Islandblog

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    MäR

    Die letzten 2 Tage vor unserer Heimreise

    Für drei von unseren Teilnehmern ist heute die Island-Fotoreise zu Ende und es geht zurück nach Hause. Schön war es mit euch! Auch für uns heißt es bald Abschied nehmen. Die letzten 2 Tage des Fotoworkshops in Island liegen vor uns und die wollen wir noch ausgiebig nutzen. Unseren Hotelaufenthalt in Keflavík werden wir sicherheitshalber verlängern, denn das Wetter soll unbeständig bleiben und Schnee bringen. Den Tag starten wir mit einer Bildbesprechung und einem Training zur Bildbearbeitung, bevor wir uns nach Süden begeben und den Straßenzustand testen. Aber holla die Waldfee. Es muss auf der Halbinsel gewaltig geschneit haben, denn immer noch türmen sich Schneeberge und die Straßen sind teilweise unpassierbar.

    Unser erster Stopp war Brimketill, die natürlichen Basaltbecken an der Küste. Heute war das Meer ruhig, kein Vergleich zu unserem ersten Tag vor einer Woche, wo schwere Brecher über die Steine fegten.


    Ruhige See an den natürlichen Lavabecken Brimketill

    Anschließend fuhren wir zur Fumarole Gunnuhver. Glücklicherweise stoppten wir rechtzeitig auf der Stichstraße bevor wir mit dem Bus in einer meterhohen Schneewehe steckenblieben. Zum Laufen war es zu weit, aber wozu haben wir denn ein Teleobjektiv? Gesagt, getan und schon waren die Bilder im Kasten. Da wir auf den Straßen nicht weiterkamen, beschlossen wir nach Reykjavík zu fahren und dort zunächst die Hallgrímskirkja zu besuchen. Wie viele Kirchen in Island ist das Innere sehr schlicht. Um die Kirche von außen gut zu fotografieren und möglichst keine Touristen im Bild zu haben, muss man einen besonderen Standpunkt suchen.


    Die Hallgrímskirkja, das größte Kirchengebäude Islands von innen

    Danach besuchten wir das Konzerthaus Harpa. Fotobegeistere können sich an diesem architektonischen Wunderwerk die Finger wund fotografieren. Die Fassade besteht aus verschachtelten Waben aus dichroitischem Glas, das je nach Lichteinfall und Beleuchtung eine andere Farbe zeigt. Finden sich im Inneren kaum parallele Linien und Motiv reiht sich an Motiv. Wir arbeiteten uns zunächst im Innenraum vor und entdeckten immer wieder neue Perspektiven. Nach dem Abendessen kehrten wir nochmal zurück aber diesmal, um mit Langzeitbelichtung das Farbenspiel der lebhaft beleuchteten Außenfassade einzufangen.


    Eine der Glasfassaden mit wabenförmigen Scheiben der Harpa
    Das Glas ändert je nach Lichteinfall die Farbe

    Den Abend beschlossen wir gemeinsam im Rooftop-Pol. Das ist einfach herrlich unter freiem Sternenhimmel im warmen Wasser vor sich hinzudümpeln, während einem langsam die Nase abfriert. Darum könnte man die Isländer wirklich beneiden. 


    Am Abend machten wir auch noch einen kleinen Abstecher zum Hafen und genossen die Aussicht auf die Fischtrawler.

    Der Straßenzustand war immer noch etwas kritisch und der nächste Tag verhieß laut Wetterbericht weitere Schneefälle. Eigentlich wollten wir uns nach Snæfellsnes aufmachen, was aber eine einfache Fahrt von 3 Stunden bedeutete. Das war uns am Ende doch zu heikel. Was, wenn das Wetter wieder umschlug und wir nicht rechtzeitig am Flughafen wären? Wir schoben daher erst eine Übungsstunde Bildbearbeitung ein und gingen dann auf Nummer sicher und versuchten unser Glück auf Reykjanes. Unser erster Fotospot waren dann die Trockengestelle für die Fischköpfe.

    Anscheinend war zwischenzeitlich Ernte, oder wie man das eben bei Fischköpfen nennt, denn einige Reihen wurden innerhalb der letzten Wochen geleert. Auf unserem Weg zum Geothermalgebiet Seltún, machten wir an einem wunderschönen Lavafeld halt, dem einzigen Stück, wo grünes Moos zu sehen war. Warum ausgerechnet dort, kann ich mir nicht ganz erklären, denn an allen anderen Stellen, war das Moos braun.


    Ein altes moosbedecktes Lavafeld auf der Halbinsel Reykjanes

    Egal - schön sah es allemal aus und wir tobten uns von Weitwinkel bis Makro fotografisch aus. Seltún selbst war unter Schneemassen begraben. Obwohl wir das Gebiet vor knapp einer Woche besucht hatten, war es nicht wiederzuerkennen. Meterhohe Schneewände bedeckten das Gelände und nur die warmen Stellen am Boden blieben frei. Dafür dampfte es stärker als zuvor. Ob sich wohl das darunter gesammelte Magma meldete? Wer weiß...


    Im Winter wirkt das Geothermalgebiet Seltún meist etwas trist. Im Sommer kann man wunderschöne Farben beobachten.
    Nur noch die wärmsten Stellen waren nicht von Schnee bedeckt.

    Eine herannahende Schlechtwetterfront mahnte uns, das Gebiet bald zu verlassen und wir machten, dass wir fortkamen. Ohne Zwischenfälle eierten wir auf den komplett vereisten Straßen an der blauen Lagune vorbei zu unserem letzten Hotelaufenthalt unseres Winterworkshops. Vor dem Kraftwerk wurde mineralhaltige und mit Kieselsäure angereicherte Wasser in das Lavafeld Illahraun, der Lava des Schreckens, geleitet und bildet dort bei bestimmten Lichteinfall eine wunderschöne hellblau-türkisfarbene Wasserfläche. Nachdem wir schon mindestens dreimal daran vorbeigerauscht waren und uns jedesmal ärgerten, dass wir diesen Anblick verpasst hatten, waren wir diesmal vorbereitet. Jörg stoppte den Bus im Halteverbot und wir Ahh-ten und Oh-ten und machten natürlich schnell unsere Fotos. Türen zu und weiter. Nach nur 10 Metern sah es noch schöner aus und wir stoppten wieder. Gleiche Prozedur - Türen zu und ... noch ein Halt. Das sah aber auch wirklich zu schön aus.


    Das in das Lavafeld eingeleitete vor der Blauen Lagune hat eine durch Kieselalgen hervorgerufene typische Färbung

    Alles in allem war es ein sehr schöner fotografischer Abschluss unserer Islandreise. Am Abend entschieden wir uns dagegen, unsere 5 verbliebenen Nudelsuppen, Skyrs und das Toastbrot aufzuessen und gönnten uns ein letztes Mal ein schönes Abendessen im Restaurant. Aber es wäre natürlich kein Intensivworkshop, wenn wir nicht noch eine Bildbesprechung gemacht hätten. DOch irgendwann mussten wir ins Bett, denn schon 4:15 Uhr hieß es wieder aufstehen für uns. Es wurde eine sehr herzliche Verabschiedung und mit Wehmut aber auch ein bisschen Vorfreude mache ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Wer weiß, vielleicht bin ich dieses Jahr nochmal in Island. Schaut mal demnächst auf meiner Webseite vorbei.

