Diamond Beach

Mittwoch, 11 Januar 2017 21:12

Tag 5 : Into the glacier...

Heute hatten wir uns alle schon sehr zeitig zum Frühstück verabredet, um uns für den Tag im Eis zu stärken. Dick und warm eingepackt ging es für uns noch vor 9 Uhr mit dem Bus zur Gletscherlagune Jökullsarlón. Der vom isländischen Wetterdienst vorangekündigte starke Wind peitschte gegen den Bus. Die starken Schneeverwehungen auf der Straße machten die Anreise für uns im ersten Sonnlicht zum beeindruckenden Wetterschauspiel aber auch zum Nervenkitzel für einige Teilnehmer. Unser Highlight des heutigen Tages sollte eine mehrstündige Gletscherwanderung mit Icecav- Besichtigung werden, die allerdings vom Anbieter aus Sicherheitsgründen wegen des starken Sturmes abgesagt werden musste. Die starken Fallwinde machten eine Besteigung unmöglich. Dank einer schnellen Planänderung bekamen wir bei einem anderen Touranbieter allerdings die Chance in eine der sicheren Eishöhlen am Füße des Vatnajökull zu gelangen. Unsere etwas vorsichtigen Teilnehmer Uschi und Christian hatten beim Anblick unseres in die Jahre gekommenen Gefährts - ein isländischer Eigenbau auf Basis eines Unimogs doch ein ziemlich mulmiges Gefühl. Als das hochlandtaugliche Ungetüm dann große Startschwierigkeiten hatte überhaupt den Parkplatz zu verlassen, waren alle schwer beunruhigt. Gunnar, unser Guide gestand uns dann auch noch, nachdem er gefühlt eine Millionen mal telefoniert hatte während der Fahrt, dass er das Auto zum ersten Mal fährt und er nur einem Kumpel aushilft, der eine Woche Urlaub machen wollte. Seine Erklärung zu dieser misslichen Lage war ganz einfach, er kenne das Auto nicht und das Auto kenne ihn nicht und es wäre eine langsam sich entwickelnde Beziehung. Als jedoch unser alter Superjeep die holprige Wellblechpiste erreichte, erholte er sich wie durch Zauberhand und bretterte schwer schaukelnd durch das unübersichtliche Terrain.



Überall nur Steine, Steine, Steine, große kleine, große kleine. Der Stimmung an Board taten diese Kleinigkeiten jedoch überhaupt keinen Abbruch. Wir scherzten mit Gunnar während er die unglaublichsten Steigungen vorbei an kraterähnlichen Löchern und riesigen Geröllmoränen bezwang. Bei einem ungelogen ca. 45 Grad Abwärtshang kam Achterbahngefühl auf wobei sich Uschi unverdrossen die Augen zuhielt. Christa hingegen aus dem Hintergrund brüllte: „Mach die Augen auf, dass musst Du gesehen haben, das ist der Wahnsinn!“ Christian hingegen wurde ganz ruhig und harrte der Dinge die da noch kommen mögen.


"Unser" Unimog mit glücklichen Workshop-Teilnehmern am Fuße des Gletschers.

An der Icecave angekommen, gab es für alle die obligatorischen Helme und Steigeisen zum Umschnallen. Dann ging es 100 Meter über das Eisschild zum Einstiegsloch der Höhle unter dem Gletscher. Unseren Teilnehmern blieb der Mund offen stehen und alle staunten über die blaue kalte Schönheit. 50 Shades of Blue glitzerten im Sonnenlicht und tausend Jahre alte Luftbläschen wurden für immer auf Fotos gebannt. Auf Grund der Verspätung hatten wir die Icecave fast für uns alleine und konnten uns lange 90 Minuten in Weitwinkelfotografie, Darstellung von Räumlichkeiten, Gegenlicht, Strukturen und Makrofotografie üben.


Impressionen aus der Eishöhle.

