Gewächshäuser

Montag, 09 Januar 2017 21:12

Tag 3 : Auf ins Abenteuer

Etwas überraschend für unsere Teilnehmer ging es heute bereits im Stockdunkeln los auf unsere erste größere Etappe auf der Ringstraße 1 Richtung Vik y Myrdal. Unterwegs erwischte uns Schneeregen aber an unserem ersten Stopp, den stimmungsvoll gelb-gold beleuchteten Gewächshäusern in Hveragerði waren fast alle Wolken weg. Die Gewächshäuser, in denen man sogar Bananen- und Feigenpflanzen entdecken konnte, prägen vor allem in der blauen Stunde vor Sonnenaufgang das Erscheinungsbild des Ortes. Christa hat hier viel Kreativität gezeigt und mit ungewöhnlicher Perspektive das Beste aus der schwierigen Lichtsituation gemacht.


Christa Fischer : Gewächshaus in Hveragerði

Nach den Gewächshäusern wurden wir im nahen Geothermalgebiet mit einem fantastischen Sonnenaufgang belohnt, der den rötlichen Boden vor den dampfenden heißen Quellen kraftvoll verstärkte.

Anschließend brachen wir auf, um uns entlang der Ringstraße Richtung Seljalandsfoss zu begeben, der in diesem Winter leider nicht (teilweise) eingefroren ist. Besonders mutige und gegen Wasser geschützte Kursteilnehmer wagten sich auf den Rundweg um den Wasserfall herum, um wenig später vollständig nass aber glücklich wieder zu uns zu stoßen. Als Belohnung für Ihre abenteuerliche Fotowanderung hinter den Wasserfall gab es von uns warmen Tee und Knabbereien serviert. Wir nahmen anschließend direkt Kurs Richtung Skogafoss. Bis dahin kamen wir allerdings nicht so schnell. Den ganzen Tag hatten wir schon nach Islandpferden Ausschau gehalten und entdeckten erst spät eine perfekt vom letzten Sonnenlicht beleuchtete Herde vor den steilen Hängen des Raufarfell. Da es keinerlei Zäune gab, konnten wir auf Tuchfühlung gehen und die Tiere mit den langen vom Wind zerzausten Mähnen aus nächster Nähe fotografieren.


Christian Roman : Neugieriges Islandpferd

Der 60 m hohe Skogafoss präsentierte sich abends bereits im Schatten der umliegenden Höhenzüge (leider auch mit einigen Photobombern in Form von anderen Touris mit neonfarbener Winterkleidung). Aber das machte nichts, denn wir hatten noch etwas ganz besonderes für die Nacht geplant. Also machten wir uns auf den beschwerlichen Weg von 50 Metern und bezogen erstmal unser Hotel mit Blick direkt auf den Wasserfall, nahmen eine behagliche Dusche und wärmten uns zusätzlich innerlich mit typisch isländischer Küche auf: Lammeintopf, Kabeljau, Burger von der Kuh und Lammkeule vom Bauern nebenan (gewissermaßen). Und dann ging es los. Wir packten unsere Fotorucksäcke, nahmen unsere Stative und machten uns erneut auf zum tief im Dunkeln verborgenen Wasserfall. Wir verraten an dieser Stelle nicht zu viel, aber hier seht ihr ein Ergebnis unserer Nachtwanderung.


Skogafoss bei Nacht

Den anstrengenden aber ergebnisreichen Tag haben wir mit einem gemütlichen Umtrunk und netten Gesprächen verabschiedet.

Published in Fotoreise Island 2017

Nach einer kurzen aber ruhigen Nacht ging es heute ganz zeitig um 7 Uhr zum Frühstück. Nachdem wir alle verfügbaren Möglichkeiten durchgesprochen hatten, haben wir uns entschieden, den Tag leicht gestrafft so durchzuziehen wie geplant. Gegen Nachmittag wollten wir dann die Sturmflieger in Keflavik am Flughafen einsammeln und am Abend gemeinsam am Skogarfoss stehen. Das hat natürlich unsere kleine Workshopgruppe vor Ort gefreut und so machten wir uns sogar überpünktlich mit 8 Minuten Vorsprung auf die Piste in Richtung Süden.