    Schön war es
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  • 28
    FEB

    Das Beste kommt zum Schluss

    Für drei unserer Teilnehmer wird das heute der letzte Tag unserer Fotoreise ins winterliche Island sein. Mal sehen, was er uns bringt. Nach einem zeitigen Frühstück im schönen Icelandair-Hotel von Vík packten wir in Schneegestöber unsere Koffer ins Auto. Komisch, eigentlich war nur etwas stärkerer Wind vorhergesagt. Aber schon bei der Abfahrt merkten wir, dass es vielleicht etwas mehr war, denn die Windstärke war ordentlich und über die Straße geblasener Schnee machte die Sicht schwierig. Wir gewannen erstmal Land und am Skogafoss war die Sicht wunderbar klar. Deswegen nahmen wir uns viel Zeit, den imposanten Wasserfall richtig ins Bild zu setzen.



    Pünktlich um 10 Uhr rollten die ersten großen Touristenbusse an und wir hatten sogar einiges zu lachen über die Instagramm und Youtube-Poser, die ihre mehr oder weniger einstudierte Choreographie mit zweifelhaftem Erfolg filmten. Dann ging es weiter zu einem Überraschungsstopp, dem Bauern- und Eventhof Friðheimar, der neben der Pferdezucht auch Islands zweitgrößter Produzent für Tomaten und Gurken ist. Ja- richtig gelesen. Wir betraten das Showgewächshaus, dass sehr durchdacht und modern in so etwas wie ein Eventgasthof umgebaut worden war. Zwischen zahlreichen Reihen mit Tomatenpflanzen konnte man Platz nehmen und Dinge rund um Tomate und Co. zu sich nehmen, angefangen über die leckere Tomatensuppe, über Tomatenmarmelade, Tomatenkaffee und Tomatenbier sowie alle Arten von Maries (Bloody Mary, Happy Mary, Healthy Mary etc.)


    So sieht das Tomatensuppenbuffet im Tomatengewächshaus von Friðheimar aus. Sehr leckter alles.

    Das besondere jedoch ist das Ambiente zwischen langen Reihen meterhoher Pflanzen die von eifrigen Hummeln bestäubt werden und teilweise schwere Trauben von Tomaten trugen (die Pflanzen, nicht die Hummeln). Wir ließen uns erzählen, dass der Standort 1000 Kilogramm Tomaten pro Tag produziert und fast ausschließlich Island beliefert. Unsere Tomaten aus dem isländischen Discounter "Bonus" kamen natürlich auch von Friðheimar.


    Was man nicht alles aus Tomaten machen kann...

    Das Wetter blieb weiter ungemütlich, windig und kalt. Wir setzten unsere Fahrt fort, um gegen Nachmittag am Gullfoss, dem goldenen Wasserfall, einzutreffen. In diesem Winter, waren der Flußlauf der Hvíta und die Kaskaden selbst, mindestens so stark zugefroren, wie unsere Finger nach drei Aufnahmen. Wir ließen uns den Spaß aber nicht nehmen, denn schließlich sind wir nicht zum Urlaub hier, sondern um unsere fotografischen Fähigkeiten zu trainieren. Rainer zeigt sich begeistert von den recht speziellen Fahrzeugen auf dem Parkplatz, der Interessierte zu Schneemobil-Touren bringt.


    Unsere weitere Reise führte uns dann zum Strokkur im Heißwassertal Haukadalur. Da es oft zu Mißverständnissen bezüglich des Namens kommt, hier noch eine Kurzdarstellung. Auf dem Gelände liegt der Große Geysir, der Namensgeber für alle Geysire weltweit ist. Dieser war längere Zeit inaktiv, bricht seit einem Erdbeben im Jahr 2000 immer wieder mal aus. Der Strokkur jedoch tat uns alle Ehre und bescherte uns ein paar schöne Ausbrüche. Auch die blau-türkisen Becken auf dem Gelände können ein schönes Motiv darstellen.


    Eines der Geothermalbecken auf dem Gelände des Großen Geysirs

    Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns direkt nach Keflavík zu unserem Hotel zu fahren. Immerhin mehr als 2 Stunden Fahrt und wir wollten ja auch noch ein Abendessen zu uns nehmen.  
    Also ließen wir den Nationalpark rechts liegen und fuhren auf der 35 Richtung Ringstraße. Dort erlebten wir unsere erste Überraschung. Im Gegensatz zur Nebenstraße herrschte starker Wind und sehr schlechte Sicht, denn Böen trieben massenweise Schnee über die Straße. Komisch, so schlechtes Wetter hatten wir tagsüber nicht. In Hveragerði, was aufgrund seiner Tallage noch gut zu erkennen war, entschieden wir uns zur Weiterfahrt, denn nach Reykjavík war es nicht mehr weit. Doch was war das? Kaum über den Paß wurden die Bedingungen rasant schlechter. Bald schlich Jörg mit Schrittgeschwindigkeit an der Mittelleitplanke entlang, denn die Schneepflocken auf der rechten Seite, waren kaum noch zu sehen. Es wurde langsam dunkel. An einer der seltenen Tankstellen driftete Jörg nach rechts und entlockte uns einen kleinen Aufschrei. Aber er ging nur auf Nummer sicher und ließ eine anderes Auto vorbei, um sich an dessen Stoßstange zu hängen. Und das war gut. Bald merkten wir, dass die Straße nicht geräumt war und Schneewehen das Fahren immer schwieriger machten. Einige dunkle Autos hatten schon erkundet, wie tief der Schnee am Straßenrand war. Nur noch 10 km vor Reykjavik war nicht einmal mehr das vorausfahrende Fahrzeug zu erkennen. So ein Mist!
    Wir krochen entlang der vermeintlichen Fahrspur entlang und atmeten erleichtert auf, als die Hauptstadt in Sicht kam. Puh - gerade nochmal gut gegangen. Reykjavik war von Schneemassen bedeckt. Selbst in der Stadt, waren die Straßen voll von Schnee und wie wir später lasen, kam es zu zahlreichen Unfällen und vom Fahren in der Stadt wurde abgeraten.


    Wir hatten nur noch den Weg von 45 Minuten Richtung Flughafen zu fahren und natürlich war auch diese Strecke nicht einfach. Zu unserer Erleichterung bewältigten wir den Weg zum Restaurant ohne Probleme und ließen uns das Abendbrot schmecken. Jetzt nur noch die 450 Meter zum Hotel und der lange Tag wäre zu Ende. Tja - was soll ich sagen? Als wir die Stichstraße zum Hotel nehmen wollten, war diese nicht geräumt. Mit etwas Anlauf sollte es aber gehen, dachten wir zumindest. Natürlich blieben wir stecken! 200 Kilometer im schlimmsten Sturm waren wir durchgekommen und so kurz vorm Ziel aufgeben? Nicht mit uns! Alle stiegen aus und schaufelten fleißig mit Händen, Füßen und Eiskratzer die Schneeverwehungen weg, ein bisschen vorn geschoben, ein bisschen hinten gedrückt und schwupps - wir waren wieder frei.



    Abends konnten wir im Rooftop-Pol unter freiem Himmel unsere erfolgreiche und sichere Ankunft genießen. Wahnsinn!

