegen konnten. Es waren wieder 4 Großbusse und zahlreiche Jeeps vor Ort. Am Strand wimmelte es nur so von Touristen. Unsere Fotografen hatten die Aufgabe bekommen, freie Sicht möglichst gleich zu nutzten und schwirrten sofort aus. Jeder machte sich nach persönlicher Vorliebe entweder an Makrofotografie und Srukturen oder an die Teleaufnahmen der berühmten Reynisdrangar Felsen.


Reynisdrangar - oder auch versteinerte Trolle im Meer in der Nähe von Vik.

Ein Blick ging immmer auf die nahenden Riesenwellen, die gefährlich nah herankamen . Mit vollem Körpereinsatz legten sie ich auf den Boden, knieten im nassen Sand oder nutzen die heranrollenden und auch die abfließenden Wellen um Linien in das Landschaftbild zu bekommen und damit Tiefe und Perspektive zu erzeugen. Wie bei den Erdännchen wurde eine Wache positioniert um die Anderen vor dem Raubvogel ähm der Wellenintensität zu warnen. Fast alle kamen aber trockenen Fußes zurück zum Auto. Henning hatte einen besonderen Vorteil, seine Schuhe sind wasserdicht und somit brauchte er nicht vor den Wellen wegzurennen, sondern blieb einfach stehen. Da zeigt sich wieder- wähle deine Ausrüstung mit Bedacht!


Die herrlichen Steine am Strand von Vik.

Nachdem alle Motive im Kasten waren ging es für das letzte Licht noch mal nach Dyrhólaey mit Leuchtturm und dem natürlichen Felsentor im Meer. Da nahmen einige Teilnehmer waaghalsige Standpunkte ein, um fotografisch mehr Tiefe im Bild zu bekommen und Kanten von unterschiedlichen Motive zu trennen. An dieser Stelle möchte ich bemerken - die Schilder und Absperrungen stehen nicht ohne Grund an den gefährlichen Stellen und sollten natürlich auch beachtet werden. Kein Foto der Welt ist es Wert sein Leben dafür zu lassen! Eine weitere Fotoaufgabe beschäftigte sich mit den Negativraum und die Teilnehmer nutzten den Leuchttum um die gestellte Aufgabe umzusetzten. Dann ging es durchgefroren zum Icelandair Hotel nach Vik. Nach einem leckeren Essen, befassten wir uns wieder mit der Bildbesprechung, Analyse und auch Theorie. Morgen geht es auf dem Golden Circle zum Þingvallavatn über den Gullfoss zum Geysir, an dem wir direkt auch im Hotel nächtigen werden. Odin, der Wettergott ist uns wohlgesonnen und somit sollte es wieder ein ereignisreicher Tag werden.

Published in Fotoreise Island 2018
Mittwoch, 26 Februar 2020 08:40

What a day!

Liebe Islandfreunde, wir haben heute eine Gastautorin. Carola unsere Mitfotografin hat uns heute einen Beitrag geschrieben, um ihre Begeisterung für die heutigen Erlebnisse auszudrücken. Das war aber auch wirklich beeindruckend! Aber der Reihe nach. Wir hatten uns schon gestern abend verabredet, heute morgen zeitig zur blauen Stunde zur Diamond-Beach zu fahren bevor wir das Hotel verlassen. Gesagt - getan! Nach einem schnellen Frühstück verstauten wir unsere Fotorucksäcke und Fotografen im Auto (erster hinten im Kofferraum, letztere in der Fahrgastzelle (wo denn sonst?) und brachen in der Morgendämmerung gen Osten auf. Auf der Straße angekommen, blies uns der Wind fast von derselben. Wir hatten es mit einem veritablen Sturm zu tun und der Wind fegte Schneeschwaden über die Straße, so dass wir kaum den Weg erkennen konnten. Auf der Stirn von Jörg brachen Schweißperlen aus, vor allem, nachdem auf einigen Brücken halbmeterhohe Schneewehen unser Fahrzeug ins Schlingern brachten. Als wir wohlbehalten am Strand ankamen, fragten wir uns, ob wir überhaupt wieder zurückkämen. Von diesen Gedanken ließen wir uns aber zunächst nicht behelligen und unsere Teilnehmer nutzen die Morgenstunde und die aufgehende Sonne, um die Eisbrocken aufs Korn zu nehmen. Rainer beschäftigte sich besonders intensiv mit einem einzigen Eisblock, so daß wir heute beschlossen haben, dem Eisblock einen Namen zu geben. Horst, wollte einfach nicht so in die Wellen, wie Rainer das gern gehabt hätte und schließlich mußten wir ihn am Strand zurücklassen. Der Rückweg verlief aber reibungslos, wenn man von dem kleinen Stau auf einer Brücke aufgrund eines steckengebliebenen Fahrzeugs absah. Puh - nochmal gut gegangen.