Voller Tatendrang ging es tief im Dunkeln Richtung Hveragerði und ich stimmte die Teilnehmer schon mal über das Mikrofon (ja wir lernen auch dazu) auf die fotografischen Gegebenheiten vor Ort ein. Nach nur 45 Minuten hatten wir den Ort erreicht und es ging direkt mit Stativ und Kamera bepackt an die richtige Belichtung der beleuchteten Gewächshäuser. Sehr bedacht keine Spuren in den Schnee zu treten haben sich die Workshopteilnehmer sehr rücksichtsvoll immer wieder abgesprochen, wer wo stehen möchte und wie man sich positionieren kann, so dass man niemanden behindert. Was bei 3 Teilnehmern noch gut funktioniert wird bei 7-9 Fotografen durchaus zu einer logistischen Meisterleistung.


Gewächshaus zur blauen Stunde in Hveragerði

Der eiskalte Wind zog seine Bahnen über dem Schnee und schob uns immer wieder eisige Wolken über das Motiv. Leider nur nicht immer zur richtige Zeit und so mussten wir Fotografen auf Wind hoffen oder uns selbst Wind machen. Der Himmel färbte sich langsam von schwarz zu dunkelblau und der erhoffte Effekt von gelb-orange beleuchteten Gewächshäusern verstärkte sich in der blauen Stunde auf das Maximum.


Nach einer kurzen Rast im von einer Erdbebenspalte durchzogenen Einkaufszentrum von Hveragerði fuhren wir auf der Ringstraße weiter Richtung Seljalandsfoss. Der schöne Wasserfall liegt direkt an der Ringstraße und besteht eigentlich aus 3 Wasserfällen, die in einigem Abstand an einer Felswand hinabstürzen. Da alle guten Dinge offenbar 3 sind, gibt es auch 3 Besonderheiten. Zum einen befindet sich der Besucher nicht oberhalb des Wasserfalls, sondern dort wo die Wassermassen mit ungeheurer Wucht auf den Boden treffen. Außerdem ist es im Sommer möglich, um den Wasserfall herumzugehen.


Details am Seljalandsfoss

Der vereiste Klettersteig war allerdings gesperrt. Die dritte Besonderheit ist schon fast ein kleines Geheimnis. Denn der letzte der Wasserfälle stürzt innerhalb eines Canyons nach unten, den man im Sommer betreten kann und ein ausgesprochen malerisches Motiv ergibt. Allerdings ist die Beleuchtung im Winter ungünstig, da der Wasserfall auf der der Sonne abgewandten Seite liegt und durchaus eine fotografische Herausforderung darstellt. Die steigende Anzahl der Touristen kommt erschwerend hinzu. Es wurde mit Graufiltern und Big Stoppern experimentiert, auf dem eiskalten Boden gerobbt um zugefrorenen Gräser im Detail darzustellen und über die Schönheit der Natur gestaunt. Allerdings ist uns aufgefallen, dass es zu den letzten Jahren eine Veränderung gibt, die Isländer haben durchaus erkannt, was Touristen brauchen und reagieren dementsprechend. Sie brauchen vor allem mehr Regeln – es gibt mehr Schilder und einen Parkticketautomat für stolze 700 ISK. Aber sollten die Touris frieren oder Hunger haben ist auch gesorgt, neuerdings gibt es eine Souvenir und Pulloverhütte und einen Imbisswagen. Was mir vor 10 Jahren in Islands Natur völlig undenkbar schien, ist jetzt die Realität.