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  • 26
    FEB

    What a day!

    Liebe Islandfreunde, wir haben heute eine Gastautorin. Carola unsere Mitfotografin hat uns heute einen Beitrag geschrieben, um ihre Begeisterung für die heutigen Erlebnisse auszudrücken. Das war aber auch wirklich beeindruckend! Aber der Reihe nach. Wir hatten uns schon gestern abend verabredet, heute morgen zeitig zur blauen Stunde zur Diamond-Beach zu fahren bevor wir das Hotel verlassen. Gesagt - getan! Nach einem schnellen Frühstück verstauten wir unsere Fotorucksäcke und Fotografen im Auto (erster hinten im Kofferraum, letztere in der Fahrgastzelle (wo denn sonst?) und brachen in der Morgendämmerung gen Osten auf. Auf der Straße angekommen, blies uns der Wind fast von derselben. Wir hatten es mit einem veritablen Sturm zu tun und der Wind fegte Schneeschwaden über die Straße, so dass wir kaum den Weg erkennen konnten. Auf der Stirn von Jörg brachen Schweißperlen aus, vor allem, nachdem auf einigen Brücken halbmeterhohe Schneewehen unser Fahrzeug ins Schlingern brachten. Als wir wohlbehalten am Strand ankamen, fragten wir uns, ob wir überhaupt wieder zurückkämen. Von diesen Gedanken ließen wir uns aber zunächst nicht behelligen und unsere Teilnehmer nutzen die Morgenstunde und die aufgehende Sonne, um die Eisbrocken aufs Korn zu nehmen. Rainer beschäftigte sich besonders intensiv mit einem einzigen Eisblock, so daß wir heute beschlossen haben, dem Eisblock einen Namen zu geben. Horst, wollte einfach nicht so in die Wellen, wie Rainer das gern gehabt hätte und schließlich mußten wir ihn am Strand zurücklassen. Der Rückweg verlief aber reibungslos, wenn man von dem kleinen Stau auf einer Brücke aufgrund eines steckengebliebenen Fahrzeugs absah. Puh - nochmal gut gegangen.


    Es ist erstaunlich. Bei diesen rauen Bedingungen fangen Pflanzen an zu blühen. Ich weiß leider nicht, worum es sich handelt, aber es gab massenweise davon. Wenn jemand einen Tipp hat, bitte bei mir melden.

    Wir sammelten Carola im Hotel ein und begaben uns wieder auf die sturmgepeitschte Piste. Sonne, Schnee und Wind formten ein bizarres und faszinierendes Gemälde und wir machten bald Halt um nochmal die malerischen Berge in einer Wasserspiegelung abzulichten. Der Wind haute uns die Eiskörner um die Nasen. Carola beschreibt die Situation so:Das ultimative Islanderlebnis: aussteigen, Motiv suchen, die ersten Fotos machen. Der Wind fegt über das Land, es ist deutlich kälter geworden.



    Aufschrei! Rainer irrt auf der Strasse herum, leicht verzweifelt ertönen die Worte: meine Brille, meine Brille! Der Wind entreisst ihm Kappe und Brille, ca. 20 Meter weiter kann Jörg beides retten. Alles gut? Jaaaaa, hinlegen, umdrehen, ruhig bleiben. Es schneit und windet in ungeahnten Dimensionen, Abenteuer pur. Foto machen, wegdrehen, Kamera „sichern“,  frieren, an Motiv dranbleiben, neu fokussieren, wegdrehen, die anderen sehen, nicht sehen. Einfach toll! Durchgefroren aber glücklich steige ich wieder in den Bus: Natur pur mit voller Wucht. Ich geniesse diese Momente in denen ich spüre, dass die Natur dominiert, mir immer wieder meine Grenzen aufzeigt. Und dies eingebettet in dieser wunderschönen, friedlichen und zugleich energetischen Landschaft.


    Islandfeeling pur, rau und ungezähmt aber wunderschön. Spontaner Fotostopp an der Straße

    Tja - Carola war hin und weg. Wir sausten weiter gen Westen und stoppten noch an einem kleinen Wasserfall am Rande der Straße. Ich war etwas enttäuscht, denn ich kannte es nur so, dass unser haltendes Fahrzeug jede Menge andere Touristen anlockt, weil diese glauben, etwas zu verpassen. Aber diesmal zogen alle Autos vorbei und wir hatten den Fotospot für uns allein.


    Gestern erklärte uns Ragnar, dass heute Kostümfest in Island ist und die Kinder sich verkleiden. Tatsächlich liefen uns den ganzen Tag über, nicht ganz normal gekleidete Personen über den Weg. Hier im Supermarkt

    Hinter Kirkjubæjarklaustur bogen wir rechts zum
    Fjaðrárgljúfur ein, besser bekannt als Justin-Bieber-Schlucht. Im Jahr 2017 wurde diese Schlucht geschlossen, weil es einen Touristen- bzw. Fanansturm auf diese Sehenswürdigkeit gab, nachdem der Sänger in einem Musikvideo auf den Rändern des Canyons herumsprang. Angeblich wurde die Attraktion touristisch aufgearbeitet, wobei ich nicht wirklich gesehen habe wo. Die Toilettenhäusschen waren vorhanden und wie die Jahre zuvor geschlossen, es gab eine Absperrung mehr und das war es. Nun gut.


    Die Justin-Bieber-Schlucht, der Canyon Fjaðrárgljúfur ist wieder geöffnet.

    Nach einem Imbiss (inwzischen sind wir Profis für Brokkoli- und Tomatensuppen und können auch eine Gourmet-Selektion asiatischer Nudelsuppen anbieten) fuhren wir weiter zu unserem heutigen Endziel, Vík. Diesmal fuhren wir jedoch zu erst den östlichen Strand an, von dem man einen herrlichen Blick auf die Felsentrolle hat, das Motiv, welches man auch von den Postkarten der Gegend kennt. Besonders der Vordergrund lieferte interessante Perspektivmöglichkeiten und konnte bewusst ins Bild gesetzt werden, um eine moderne Ansicht zu erzeugen.


    Die Basaltseestapel Reynisdrangar oder auch die Felsentrolle bei Vík

    Aufgrund des guten Wetters entschieden wir uns auch noch das Felsentor an der Hlabinsel Dyrhólaey anzufahren. Die Auffahrt war gesperrt, denn zu viele Fahrzeuge bleiben im Winter an den steilen unbefestigeten Serpentinen hängen (so wie wir im letzten Jahr), aber es gibt einen Aussichtspunkt am Fuß der Klippen. Dort kann man markante Lavabecken und Basaltsäulen bewundern, allerdings ist der Blick durch das Felsentor aufgrund des ungünsigen Winkels nicht möglich. Dennoch einen Ausflug wert! Den Abend beschlossen wir im Icelandair-Hotel, diesmal auch mit einer ausgiebigen Bildbesprechung. Mal sehen, was uns der morgige Tag bringt!

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  • 25
    FEB

    Let it snow!

