28
Feb

Das Beste kommt zum Schluss

Für drei unserer Teilnehmer wird das heute der letzte Tag unserer Fotoreise ins winterliche Island sein. Mal sehen, was er uns bringt. Nach einem zeitigen Frühstück im schönen Icelandair-Hotel von Vík packten wir in Schneegestöber unsere Koffer ins Auto. Komisch, eigentlich war nur etwas stärkerer Wind vorhergesagt. Aber schon bei der Abfahrt merkten wir, dass es vielleicht etwas mehr war, denn die Windstärke war ordentlich und über die Straße geblasener Schnee machte die Sicht schwierig. Wir gewannen erstmal Land und am Skogafoss war die Sicht wunderbar klar. Deswegen nahmen wir uns viel Zeit, den imposanten Wasserfall richtig ins Bild zu setzen.



Pünktlich um 10 Uhr rollten die ersten großen Touristenbusse an und wir hatten sogar einiges zu lachen über die Instagramm und Youtube-Poser, die ihre mehr oder weniger einstudierte Choreographie mit zweifelhaftem Erfolg filmten. Dann ging es weiter zu einem Überraschungsstopp, dem Bauern- und Eventhof Friðheimar, der neben der Pferdezucht auch Islands zweitgrößter Produzent für Tomaten und Gurken ist. Ja- richtig gelesen. Wir betraten das Showgewächshaus, dass sehr durchdacht und modern in so etwas wie ein Eventgasthof umgebaut worden war. Zwischen zahlreichen Reihen mit Tomatenpflanzen konnte man Platz nehmen und Dinge rund um Tomate und Co. zu sich nehmen, angefangen über die leckere Tomatensuppe, über Tomatenmarmelade, Tomatenkaffee und Tomatenbier sowie alle Arten von Maries (Bloody Mary, Happy Mary, Healthy Mary etc.)


So sieht das Tomatensuppenbuffet im Tomatengewächshaus von Friðheimar aus. Sehr leckter alles.

Das besondere jedoch ist das Ambiente zwischen langen Reihen meterhoher Pflanzen die von eifrigen Hummeln bestäubt werden und teilweise schwere Trauben von Tomaten trugen (die Pflanzen, nicht die Hummeln). Wir ließen uns erzählen, dass der Standort 1000 Kilogramm Tomaten pro Tag produziert und fast ausschließlich Island beliefert. Unsere Tomaten aus dem isländischen Discounter "Bonus" kamen natürlich auch von Friðheimar.


Was man nicht alles aus Tomaten machen kann...

Das Wetter blieb weiter ungemütlich, windig und kalt. Wir setzten unsere Fahrt fort, um gegen Nachmittag am Gullfoss, dem goldenen Wasserfall, einzutreffen. In diesem Winter, waren der Flußlauf der Hvíta und die Kaskaden selbst, mindestens so stark zugefroren, wie unsere Finger nach drei Aufnahmen. Wir ließen uns den Spaß aber nicht nehmen, denn schließlich sind wir nicht zum Urlaub hier, sondern um unsere fotografischen Fähigkeiten zu trainieren. Rainer zeigt sich begeistert von den recht speziellen Fahrzeugen auf dem Parkplatz, der Interessierte zu Schneemobil-Touren bringt.


Unsere weitere Reise führte uns dann zum Strokkur im Heißwassertal Haukadalur. Da es oft zu Mißverständnissen bezüglich des Namens kommt, hier noch eine Kurzdarstellung. Auf dem Gelände liegt der Große Geysir, der Namensgeber für alle Geysire weltweit ist. Dieser war längere Zeit inaktiv, bricht seit einem Erdbeben im Jahr 2000 immer wieder mal aus. Der Strokkur jedoch tat uns alle Ehre und bescherte uns ein paar schöne Ausbrüche. Auch die blau-türkisen Becken auf dem Gelände können ein schönes Motiv darstellen.


Eines der Geothermalbecken auf dem Gelände des Großen Geysirs

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns direkt nach Keflavík zu unserem Hotel zu fahren. Immerhin mehr als 2 Stunden Fahrt und wir wollten ja auch noch ein Abendessen zu uns nehmen.  
Also ließen wir den Nationalpark rechts liegen und fuhren auf der 35 Richtung Ringstraße. Dort erlebten wir unsere erste Überraschung. Im Gegensatz zur Nebenstraße herrschte starker Wind und sehr schlechte Sicht, denn Böen trieben massenweise Schnee über die Straße. Komisch, so schlechtes Wetter hatten wir tagsüber nicht. In Hveragerði, was aufgrund seiner Tallage noch gut zu erkennen war, entschieden wir uns zur Weiterfahrt, denn nach Reykjavík war es nicht mehr weit. Doch was war das? Kaum über den Paß wurden die Bedingungen rasant schlechter. Bald schlich Jörg mit Schrittgeschwindigkeit an der Mittelleitplanke entlang, denn die Schneepflocken auf der rechten Seite, waren kaum noch zu sehen. Es wurde langsam dunkel. An einer der seltenen Tankstellen driftete Jörg nach rechts und entlockte uns einen kleinen Aufschrei. Aber er ging nur auf Nummer sicher und ließ eine anderes Auto vorbei, um sich an dessen Stoßstange zu hängen. Und das war gut. Bald merkten wir, dass die Straße nicht geräumt war und Schneewehen das Fahren immer schwieriger machten. Einige dunkle Autos hatten schon erkundet, wie tief der Schnee am Straßenrand war. Nur noch 10 km vor Reykjavik war nicht einmal mehr das vorausfahrende Fahrzeug zu erkennen. So ein Mist!
Wir krochen entlang der vermeintlichen Fahrspur entlang und atmeten erleichtert auf, als die Hauptstadt in Sicht kam. Puh - gerade nochmal gut gegangen. Reykjavik war von Schneemassen bedeckt. Selbst in der Stadt, waren die Straßen voll von Schnee und wie wir später lasen, kam es zu zahlreichen Unfällen und vom Fahren in der Stadt wurde abgeraten.


Wir hatten nur noch den Weg von 45 Minuten Richtung Flughafen zu fahren und natürlich war auch diese Strecke nicht einfach. Zu unserer Erleichterung bewältigten wir den Weg zum Restaurant ohne Probleme und ließen uns das Abendbrot schmecken. Jetzt nur noch die 450 Meter zum Hotel und der lange Tag wäre zu Ende. Tja - was soll ich sagen? Als wir die Stichstraße zum Hotel nehmen wollten, war diese nicht geräumt. Mit etwas Anlauf sollte es aber gehen, dachten wir zumindest. Natürlich blieben wir stecken! 200 Kilometer im schlimmsten Sturm waren wir durchgekommen und so kurz vorm Ziel aufgeben? Nicht mit uns! Alle stiegen aus und schaufelten fleißig mit Händen, Füßen und Eiskratzer die Schneeverwehungen weg, ein bisschen vorn geschoben, ein bisschen hinten gedrückt und schwupps - wir waren wieder frei.



Abends konnten wir im Rooftop-Pol unter freiem Himmel unsere erfolgreiche und sichere Ankunft genießen. Wahnsinn!