Weiter ging es im Eiltempo entlang der Südküste zu einer ganz besonderen Pferdeweide. Der Besitzer ist Besuchern nicht abgeneigt, vertraut seinen Pferden offensichtlich sehr und lässt seine große Herde schon seit vielen Jahren auf der Weide mit offenem Gatter grasen. Die besten Voraussetzungen also um schöne Pferdebilder ohne störenden Zaun zu bekommen. Was anfänglich ganz einfach aussah, stellte sich doch als schwieriger heraus, da die Tiere ein unglaubliches Interesse an uns zeigten, mehrere große Pferde mit kleineren Fohlen kamen ganz nah heran, gingen auf Tuchfühlung, beschnüffelten, beknabberten und beschleckten und die Teilnehmer mussten schnell umdisponieren und sich auf Nahfotografie und Weitwinkel einstellen. Wir waren umzingelt von den schönen und neugierigen Tieren und überall sah man nur dickes Fell zwischen strahlenden Touristen und Fotografen stehen. Was für ein wunderschönes Erlebnis. Als Dank hatten sich die stolzen Islandpferde ein Eis ausgesucht ; Marke festgefrorener Kotflügel und Scheibenwischer. Für uns also eine kostenlose Autowäsche.


Unsere Pferdewaschanlage auf dem Weg zum Skogafoss

Anschließend ging es weiter zum Skogafoss, wo wir mit den Teilnehmern eine weitere Fotosession einlegten den leeren Bus zurück nach Reykjavik schickten, um endlich den Rest unserer Gruppe abzuholen.


Der malerische Skogafoss ist im Winter stark vereist.

Nach einem leckeren Abendbrot und einer lockeren Vorstellungsrunde waren alle noch bereit, unseren spannenden abendlichen Programmpunkt zu absolvieren. Und das hat sich mehr als gelohnt. Der Skogafoss liegt in einem Felsenkessel und ist ebenfalls ebenerdig zu erreichen. Gegen 22 Uhr sattelten wir gewissermaßen unsere Fotorucksäcke und begaben und gespannt Richtung Wasserfall der in der stockdunklen Nacht kaum auszumachen war. Nach einigem Hin und Herr und sortieren von Stativen, Teilnehmern und Touristen probierten wir uns an Fotos mit Langzeitbelichtung, die den Wasserfall recht spektakulär zu Geltung brachten. Und dann kam neben dem fantastischen Firmament als Krönung des Tages und zur Begrüßung unserer neuen Teilnehmer ein wunderbares Nordlicht über den Rand gekrochen. Optimal war, dass die meisten bereits ihre Kameraeinstellung gemacht hatten und ungetrübt den Ausblick genießen konnten.


Manchmal muss man auch Glück haben und ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort wie bei unserem Nordlicht am Skogafoss.

Was für ein Abschluss. Morgen geht’s Richtung Gletscherlagune. Ich bin gespannt, was uns dieser Tag bringen wird.

Published in Fotoreise Island 2018
Montag, 14 Januar 2019 21:05

Tag 4 : Snow on the water

Heute haben wir in unserer Fotoschule ein paar Aggregatzustände von Wasser durchgenommen. Schnee zu Beginn, Schneegestöber zwischendurch, Schneeregen, Eisschauer und einfacher Regen. Da uns letzteres noch etwas zu langweilig war, haben wir noch verschiedene Windstärken ausprobiert (lau bis Hoppla). Aber lasst uns ganz vorn beginnen. Unsere Teilnehmer waren superpünktlich abfahrbereit und das, obwohl es gestern ein ganz schön langer Tag wurde. Sehr vorbildlich! Nach unserem morgendlichen Koffertetris im Auto saßen bald alle in ihren Sitzen und es ging im Dunkeln los Richtung Hveragerði, einem Ort der Dank seiner Lage in einem Hochtemperaturgebiet bekannt für seine Gewächshäuser ist.