    Der Wetterbericht für heute verhieß Schnee, Regen und Schneeregen bis zum Abend. Na mal sehen, wie wir da vorankommen. Schon morgen vor der Abfahrt, zog es unsere Teilnehmer nochmal zum Skogafoss, denn die blaue Stunde konnte natürlich für Aufnahmen genutzt werden. Nach nur fünf Minuten waren allerdings die meisten wieder da, denn es hatte starker Schneefall eingesetzt. Etwas bedröppelt und in voller Islandmontur schauten sie dann Jörg und Carola beim Frühstücken zu, um nur 10 Minuten später doch wieder aufzubrechen, denn plötzlich war es wieder klar. Dieser Rhythmus zog sich durch den ganzen Tag. Heftige Scheeschauer abgelöst von kurzen klaren Pausen mit dramatischem Himmel bevor sich der nächste Schnee auf den Weg machte. Aber eigentlich war es Island pur. Die letzten Jahre lag relativ wenig Schnee oder gar keiner an der Südküste, doch heute hatten wir weiß satt. Dieses Überraschungswetter sollte uns den ganzen Tag begleiten.

    Kurz vor Vik machte Frau Holle eine kurze Pause und wir entschieden uns spontan an den schwarzen Strand zu fahren. Natürlich fing es nach dem Aussteigen wieder an zu graupeln aber bei schlechtem Wetter wird dieser Ort zu etwas Einzigartigem. Die Eiskörner bildeten einen wunderschönen Kontrast zur schwarzen Lava hohe Wellen machen sich in der Dramaturgie auch nicht schlecht. Besonders ins Zeug beziehungsweise in den Sand legte sich Carola, die unbedingt die Froschperspektive ausprobieren wollten und sich beherzt auf den schwarzen Boden warf.


    Carola in Action! Das nenne ich Einsatz für ein gutes Motiv

    Natürlich mussten auch diesmal einige ausprobieren, ob das Wasser in Island auch so nass ist wie daheim, zum Beispiel ich. Wie immer, wenn man sich ins Motiv versenkt, verliert man leicht die Umgebung aus den Augen, die Umgebung aber einen selbst nicht. Folgerichtig überrollte eine Welle meine Beine und Island ist zugegebenermaßen nicht die Karibik. Trotzdem konnten wir schöne Aufnahmen machen und die Sachen werden schon wieder trocknen.


    Der schwarze Strand mit den Felsentrollen ist nur eins der vielen Motive hier an der Küste
    Der Strand kann auch so aussehen...
    Oder so...

    Nach Vík machten wir uns auf die Piste Richtung Kirkjubæjarklaustur für einen kurzen Tankstopp und Besuch des Visitor's Centre mit Informationen zum Laki-Ausbruch und einer Moosausstellung. Das viele Wasser in Vík hatten Objektive und Kameras von Rainer und mir fast außer Gefecht gesetzt, denn sie waren von innen beschlagen. Da half nur Wärme, denn im Auto waren unsere Möglichkeiten zum Trocknen beschränkt. Zum Glück löste sich das Problem nach einer Weile von allein und unsere Arbeitsgeräte waren wieder einsatzbereit. Im Übrigen passiert so etwas häufiger hier, aber die Kameras können auch viel Wasser ganz gut ab und man sollte nicht in Panik geraten, wenn die Notabschaltung aktiviert wurde oder das Objektiv von innen beschlägt. Nur in einer Tüte einpacken, wäre keine gute Idee. Einfach warm und trocken halten und Geduld haben.


    Nach weiteren 40 Minuten Fahrt durch Schnee- und Graupelschauer erreichten wir in einer der oben genannten Frau-Holle-Pausen die Gletscherzunge Svínafellsjökull bei klarer Sicht. Der Gletschersee war zugefroren und wenig blaues Eis war sichtbar, denn die Oberfläche war größtenteils mit Schnee bedeckt. Nach ein paar Minute passierte was? Na klar, Schnee von oben! Wir genehmigten uns daher einen Imbiss bestehend aus Skyr, Tütensuppen und Kaffee und fuhren auf völlig vereisten Straßen zur Gletscherlagune Jökulsárlón.


    Ladestation auf dem Parkplatz zur Gletscherlagune. Immer wieder sieht man diese Stationen hier. Erstaunlich - trotz der Kälte und anspruchsvollen Straßenverhältnisse

    Wie ich es schon häufig geschrieben habe, ist dies mein absoluter Lieblingsort in Island, dessen besonderer Reiz in seiner Veränderung liegt. So auch heute. Bis an den Rand voll mit zugeschneiten Eisschollen und kleinen Eisbergen präsentierte sich die Lagune wie immer anders, als ich sie je zuvor gesehen hatte. Wir nutzten das Abendlicht und auch den schneefreien Abend, um in aller Ruhe uns heranzutasten. Touristen waren nur noch wenige da, aber die Fülle an Eis, machte die Motivsuche anspruchsvoll. Erschöpft aber zufrieden bezogen wir unser Hotel und machten uns ans Abendessen. Obwohl uns der lange Tag schon recht müde gemacht hatte, wollten wir nicht auf unsere Bildbesprechung verzichten.


    Heute in bleigrau - die Gletscherlagune Jökulsárlón

    Eingerichtet an der Bar, die Laptops auf dem Schoß ging es los mit dem ersten Bild von Rainer und - ping. Eine Nachricht unserer Nordlicht-App. Tja - was machten wir dann wohl? Alle infomiert, rein in die Winterklamotten und ab in die kalte Nacht. Wir sausten mit dem Bus ein kleines Stück nach Osten, denn am Hotel war es zu hell. Mitten auf dem Weg suchten wir eine Haltemöglichkeit und beäugten kritisch den sternenklaren Himmel. Wo waren sie denn nun, die Nordlichter? Nachdem wir schon aufgeben wollten, machte Elena noch eine Langzeitbelichtung gen Osten - uuuund grün! Also auf zur Gletscherlagune! Wärend Carola und Jörg einfach nur den Sternenhimmel genossen und wahrscheinlich langsam kalte Füße bekamen, versuchten die anderen, das nur schemenhaft erkennbare Polarlicht einzufangen. Das war gar nicht so einfach, aber am Ende gelang es uns doch. Todmüde aber glücklich fuhren wir zum Hotel zurück und konnten nun endlich ins Bett. Morgen ist Gletschertag. Ich freu mich drauf!

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  • 25
    FEB

    Ein Tag am Gletscher

    8:45 Abfahrt - wohin ? Natürlich wieder zur Gletscherlagune, denn dort sollte eine Dreiviertelstunde später unsere Icecave-Tour starten. Tatsächlich rollte kurz vor Start unser Unimog vor, aber bevor es losgehen konnte, erlebten wir erstmal eine kleine Enttäuschung. Die Gruppe, mit der wir gemeinsam zur Gletscherhöhle fahren sollte, hatte sich in der Zeit vertan und wir mussten warten, denn unser Veranstalter, wollte sich die Einnahmen nicht entgehen lassen. Unsere beiden Guides hießen Ragnar und Pavel und dreimal dürft ihr raten, wer das kleine hutzelige Männchen war und wer der bärtige Riese. Genau! Ragnar, das kleine hutzelige Männchen setzte sich ans Steuer des riesigen Fahrzeugs und los ging es! Natürlich wie immer mit Erlebnisfaktor! Unterwegs sahen wir zum ersten Mal wild grasende Rentiere in großer Zahl. Reiseführer behaupten immer wieder, dass es in dieser Gegend welche geben soll, aber gesehen hatten wir noch keine. Danach ging es auf die Holperpiste und Ragnar machte seinen Job souverän. Ich denke, nach dieser Fahrt saßen tatsächlich einige noch in der Nähe der Stelle, wo sie sich am Anfang hingesetzt hatten.