Einen glücklichen Zufall bescherten uns das Eiscave-Security-Team, in dem es große eisige Bruchstücke am Höhleneingang abhacken musste und wir so noch etwas länger in der Höhle bleiben durften. Der Weg zurück zum Unimog war spektakulär. Die Fallwinde sausten über den Gletscher hinab und trieben die Eiskristalle tief über dem Boden der Sonne entgegen. Was für ein schönes Naturschauspiel. Alle waren beeindruckt, zufrieden über die schönen Fotos und in voller Bewunderung über die Natur Island. Gunnar und sein großes Ungetüm brachten uns sicher und wohlbehaltend zurück zur Gletscherlagune. Das unterwegs die Fahrer-, wie auch die Beifahrertüren fast abfielen, der linke Scheibenwischer alles verschmierte, während der rechte komplett fehlte, kommentierte Gunnar trocken mit dem Satz: „My friend has to fix some minor details!“ Für alle gab es zunächst wärmende heiße Schokolade mit Rum und eine kleine Stärkung bevor sich unsere Fotografen mit Begeisterung wieder dem eisigen Wind entgegenstemmten. Außergewöhnlich viel blaues Gletschereis füllte die Gletscherlagune und bald schon konnten wir vier Robben bewundern, die sich zwischen den zahlreichen Eisblöcken tummelten.

Dennoch entschlossen wir uns bald zum tiefschwarzen Strand zu begeben, auf dem große Gletscherbruchstücke den starken Wellen trotzten. Hier gab es hervorragende Bedingungen für spektakuläre Gegenlichtaufnahmen der großen Brecher, die vom stürmischen ablandigen Wind zusätzlich aufgebauscht wurden. Schnell wurde auch das Makroobjektiv ausgepackt, um die unzähligen Strukturen des Eises einzufangen. Der feine schwarze Lavasand bildete einen kraftvollen Kontrast mit den durch die Sonne wie von innen leuchtenden Gletscherbrocken. Auch Langzeitaufnahmen mit Graufiltern wurde geübt. Die Teilnehmer waren überrascht welche tollen Ergebnisse sie in kürzester Zeit erzielen konnten. Vertieft wie wir waren, bemerkten wir nicht, dass urplötzlich mehrere Reisebusse anlandeten und etwa einhundert Touristen an die Küste strömten, was unsere Fotolust ein wenig dämpfte. Aber so ist das nun mal an den landschaftlichen Highlights.


Neu eingetroffene Touristen am Strand der Gletscherlagune. Ab diesem Moment war leider kein ungestörtes Fotografieren mehr möglich.

Unseren Abend beschlossen wir wie immer mit einem guten Abendessen und der Besprechung unserer Bilderauslese. Morgen begeben wir uns schon langsam wieder Richtung Reykjavik (aber zum Glück ist ja erst Halbzeit).

Published in Fotoreise Island 2017
Dienstag, 25 Februar 2020 08:41

Ein Tag am Gletscher

8:45 Abfahrt - wohin ? Natürlich wieder zur Gletscherlagune, denn dort sollte eine Dreiviertelstunde später unsere Icecave-Tour starten. Tatsächlich rollte kurz vor Start unser Unimog vor, aber bevor es losgehen konnte, erlebten wir erstmal eine kleine Enttäuschung. Die Gruppe, mit der wir gemeinsam zur Gletscherhöhle fahren sollte, hatte sich in der Zeit vertan und wir mussten warten, denn unser Veranstalter, wollte sich die Einnahmen nicht entgehen lassen. Unsere beiden Guides hießen Ragnar und Pavel und dreimal dürft ihr raten, wer das kleine hutzelige Männchen war und wer der bärtige Riese. Genau! Ragnar, das kleine hutzelige Männchen setzte sich ans Steuer des riesigen Fahrzeugs und los ging es! Natürlich wie immer mit Erlebnisfaktor! Unterwegs sahen wir zum ersten Mal wild grasende Rentiere in großer Zahl. Reiseführer behaupten immer wieder, dass es in dieser Gegend welche geben soll, aber gesehen hatten wir noch keine. Danach ging es auf die Holperpiste und Ragnar machte seinen Job souverän. Ich denke, nach dieser Fahrt saßen tatsächlich einige noch in der Nähe der Stelle, wo sie sich am Anfang hingesetzt hatten.