Beim Fotografieren in Hveragerði mussten unsere Teilnehmer erstmal mit den widrigen Wetterumständen zurechtkommen. Schnee, Kälte und Wind machen das Fotografieren in Island manchmal zur Geduldsaufgabe

Diese waren auch unsere erste Fotolocation des Tages, um in der blauen Stunde den Komplementärkontrast zwischen Himmel und orange-goldenen Gewächshäusern auszunutzen. In dieser Zeit gab es einige Schneeverwirbelungen, die ein schönes Motiv abgaben. Das Besondere war jedoch das überraschende Angebot der Einheimischen, eines der Gewächshäuser zu besichtigen und so haben wir und als Motiv einfach eine Bananenplantage ausgesucht. Das glaubt uns bestimmt jeder, wenn wir zurück sind. Die nördlichsten Bananen der Welt.


Gewächshaus in Hveragerði mit sicherlich der nördlichsten Bananenplantage der Welt, Feigenbäumen und anderen tropischen Gewächsen

Anschließend ging es in das nahegelegene Einkaufzentrum, dass im Jahr 2008 von einem starken Erdbeben heimgesucht wurde, und seitdem von einer Spalte im Boden geziert wird. Dort befindet sich eine kleine Ausstellung, die die Auswirkungen des Bebens an einer nachgestellten Szenerie verdeutlich, Fotos aus der Zeit und natürlich - der Riss,inzwischen schön verglast aber tief. Kurz darauf ging es weiter Richtung Seljalandsfoss. Der Wind blies ordentlich und der Schnee ging nach und nach in Regen über. Am Wasserfall angekommen, gab es den ersten Härtetest für das Equipment, denn der Eisregen von oben und der vom Wasserfall, nässte uns schnell durch. Auch für das Fotografieren stellten diese Bedingungen einige Herausforderungen dar. Also Zeit für einige Dinge aus der Packliste, an die sich unsere Teilnehmer schnell erinnerten (Tüte für die Kamera, Tuch zum abwischen und natürlich Spikes zum Überziehen). Wie jedes Jahr zauberte das zerstäubte Wasser nicht nur eine spiegelglatte Eisfläche rund um das Becken, sondern auch fantastische Eisgebilde um Grashalme, Moos und Felsen. Hartmut traute sich sogar hinter den Wasserfall, machte dann aber schnell die Erfahrung, dass wasserdichte Klamotten auch dann ihre Funktion erfüllen, wenn das Wasser in den Ärmel läuft und nicht wieder rauskommt.
In der Zwischenzeit hatte sich der Wind zu einer veritablen Brise verstärkt - wir hielten das schlicht für einen kleinen Sturm, der es sogar schaffte, den großen Wasserfall zu zur Seite zu blasen! Das hatte ich so auch noch nicht gesehen. Wir nutzten die Zwangspause mit einem Mittagsimbiss im Auto. Würstchen mit und ohne Senf wurden munter weitergereicht und für eine heiße Tasse Tee war auch noch Zeit.
Wir machten uns also wieder auf und konnten wenig später ohne Wind und Regen bei einer großen Pferdeherde Halt machen und die Tiere in aller Ruhe und aus nächster Nähe fotografieren.


Islandpferde sind ganz schön neugierig und forsch.

Auch hier muss ich mal eine Lanze für die Gastfreundschaft der Isländer brechen. Denn nach einiger Zeit kam der Bauer mit dem Traktor angetuckert, um den Tieren Heu zu bringen. Wir haben gefragt, ob er etwas dagegen hat, dass wir auf seinem Land Fotos machen und er meinte nur, dass sei alles ok, wir sollten nur die Tiere nicht füttern. Ich habe davor großen Respekt, denn die zahlreichen Touristen, die inzwischen nach Island kommen, nerven die Isländer auch, wenn sie sich nicht angemessen verhalten. Danke an euch, dass ihr trotzdem uns willkommen heißt!


Hier der Skogafoss mal ohne Touristen.