    Zur Eishöhle kamen wir erst nach einer dreißigminütigen Fahrt und einem ebensolangen Fußmarsch. Das war ganz schön anstrengend.

    Bald ging es zu Fuß weiter, aber erst mit Schutzausrüstung in Form von Steigeisen und Helmen. Es wurde ein recht langer Marsch von ungefähr 30 Minuten quer durch die Moränen. Das war anstrengend. Ragnar erzählte unterwegs interessante Fakten zum Gletscher mit dem schönen und einfachen Namen Breiðamerkurjökull (s. Video unten wer es mal ausgesprochen hören möchte.)


    Ragnar bringt uns bei, wie der Gletscher auf Isländisch ausgesprochen wird


    Es war Ragnar deutlich anzumerken, dass es ihn sehr mitnahm, wie sich der Gletscher in den letzten Jahren zurückgezogen hat. Der größte Gletscher in Europa (Grönland ausgenommen) zieht sich im Süden pro Jahr ca. 40 Meter zurück, während sein Gewinn im Norden durch Schneefälle nur wenige Zentimeter beträgt. Das ist deutlich zu erkennen, denn die Eiscaves der letzten Jahre sind nur noch Geröll. Die Höhle selbst war nicht besonders groß, hatte aber wunderschöne Schmelzlöcher mit blauem Eis.


    Unser Workshopteilnehmer haben ein Motiv in der Gletscherhöhle gefunden und nutzen den Slot, wo keine Touristen ins Bild laufen.

    Unsere Teilnehmer waren ziemlich gestresst, trotz der vielen Besucher noch gute Fotos zu machen. Hier ist tatsächlich etwas Koordination nötig, denn darauf zu warten, dass die anderen Platz machen ist schwierig, wenn immer wieder neue Besucherströme ankommen. Lieber sucht man sich geschickte Möglichkeiten zum Verdecken und Kaschieren oder wechselt die Formate, um Personen auszublenden. Diese Schwierigkeit werden wir sicherlich noch häufiger haben.

    Ich hatte ganz vergessen zu fragen, wie die Icecave heißt. Im letzten Winter hatten wir erfahren, dass der Entdecker einer Gletscherhöhle auch der Namensgeber sein darf. So gab es die Höhlen Gin Tonic, Champaign und Anakonda. Ich fragte Ragnar und Pavel, warum die Männer zum Beispiel nicht einfach den Namen ihrer Frau oder Freundin nehmen konnten, wenn sie so etwas Wunderschönes benennen dürfen. Die Antwort von Pavel war 'Welche der Freundinnen?' und Ragnar meinte, dass sich die Icecaves über die Saison ziemlich verändern, zum Beispiel auseinanderfließen und breiter werden und das dieser Fakt zu Hause zu Problemen führen könnte...


    Blick durch ein Schmelzloch im Eispanzer.

    Auf dem Rückweg wurden wir natürlich wieder ordentlich durchgeschüttelt, allerdings erzählte uns Ragnar als Kontrapunkt, was er und die anderen Iceguides heute essen würden (Bohnensuppe und Lammfleisch), während wir von unseren Sitzen flogen oder meinten wir würden mitsamt dem Auto umkippen und uns ängstlich festkrallten (Fleischbällchen - gab es übrigens gestern)

    Den Nachmittag verbrachten wir schließlich am sogenannten Diamond-Beach und ließen die Kameras mit Langzeitbelichtung heiß laufen. Jetzt haben wir gerade 3 Stunden Bildbesprechung gemacht und ich bin stolz, welch tolle Fotos ich heute von allen gesehen habe. Das hat sich doch gelohnt!


    Ein Stück Gletschereis am Diamond-Beach
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  • 24
    FEB

    Der Tag der Wasser (und Schnee-)fälle

    Hui - das war eine kurze Nacht. Punkt sieben saßen wir schon wieder zusammen beim Frühstück. Da mein Workshop dieses Jahr einen ganzen Monat später stattfindet wird es fast eine Stunde früher hell und unser erster Programmpunkt, Gewächshäuser in der blauen Stunde, in Hveragerði, mussten also auch nach vorn verlegt werden. Unsere Workshopteilnehmer standen superpünklich zur Abfahrt bereit und nach dem üblichen Tetris im Kofferraum (unsere Taschen unten, Hartschalenkoffer stehend gepuzzelt, Fotorucksäcke und Stative schonend oben sortiert und die Lebensmittelkiste - oh Mist...). In der Nacht ist es deutlich kälter geworden und es hatte geschneit.

    Auf der Strecke war auch keineswegs angenehmes Fahren, denn aus dem schönen sonnigen Wetter der letzten Tage wurde heute ein böiger Wind, der Schneeschwaden über die ohnehin schon kaum erkennbare Straße trieb. Trotzdem gelangten wir wohlbehalten bei unseren Gewächshäusern an. Da heute Sonntag war, konnten wir uns allerdings nicht wie in den letzten Jahren telefonisch anmelden und so schlichen wir uns etwas verhalten auf das Gelände der dortigen Fachhochschule für Landschaftsbau. Jörg hatte sicherheitshalber einen Sixpack Bier unter den Pulli geklemmt, um eventuell aufgebrachte Gewächshausmitarbeiter zu besänftigen. Tatsächlich brauchten wir das nicht, denn wir waren völlig allein. Unsere Teilnehmer waren allerdings etwas irritiert. Verlassene Glashäuser, verfallene Wirtschaftsgebäude und ein bisschen orangenes Licht entsprach wohl nicht ihren Erwartungen von Islandfeeling. Doch nach einiger Zeit, entstand die von mir gewünschte Eigendynamik, das Eindenken in die Szenerie und das kreative Spiel mit den Gegebenheiten. So wurde jeder schnell gezwungen, seine Komfortzone zu verlassen - denn ein spektakuläres Naturschauspiel wie einen Wasserfall kann jeder leicht fotografieren - das Foto lebt durch das Dargestelle. Aber kreativer Bildaufbau macht ein interessantes Motiv und die Aufnahme spannend für den Betrachter. Ob Eiszapfen an einer Glasscheibe, die Spiegelung der Landschaft in einem der Fenster oder einfach eine verschneite Leiter auf einem Gewächshaus, unsere Fotografen wurden richtig kreativ. In den nächsten Tagen versuche ich an dieser Stelle noch einige Fotos von unseren Teilnehmers hinzuzufügen, um die entstandene Vielfalt zu demonstrieren.

    Nach einem kurzen, leckeren  Lava-Brot-Stopp ging es endlich die Südküste entlang.  Gleißend helles Licht leuchtete uns den Weg und wir hielten Ausschau nach Islandpferden. Ich nutzte direkt die Gelegenheit um meinen Teilnehmern die Besonderheiten der verschiedenen Lichtrichtungen zu erklären. Gegenlicht, Seitenlicht usw. Zusammen wogen wir Vorteile und Nachteile ab und die Teilnehmer mussten an Beispielszenarien  die Vorgehensweise in der Theorie üben.  Immer wieder fing es an zu schneien und die tief hängenden Schneewolken, färbten den Himmel teilweise dramatisch blaugrau oder verstärkten die schwierigste Lichtrichtung des Gegenlichts noch mit farblosem Weiß. Auch da nutzen wir  die Zeit und übten den High-Key-Effekt mit weiß in weißen Landschaftsfotos. Dafür nutzten wir die Berglinie des berühmten Vulkans Eyafjallajökull.