Zur Eishöhle kamen wir erst nach einer dreißigminütigen Fahrt und einem ebensolangen Fußmarsch. Das war ganz schön anstrengend.

Bald ging es zu Fuß weiter, aber erst mit Schutzausrüstung in Form von Steigeisen und Helmen. Es wurde ein recht langer Marsch von ungefähr 30 Minuten quer durch die Moränen. Das war anstrengend. Ragnar erzählte unterwegs interessante Fakten zum Gletscher mit dem schönen und einfachen Namen Breiðamerkurjökull (s. Video unten wer es mal ausgesprochen hören möchte.)


Ragnar bringt uns bei, wie der Gletscher auf Isländisch ausgesprochen wird


Es war Ragnar deutlich anzumerken, dass es ihn sehr mitnahm, wie sich der Gletscher in den letzten Jahren zurückgezogen hat. Der größte Gletscher in Europa (Grönland ausgenommen) zieht sich im Süden pro Jahr ca. 40 Meter zurück, während sein Gewinn im Norden durch Schneefälle nur wenige Zentimeter beträgt. Das ist deutlich zu erkennen, denn die Eiscaves der letzten Jahre sind nur noch Geröll. Die Höhle selbst war nicht besonders groß, hatte aber wunderschöne Schmelzlöcher mit blauem Eis.


Unser Workshopteilnehmer haben ein Motiv in der Gletscherhöhle gefunden und nutzen den Slot, wo keine Touristen ins Bild laufen.

Unsere Teilnehmer waren ziemlich gestresst, trotz der vielen Besucher noch gute Fotos zu machen. Hier ist tatsächlich etwas Koordination nötig, denn darauf zu warten, dass die anderen Platz machen ist schwierig, wenn immer wieder neue Besucherströme ankommen. Lieber sucht man sich geschickte Möglichkeiten zum Verdecken und Kaschieren oder wechselt die Formate, um Personen auszublenden. Diese Schwierigkeit werden wir sicherlich noch häufiger haben.

Ich hatte ganz vergessen zu fragen, wie die Icecave heißt. Im letzten Winter hatten wir erfahren, dass der Entdecker einer Gletscherhöhle auch der Namensgeber sein darf. So gab es die Höhlen Gin Tonic, Champaign und Anakonda. Ich fragte Ragnar und Pavel, warum die Männer zum Beispiel nicht einfach den Namen ihrer Frau oder Freundin nehmen konnten, wenn sie so etwas Wunderschönes benennen dürfen. Die Antwort von Pavel war 'Welche der Freundinnen?' und Ragnar meinte, dass sich die Icecaves über die Saison ziemlich verändern, zum Beispiel auseinanderfließen und breiter werden und das dieser Fakt zu Hause zu Problemen führen könnte...


Blick durch ein Schmelzloch im Eispanzer.

Auf dem Rückweg wurden wir natürlich wieder ordentlich durchgeschüttelt, allerdings erzählte uns Ragnar als Kontrapunkt, was er und die anderen Iceguides heute essen würden (Bohnensuppe und Lammfleisch), während wir von unseren Sitzen flogen oder meinten wir würden mitsamt dem Auto umkippen und uns ängstlich festkrallten (Fleischbällchen - gab es übrigens gestern)

Den Nachmittag verbrachten wir schließlich am sogenannten Diamond-Beach und ließen die Kameras mit Langzeitbelichtung heiß laufen. Jetzt haben wir gerade 3 Stunden Bildbesprechung gemacht und ich bin stolz, welch tolle Fotos ich heute von allen gesehen habe. Das hat sich doch gelohnt!


Ein Stück Gletschereis am Diamond-Beach
Published in Fotoreise Island 2020
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