Gegen 15:00 waren wir im Hotel direkt am Skógafoss. Kurze Aufwärmpause und ab zum Wasserfall. Hier galt es eine kleine inoffizielle Fotoaufgabe zu erledigen, nämlich den Wasserfall ohne Touristen zu fotogafieren. Diese Aufgabe haben tatsächlich alle gemeistert, obwohl zahlreiche "Photobombs" in Form bunter Winterjacken unterwegs waren. Zwischen Foto uns Abendessen ging es dann für einige noch in den Hotpot und die Sauna. Auch nicht schlecht, wenn der Eisregen auf die Stirn prasselt und der Rest langsam gar gekocht wird. Aber nachdem wir alle recht durchnässt und durchgefroren waren, konnter wir uns da super aufwärmen. So - das war es erstmal für heute. Morgen geht es schon an die Gletscherlagune am Vatnajökull.

Published in Fotoreise Island 2019
Montag, 24 Februar 2020 02:47

Der Tag der Wasser (und Schnee-)fälle

Hui - das war eine kurze Nacht. Punkt sieben saßen wir schon wieder zusammen beim Frühstück. Da mein Workshop dieses Jahr einen ganzen Monat später stattfindet wird es fast eine Stunde früher hell und unser erster Programmpunkt, Gewächshäuser in der blauen Stunde, in Hveragerði, mussten also auch nach vorn verlegt werden. Unsere Workshopteilnehmer standen superpünklich zur Abfahrt bereit und nach dem üblichen Tetris im Kofferraum (unsere Taschen unten, Hartschalenkoffer stehend gepuzzelt, Fotorucksäcke und Stative schonend oben sortiert und die Lebensmittelkiste - oh Mist...). In der Nacht ist es deutlich kälter geworden und es hatte geschneit.

Auf der Strecke war auch keineswegs angenehmes Fahren, denn aus dem schönen sonnigen Wetter der letzten Tage wurde heute ein böiger Wind, der Schneeschwaden über die ohnehin schon kaum erkennbare Straße trieb. Trotzdem gelangten wir wohlbehalten bei unseren Gewächshäusern an. Da heute Sonntag war, konnten wir uns allerdings nicht wie in den letzten Jahren telefonisch anmelden und so schlichen wir uns etwas verhalten auf das Gelände der dortigen Fachhochschule für Landschaftsbau. Jörg hatte sicherheitshalber einen Sixpack Bier unter den Pulli geklemmt, um eventuell aufgebrachte Gewächshausmitarbeiter zu besänftigen. Tatsächlich brauchten wir das nicht, denn wir waren völlig allein. Unsere Teilnehmer waren allerdings etwas irritiert. Verlassene Glashäuser, verfallene Wirtschaftsgebäude und ein bisschen orangenes Licht entsprach wohl nicht ihren Erwartungen von Islandfeeling. Doch nach einiger Zeit, entstand die von mir gewünschte Eigendynamik, das Eindenken in die Szenerie und das kreative Spiel mit den Gegebenheiten. So wurde jeder schnell gezwungen, seine Komfortzone zu verlassen - denn ein spektakuläres Naturschauspiel wie einen Wasserfall kann jeder leicht fotografieren - das Foto lebt durch das Dargestelle. Aber kreativer Bildaufbau macht ein interessantes Motiv und die Aufnahme spannend für den Betrachter. Ob Eiszapfen an einer Glasscheibe, die Spiegelung der Landschaft in einem der Fenster oder einfach eine verschneite Leiter auf einem Gewächshaus, unsere Fotografen wurden richtig kreativ. In den nächsten Tagen versuche ich an dieser Stelle noch einige Fotos von unseren Teilnehmers hinzuzufügen, um die entstandene Vielfalt zu demonstrieren.