    Impressionen von unterwegs

    Schon bald ging es zum ersten Wasserfall Urriðafoss und alle versuchten sich in langen Belichtungszeiten und nutzen teilweise zum ersten Mal ihre neuen Grau- und Grauverlaufsfilter. Es ist für mich immer wieder interessant zu sehen, wie die Teilnehmer sich fotografisch entwickeln, mutiger fotografieren, eigene Kompositionen suchen und auch die neuen Hilfs-und Gestaltungsmittel immer schneller und zielgerichteter benutzen können. Nachdem der erste Wasserfall im Kasten war, ging es direkt weiter mit dem zweiten, dem Seljalandfoss. Wieder einmal mussten wir mit vielen Touristen klarkommen und auch mit den besonderen Gegebenheiten vor Ort. Im Sommer kann man hinter dem Wasserfall das Becken umrunden, im Winter ist es trotz Spikes an den Füßen kaum möglich die vereisten Treppen zu betreten. Jedes Jahr wird der Wasserfall ein Stück mehr abgesperrt und unzugänglicher.

    Schade, aber auch verständlich, wenn man den Leichtsinnigen und Verrückten zusieht, wie sie für ein gutes " Instagram Foto" die Vorsicht außer Acht lassen und sich in Gefahr bringen. Da schaut man dann auch mal gespannt hin und unterbricht das Fotografieren, wenn eine Touristin, ohne Spikes, die abgesperrte Eistreppe zu besteigen versucht um dann gleich auf der ersten Stufe auszurutschen und rückwärts hinzufallen. Schmerzvoll wälzt sie sich am Boden. Was hat sie bloß erwartet hat? Es ist abgesperrt. Noch interessanter wird das Schauspiel in der Ferne allerdings, wenn es die gleiche Frau auf der gegenüberligenden Treppe ein paar Minuten später gleich nochmal probiert..... Jetzt die spannende Frage !!! Schafft sie es diesmal? Neeeeeiiiiiin, natürlich nicht. Täglich grüßt das Murmeltier. Sie klettert über die Absperrung, betritt die erste Stufe ohne Spikes uuuuuund zack, rutscht sie aus und liegt wieder rückwärts am Boden. Wir können nur den Kopf schütteln und ich kann mir eine Bemerkung an der Stelle kaum verkneifen. " Es handelte sich dabei sicher um ein Fan des Disneyfilms " Frozen " und sie dachte sie könnte wie Eisprinzessin Elsa mit Leichtigkeit den steilen Aufstieg über die Treppe in de Eispalast nehmen. Wahrscheinlich hat sie innerlich noch gesungen: "Let it got, let it go.....". 

    Jedoch verschwindet die Touristenbühne  und der Wasserfall bald hinter einem dichten Schneevorhang aus kleinen dicken Schneekügelchen. Keine sanften Flocken, wie wir sie kennen, auch keine Hagelkörner, wie wir sie leider auch kennen. Nein, es ist eine ganz andere Art, eben Islandschnee:-) Es kommt viel runter. Wir machen die letzten Aufnahmen und lassen die Kamera mit kurzen Belichtungzeiten schnell hintereinander die weißen Kugeln einfrieren und auf dem Foto festhalten. Was für ein Erlebnis. Innerlich wird es mir ganz warm ums Herz. Dass ist für mich Island im Winter, diese Glücksmomente, diese kurzen Augenblicke, an denen sich ein unbezahlbarer Moment zeigt um wenige Minuten später vorbei zu sein. Zugreifen, ausharren oder fluchtartig das Feld verlassen, alles ist möglich und jeder muss diese Entscheidung für sich selbst treffen.  Dieses Jahr sind alle mutig! Sie bleiben, genießen das Schauspiel, trauen der guten Technik und sicher auch mir, und belichten weiter, auch wenn schon dick der Schnee über dem Objektiv hängt. Es entstehen auch da immer wieder Motive, die es sonst so nicht geben würde und das macht es aus.

    Direkt am Wasserfall öffnen wir noch unser Busbistro und erwärmen uns an warmer Nudelsuppe,  heißem Kaffe und Tee und naschen Knackwürstchen und Käsebrote mit Tomate und Gurke. So langsam tauen alle Gliedmaßen wieder auf und die Kameras werden liebevoll von allen mit den mitgebrachten Küchenhandüchern vorsichtig abgewischt und eingewickelt. Es wird sicher nicht das letzte Schnee- und Wassererlebnis beleiben.
    Weiter geht es zu den Pferden. Zuverlässig stehen sie auf " unserer" Koppel wie jedes Jahr. Diesmal sind wir etwas später dran als sonst und die Tiere wurden schon gefüttert. Sie stehen alle mit dem Kopf zur Mitte im Kreis und mampfen genüsslich schön und frisch duftendes Heu. Man hört sie deutlich kauen und sonst nichts. Schön! Alle Farbschattierungen, von weiß, beige, braun, grau, schwarz, gemustert, gesprenkelt, gesträhnt und gemischt, stehen vor uns und strecken uns den Po entgegen. Hihi. Aber fotografisch problematisch, denn man hätte schon gerne Augen und Kopf im Fokus und nicht das Hinterteil. Am Abend beweist uns aber Elena, dass man aus dieser Situation heraus, dennoch bemerkenswerte Motive finden kann. In den nächsten Tagen seht ihr dazu mehr.
    Rainer ging ganz gelassen zwischen die Tiere, die ihm auch folgerichtig einen Platz an der Futterstelle freimachten. Wir nutzten natürlich diese Lücke (zum Fotografieren selbstverständlich!) und konnten nun die malerischen Mähnen ins Visier nehmen.


    Heute mal dicht gedrängt - unsere Islandpferde

    Am späten Nachmittag erreichten wir dann den imposanten Skógafoss, dessen Wasserkaskade etwa 60 Meter tief auf den Boden fällt. Da wir heute an diesem Ort auch schlafen, konnten sich Carola und Doris schonmal im Hotel frisch machen, während unsere anderen beiden Teilnehmer so richtig in Fotolaune waren und trotz widriger Bedingungen ihre Kameras herausforderten.


    Mit Begeisterung dabei - aber ob es mit diesem Schneefiler funktioniert ?

    Nach einem leckeren Abendessen setzten wir uns gemeinsam zu einer ersten Bildbesprechung zusammen. Ich war gespannt, was unsere Teilnehmer heute so alles fotografiert hatten und war richtig begeistert. Da ich mir immer möglichst unbearbeitete Bildserien zeigen lassen, konnte man deutlich erkennen, wie sich die einzelnen Teilnehmer manchmal an das Motiv herangearbeitet hattten.


    Beispiel für Linienführung in der Landschaftsfotografie

    Vor allem beim sehr breiten und unruhigem Urriðafoss war das deutlich zu sehen. Bei solchen Motiven, deren Abwechslungsreichtum den Betrachter überfordern, hilft es durch Beschränkung auf wenige Details, Ruhe ins Bild zu bringen und das ist den Meisten richtig gut gelungen.