Es ist erstaunlich. Bei diesen rauen Bedingungen fangen Pflanzen an zu blühen. Ich weiß leider nicht, worum es sich handelt, aber es gab massenweise davon. Wenn jemand einen Tipp hat, bitte bei mir melden.

Wir sammelten Carola im Hotel ein und begaben uns wieder auf die sturmgepeitschte Piste. Sonne, Schnee und Wind formten ein bizarres und faszinierendes Gemälde und wir machten bald Halt um nochmal die malerischen Berge in einer Wasserspiegelung abzulichten. Der Wind haute uns die Eiskörner um die Nasen. Carola beschreibt die Situation so:Das ultimative Islanderlebnis: aussteigen, Motiv suchen, die ersten Fotos machen. Der Wind fegt über das Land, es ist deutlich kälter geworden.



Aufschrei! Rainer irrt auf der Strasse herum, leicht verzweifelt ertönen die Worte: meine Brille, meine Brille! Der Wind entreisst ihm Kappe und Brille, ca. 20 Meter weiter kann Jörg beides retten. Alles gut? Jaaaaa, hinlegen, umdrehen, ruhig bleiben. Es schneit und windet in ungeahnten Dimensionen, Abenteuer pur. Foto machen, wegdrehen, Kamera „sichern“,  frieren, an Motiv dranbleiben, neu fokussieren, wegdrehen, die anderen sehen, nicht sehen. Einfach toll! Durchgefroren aber glücklich steige ich wieder in den Bus: Natur pur mit voller Wucht. Ich geniesse diese Momente in denen ich spüre, dass die Natur dominiert, mir immer wieder meine Grenzen aufzeigt. Und dies eingebettet in dieser wunderschönen, friedlichen und zugleich energetischen Landschaft.


Islandfeeling pur, rau und ungezähmt aber wunderschön. Spontaner Fotostopp an der Straße

Tja - Carola war hin und weg. Wir sausten weiter gen Westen und stoppten noch an einem kleinen Wasserfall am Rande der Straße. Ich war etwas enttäuscht, denn ich kannte es nur so, dass unser haltendes Fahrzeug jede Menge andere Touristen anlockt, weil diese glauben, etwas zu verpassen. Aber diesmal zogen alle Autos vorbei und wir hatten den Fotospot für uns allein.


Gestern erklärte uns Ragnar, dass heute Kostümfest in Island ist und die Kinder sich verkleiden. Tatsächlich liefen uns den ganzen Tag über, nicht ganz normal gekleidete Personen über den Weg. Hier im Supermarkt

Hinter Kirkjubæjarklaustur bogen wir rechts zum
Fjaðrárgljúfur ein, besser bekannt als Justin-Bieber-Schlucht. Im Jahr 2017 wurde diese Schlucht geschlossen, weil es einen Touristen- bzw. Fanansturm auf diese Sehenswürdigkeit gab, nachdem der Sänger in einem Musikvideo auf den Rändern des Canyons herumsprang. Angeblich wurde die Attraktion touristisch aufgearbeitet, wobei ich nicht wirklich gesehen habe wo. Die Toilettenhäusschen waren vorhanden und wie die Jahre zuvor geschlossen, es gab eine Absperrung mehr und das war es. Nun gut.


Die Justin-Bieber-Schlucht, der Canyon Fjaðrárgljúfur ist wieder geöffnet.

Nach einem Imbiss (inwzischen sind wir Profis für Brokkoli- und Tomatensuppen und können auch eine Gourmet-Selektion asiatischer Nudelsuppen anbieten) fuhren wir weiter zu unserem heutigen Endziel, Vík. Diesmal fuhren wir jedoch zu erst den östlichen Strand an, von dem man einen herrlichen Blick auf die Felsentrolle hat, das Motiv, welches man auch von den Postkarten der Gegend kennt. Besonders der Vordergrund lieferte interessante Perspektivmöglichkeiten und konnte bewusst ins Bild gesetzt werden, um eine moderne Ansicht zu erzeugen.


Die Basaltseestapel Reynisdrangar oder auch die Felsentrolle bei Vík

Aufgrund des guten Wetters entschieden wir uns auch noch das Felsentor an der Hlabinsel Dyrhólaey anzufahren. Die Auffahrt war gesperrt, denn zu viele Fahrzeuge bleiben im Winter an den steilen unbefestigeten Serpentinen hängen (so wie wir im letzten Jahr), aber es gibt einen Aussichtspunkt am Fuß der Klippen. Dort kann man markante Lavabecken und Basaltsäulen bewundern, allerdings ist der Blick durch das Felsentor aufgrund des ungünsigen Winkels nicht möglich. Dennoch einen Ausflug wert! Den Abend beschlossen wir im Icelandair-Hotel, diesmal auch mit einer ausgiebigen Bildbesprechung. Mal sehen, was uns der morgige Tag bringt!

Published in Fotoreise Island 2020
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