Nach einem kurzen, leckeren  Lava-Brot-Stopp ging es endlich die Südküste entlang.  Gleißend helles Licht leuchtete uns den Weg und wir hielten Ausschau nach Islandpferden. Ich nutzte direkt die Gelegenheit um meinen Teilnehmern die Besonderheiten der verschiedenen Lichtrichtungen zu erklären. Gegenlicht, Seitenlicht usw. Zusammen wogen wir Vorteile und Nachteile ab und die Teilnehmer mussten an Beispielszenarien  die Vorgehensweise in der Theorie üben.  Immer wieder fing es an zu schneien und die tief hängenden Schneewolken, färbten den Himmel teilweise dramatisch blaugrau oder verstärkten die schwierigste Lichtrichtung des Gegenlichts noch mit farblosem Weiß. Auch da nutzen wir  die Zeit und übten den High-Key-Effekt mit weiß in weißen Landschaftsfotos. Dafür nutzten wir die Berglinie des berühmten Vulkans Eyafjallajökull.


Impressionen von unterwegs

Schon bald ging es zum ersten Wasserfall Urriðafoss und alle versuchten sich in langen Belichtungszeiten und nutzen teilweise zum ersten Mal ihre neuen Grau- und Grauverlaufsfilter. Es ist für mich immer wieder interessant zu sehen, wie die Teilnehmer sich fotografisch entwickeln, mutiger fotografieren, eigene Kompositionen suchen und auch die neuen Hilfs-und Gestaltungsmittel immer schneller und zielgerichteter benutzen können. Nachdem der erste Wasserfall im Kasten war, ging es direkt weiter mit dem zweiten, dem Seljalandfoss. Wieder einmal mussten wir mit vielen Touristen klarkommen und auch mit den besonderen Gegebenheiten vor Ort. Im Sommer kann man hinter dem Wasserfall das Becken umrunden, im Winter ist es trotz Spikes an den Füßen kaum möglich die vereisten Treppen zu betreten. Jedes Jahr wird der Wasserfall ein Stück mehr abgesperrt und unzugänglicher.

Schade, aber auch verständlich, wenn man den Leichtsinnigen und Verrückten zusieht, wie sie für ein gutes " Instagram Foto" die Vorsicht außer Acht lassen und sich in Gefahr bringen. Da schaut man dann auch mal gespannt hin und unterbricht das Fotografieren, wenn eine Touristin, ohne Spikes, die abgesperrte Eistreppe zu besteigen versucht um dann gleich auf der ersten Stufe auszurutschen und rückwärts hinzufallen. Schmerzvoll wälzt sie sich am Boden. Was hat sie bloß erwartet hat? Es ist abgesperrt. Noch interessanter wird das Schauspiel in der Ferne allerdings, wenn es die gleiche Frau auf der gegenüberligenden Treppe ein paar Minuten später gleich nochmal probiert..... Jetzt die spannende Frage !!! Schafft sie es diesmal? Neeeeeiiiiiin, natürlich nicht. Täglich grüßt das Murmeltier. Sie klettert über die Absperrung, betritt die erste Stufe ohne Spikes uuuuuund zack, rutscht sie aus und liegt wieder rückwärts am Boden. Wir können nur den Kopf schütteln und ich kann mir eine Bemerkung an der Stelle kaum verkneifen. " Es handelte sich dabei sicher um ein Fan des Disneyfilms " Frozen " und sie dachte sie könnte wie Eisprinzessin Elsa mit Leichtigkeit den steilen Aufstieg über die Treppe in de Eispalast nehmen. Wahrscheinlich hat sie innerlich noch gesungen: "Let it got, let it go.....". 