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  • 23
    FEB

    Iceland in a nutshell

    Nach einer kurzen Nacht starteten wir heute unseren ersten richtig langen Fototag. Natürlich erst nach einem ausgiebigen Frühstück und großen Mengen Kaffee. Die Isländer sind übrigens selbst kaffeesüchtig und häufig erhält man daher das Heißgetränk umsonst, was nach langen kalten Fotosessions eine willkommene Auftauhilfe ist. Wir nehmen uns heute die Halbinsel Reykjanes vor und begeben uns damit zum aktuellen vulkanischen Hotspot. Hoffentlich geht alles gut. Die Warnungen auf vedur.is verhießen nichts Gutes, denn aufgrund plötzlichen Gasaustritts in einer der Lavahölen wurde von einem Besuch abgeraten. Wir versicherten uns nochmal beim Veranstalter, daß mit unserer Tour alles ok ist und brachen pünktlich auf nach Süden. Auf dem Weg zum Kleifarvatn machten wir einen Fotostopp an einer olfaktorisch herausfordernden Location, nämlich einem großen Hersteller für Trockenfisch. Soweit ich weiß, werden die getrockneten Fischköpfe vor allem nach Afrika exportiert.


    Trockenfisch soweit das Auge sehen kann. Optisch eine Augenweide. Das fanden auch die vielen Raben, die das Gelände umschwirrten.

    Für uns stellten diese Leckerbissen vor allem ein Supermotiv dar und wir ließen die Kameras heißlaufen. Anschließend zogen wir auf verschneiten Straßen vorbei am Kleifarvatn, wo wir an herausragend schöner Aussicht unser Geburtstagsständchen für Jörg gaben. Das hat man auch nicht alle Tage! Im Geothermalgebiet Seltún ging uns fast schon ein wenig die Zeit aus, da wir pünktlich in der Lavahöle eintreffen mussten. Dennoch waren unsere Teilnehmer beeindruckt, denn heiße Quellen und blubbernde Schlammlöcher hat man zu Hause weniger, wenn man nicht gerade am Stromboli oder auf Hawaii wohnt.


    Nicht immer einfach zu fotogafieren aber trotzdem beeindruckend. Das Geothermalgebiet mit Solfataren und Fumarolen Seltún.

    Also hetzten wir an schönen Lavafeldern vorbei zur Lavahöhle, wo wir auch pünktlich zur Helm- und Spikesausgabe eintrudelten. Die Besichtigung der Höhle ist ein absoluter Touristenmagnet geworden, der auch von Wochenendbesuchern Reykjavíks gerne genutzt wird und so war unsere Gruppe ziemlich groß. Nach der obligatorischen Sicherheitsbelehrung und dem Funktionscheck der Helmlampe zogen also unsere tapferen Fotografen mit der Touristenkarawane aus, um das Erdinnere zu erkunden. Diese Lavahöhle mit dem schönen und unausprechlichen Namen Raufarhólshellir steht seit geraumer Zeit auf unserem Tourprogramm und stellt die meisten erstmal vor fotografische Herausforderungen. Zum einen verlangt die dunkle Umgebung das Arbeiten mit Stativ, was aber aufgrund des Gitterbodens der Laufstege nicht immer einfach ist. Zum anderen geht es weit in die Lava hinein und die Gruppe muss geschlossen vorwärts ziehen, so dass für die Einstellung der Kamera kaum Zeit ist. Entschädigt wird man allerdings durch die Stalagmiten aus Eis und die wunderschönen Farbenspiele an der Lavadecke. Außerdem war unser Führer recht geduldig mit uns, so dass wir genügend Extrazeit bekamen, um uns mit der Kamera auszutoben.


    Nach der Höhle und der lange aufgeschobenen Biopause machten wir uns gleich wieder auf den Weg Richtung Westen. Schon auf der Fahrt fielen uns die spektakulären Wellen und Brecher an der Küste auf und einigen juckten sicherlich die Finger, um aus dem Auto rauszuspringen und ein paar Fotos zu schießen. Das hoben wir uns aber für die natürlichen Lavapools von Brimketill auf und das war genau richtig! Schon von weitem waren die haushohen Brecher an den Basaltbecken zu erkennen und nach dem Parken gab es kein Halten mehr für unsere Teilnehmer. Irgendwie schaffte es Carola mehrere Brecher mitzunehmen und auch mich erwischte es hin- und wieder. Das tat aber unserer Begeisterung keinen Abbruch, denn solch ein Naturschauspiel hatten die wenigsten von uns schon mal erlebt.



    Anschließend nutzten wir die Gelegenheit, um unsere Proviantvorräte zu ein wenig zu plündern. Wie immer waren wir mit einer breiten Auswahl an Leckereien im gesamten Geschmacksspektrum ausgestattet, wobei man fairerweise zugeben muss, dass YumYum-Nudelsuppe mit lauwarmen Wasser uns nicht wirklich goutierte. Uns blieben danach nur noch wenige Minuten, um der spektakulären Fumarole Gunnuhver einen Besuch abzustatten bevor wir - nun hoffentlich zum letzten Mal - einen Abstecher zum Flughafen machten, um unsere kleine Truppe mit Teilnehmer Rainer zu komplettieren und den Tag in der blauen Lagune ausklingen zu lassen. Fotos und Ende der Geschichte folgen noch. Es ist nämlich jetzt schon halb zwei morgens und wir müssen nun wirklich ins Bett. Den morgigen Start habe ich noch eine Stunde vorverlegt. Oh Mann, was habe ich mir dabei nur gedacht?

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  • 22
    FEB

    Reise mit Hindernissen

    Hallo zurück zu unserem offiziellen Workshop-Start mit unserer abendlichen Tour durch Reykjavík. Vorher haben wir allerdings noch Einiges zu erledigen wie Taschen umpacken, einkaufen und unseren Reiseblog vorbereiten. Carola und Doris nutzten die Zeit und begaben sich auf eine Streiftour durch die Stadt. Das Wetter ist wunderbar mit ein paar Wolken, wenig Wind und wunderbarer Sicht, so wie sie man nur im Winter erleben kann. Eigentlich war geplant, unser nächstes Tourmitglied, nämlich Elena, am Nachmittag in Empfang zu nehmen. Doch daraus wurde erstmal nix, denn Elena legte einen unfreiwilligen Besichtigungstag am Kopenhagener Flughafen ein, nachdem ihr Flugzeug wegen eines technischen Defekts erst 6 Stunden später als geplant weiterfliegen konnte.

    Unsere Räum-und Schreibaktionen nahmen uns so sehr in Anspruch, dass wir ein wenig die Zeit aus den Augen verloren hatten. Trotzdem musste der Einkauf noch erledigt werden, denn Fotografieren im eisigen Wind macht irgendwann hungrig und ein warmes Süppchen unterwegs, lässt die kalten Zehen und Finger schnell vergessen. Wir schwangen uns also in unser Reisevehikel und machten uns kaum Hoffnung, die ausgemachte Zeit für das Abendbrot noch zu schaffen. Sicherheitshalber überprüften wir nochmal die Strecke zum Bonus, dem isländischen Discounter, denn unser Versorgungszentrum lag auf halber Strecke zum Flughafen. Zumindest dachten wir das. Etwas überrascht stellten wir fest, dass der nächste Laden quasi auf der Rückseite unseres Hotels liegt und so konnten wir nach 200 Metern rasanter Fahrt das Fahrzeug auch schon wieder verlassen. Ich glaube, die Leute vor der Hotelrezeption, die auf den nächsten Bus warteten, werden sich etwas gewundert haben.