Jedoch verschwindet die Touristenbühne  und der Wasserfall bald hinter einem dichten Schneevorhang aus kleinen dicken Schneekügelchen. Keine sanften Flocken, wie wir sie kennen, auch keine Hagelkörner, wie wir sie leider auch kennen. Nein, es ist eine ganz andere Art, eben Islandschnee:-) Es kommt viel runter. Wir machen die letzten Aufnahmen und lassen die Kamera mit kurzen Belichtungzeiten schnell hintereinander die weißen Kugeln einfrieren und auf dem Foto festhalten. Was für ein Erlebnis. Innerlich wird es mir ganz warm ums Herz. Dass ist für mich Island im Winter, diese Glücksmomente, diese kurzen Augenblicke, an denen sich ein unbezahlbarer Moment zeigt um wenige Minuten später vorbei zu sein. Zugreifen, ausharren oder fluchtartig das Feld verlassen, alles ist möglich und jeder muss diese Entscheidung für sich selbst treffen.  Dieses Jahr sind alle mutig! Sie bleiben, genießen das Schauspiel, trauen der guten Technik und sicher auch mir, und belichten weiter, auch wenn schon dick der Schnee über dem Objektiv hängt. Es entstehen auch da immer wieder Motive, die es sonst so nicht geben würde und das macht es aus.

Direkt am Wasserfall öffnen wir noch unser Busbistro und erwärmen uns an warmer Nudelsuppe,  heißem Kaffe und Tee und naschen Knackwürstchen und Käsebrote mit Tomate und Gurke. So langsam tauen alle Gliedmaßen wieder auf und die Kameras werden liebevoll von allen mit den mitgebrachten Küchenhandüchern vorsichtig abgewischt und eingewickelt. Es wird sicher nicht das letzte Schnee- und Wassererlebnis beleiben.
Weiter geht es zu den Pferden. Zuverlässig stehen sie auf " unserer" Koppel wie jedes Jahr. Diesmal sind wir etwas später dran als sonst und die Tiere wurden schon gefüttert. Sie stehen alle mit dem Kopf zur Mitte im Kreis und mampfen genüsslich schön und frisch duftendes Heu. Man hört sie deutlich kauen und sonst nichts. Schön! Alle Farbschattierungen, von weiß, beige, braun, grau, schwarz, gemustert, gesprenkelt, gesträhnt und gemischt, stehen vor uns und strecken uns den Po entgegen. Hihi. Aber fotografisch problematisch, denn man hätte schon gerne Augen und Kopf im Fokus und nicht das Hinterteil. Am Abend beweist uns aber Elena, dass man aus dieser Situation heraus, dennoch bemerkenswerte Motive finden kann. In den nächsten Tagen seht ihr dazu mehr.
Rainer ging ganz gelassen zwischen die Tiere, die ihm auch folgerichtig einen Platz an der Futterstelle freimachten. Wir nutzten natürlich diese Lücke (zum Fotografieren selbstverständlich!) und konnten nun die malerischen Mähnen ins Visier nehmen.


Heute mal dicht gedrängt - unsere Islandpferde

Am späten Nachmittag erreichten wir dann den imposanten Skógafoss, dessen Wasserkaskade etwa 60 Meter tief auf den Boden fällt. Da wir heute an diesem Ort auch schlafen, konnten sich Carola und Doris schonmal im Hotel frisch machen, während unsere anderen beiden Teilnehmer so richtig in Fotolaune waren und trotz widriger Bedingungen ihre Kameras herausforderten.


Mit Begeisterung dabei - aber ob es mit diesem Schneefiler funktioniert ?

Nach einem leckeren Abendessen setzten wir uns gemeinsam zu einer ersten Bildbesprechung zusammen. Ich war gespannt, was unsere Teilnehmer heute so alles fotografiert hatten und war richtig begeistert. Da ich mir immer möglichst unbearbeitete Bildserien zeigen lassen, konnte man deutlich erkennen, wie sich die einzelnen Teilnehmer manchmal an das Motiv herangearbeitet hattten.


Beispiel für Linienführung in der Landschaftsfotografie

Vor allem beim sehr breiten und unruhigem Urriðafoss war das deutlich zu sehen. Bei solchen Motiven, deren Abwechslungsreichtum den Betrachter überfordern, hilft es durch Beschränkung auf wenige Details, Ruhe ins Bild zu bringen und das ist den Meisten richtig gut gelungen.

Published in Fotoreise Island 2020
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