    Ausgestattet mit Reiseproviant und Ersatz für einige daheim gebliebene Artikel des täglichen Bedarfs (Tannkrem für uns und Mousse für Carola) machten wir uns dann pünklich auf zum Abendessen, leider ohne Elena, die wahrscheinlich zum zehnten mal das Innenleben des Flughafens Kopenhagen inspizierte. Da dieser Zeitpunkt auch den Start des Workshops markierte, legte sich Carola mächtig ins Zeug, um einige grundlegende Fragen rund ums Fotografieren zu diskutieren. Ich weiss nicht genau, wie es passierte, aber irgendwann ertappte ich uns dabei die hyperfokale Distanz anhand eines Arrangements unserer Biergläser zu veranschaulichen.

    Aber natürlich wollten wir noch etwas Praxis erleben und machten uns bald auf, um Reykjavík im Dunkeln zu erkunden. Dieser Einstieg in den Workshop stellt nicht Wenige vor Herausforderungen. Zum einen sind die Lichtverhältnisse schwierig und zum anderen macht das Agieren im Dunkeln die Bedienung von Kamera und Stativ schwierig.


    Nicht nur das gesamte Gebäuder der Harpa sondern auch Details der Fassade können fotografisch interessant sein.
    Eine Ausstellung am Vorplatz macht nachdenklich. Sie zeigt Landschafts- und Tierfotografien von Snæfellsnes bevor ein großes Wasserkraftwerk errichtet wurde. Die Zerstörung der Natur geht den heimatliebenden Isländern sehr zu Herzen.

    Zum Glück war es heute praktisch windstill und so konnten die ersten Fotolektionen in Ruhe angegangen werden. Nach der Sonnenfahrt und der Harpa war noch etwas Zeit für die Perlan, den Wasserspeicher Reykjavíks, der mit dem 85°C heißen Geothermalwasser die Stadt mit Energie versorgt aber keineswegs ein reiner Zweckbau ist. Vor allem das Farbenspiel der Außenfassade, die futuristische Glaskuppel und die Aussichtsplattform mit 360° Rundumsicht machen das Gebäude zu etwas Besonderem.


    Detail der Perlan, dem großen Geothermalwasser-Speicher Reykjavíks.

    Das Innere beherbergt das Saga-Museum sowie zwei Restaurants. Müde und ein wenig durchgefroren setzten wir Carola und Doris am Hotel ab und begaben uns zum Flughafen, wo nun endlich Elena ihren langen Reisetag beschließen sollte. Und tatsächlich, nach einer Reisezeit, in der man auch locker mit einem VW Käfer von Klein-Wulferode nach Barcelona hätte fahren können, tauchte Elena in der Ausgangstür des Flughafens auf und wurde herzlichst von uns empfangen. Sie war auch die Erste, die unser eingebautes Bus-Bistro genießen konnte und versorgte sich erstmal mit Wurst und Brot, während wir zum Hotel düsten.

    Zwischen Flughafen und Reykjavík liegt eine relativ dunkle Strecke entlang der Bucht von Reykjavík. Ideal um eventuell auftauchende Wale (im Wasser) oder Nordlichter (über dem Wasser) zu entdecken. Und tatsächlich! Schwach aber dennoch deutlich zu sehen, tanzten ringförmige Lichter am dunklen Firmament. So musste die arme Elena noch eine weitere Unterbrechung erleben, denn das ließen wir uns nicht entgehen und machten eine Fotopause auf einer Seitenstraße. Leider ließ das Polarlicht in demselben Maße nach wie der Wind zunahm und bald gaben wir auf und fuhren nun endlich ins Hotel. Morgen wartet schon die Halbinsel Reykjanes auf uns und wir begeben uns ins Zentrum des derzeit mächtig rumorenden Vulkans an der Südwestküste. Ich bin gespannt!

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  • 20
    FEB

    Willkommen zurück in Island 2020!

    Hallo und herzlich willkommen liebe Islandfreunde und Fotoliebhaber,

    schön, dass ihr wieder dabei seid und meinen hoffentlich spannenden Reisebericht wieder verfolgt.
    Dieses Jahr mussten wir erstmal ein paar Hürden nehmen, bevor es überhaupt losgehen konnte. Viele Interessenten hatten sich gemeldet, aber zum geplanten Termin, konnten die wenigsten. Ganz ausfallen lassen wollten wir es nicht, also wurde mit einigen hartnäckigen Teilnehmern ein neuer Termin gesucht und neu geplant. Gar nicht so einfach, passende Übereinstimmungen zu finden:-) Aber Kristin Leske - photography macht alles möglich und wir haben jetzt eine neue Art des Exklusiv-Fotoworkshops erfunden. Den Staffelstart:-) !!!


    Wir starten am Donnerstag, den 20.02.2020 nach Island und treffen am Flughafen in Island direkt schon auf die ersten zwei Teilnehmerinnen aus der Schweiz, Carola und Doris. Dann stößt am Freitag Nachmittag 21.02.2020 Elena zu uns  und werden uns wie immer direkt nach dem Abendessen auf die Nachttour nach Reykjavik machen. Den ersten vollen Workshoptag, Samstag 22.02.2020, verbringen wir diesmal mit dem eigentlich letzten Tagesprogramm - dem Reykjanes Gebiet. So können wir den Tag fotografisch aber voll ausnutzen und schaffen es auch gegen Nachmittag unseren letzten Workshopteilnehmer Rainer am Flughafen aufzupicken.  Das ist zumindest der Masterplan für den Start - mal sehen, ob alles nach Plan verläuft.

    Jaaaaa, es hat endlich geschneit. Nach wochenlangen Regen und vielen Stürmen, ist Island endlich weiß und wir hoffen, dass es so bleibt! Seit Anfang Dezember verfolgen wir täglich die isländischen Karten und checken Wetter, Polarlichter und natürlich auch die Vulkanaktivität. In diesem Jahr gibt es nämlich Ungewöhnliches zu berichten. Mitte Januar kam die sorgenvolle Nachricht- erhöhte Vulkanaktivität auf Island im Rekjanes Gebiet. Das sicherlich am meisten bewohnte Gebiet hat sich am Berg Thorbjorn um mehrere Zentimeter gehoben, wahrscheinlich, weil sich Magma darunter sammelt. Diese Ereignisse werden durch eine erhöhte Erdbebenaktivität begleitet. Nahezu jeder Natur und Landschaftsfotograf möchte mal aus sicherem Abstand einen Vulkanausbruch fotografieren. Das gebe ich von meiner Seite her offen und ehrlich zu, aber als Veranstalter einer Fotoreise, schaut man doch etwas sorgenvoll auf solche Nachrichten weil ich natürlich für die Sicherheit und auch den ganzen Ablauf verantwortlich bin und ein solches Naturschauspiel schwer einzuplanen und abzuschätzen ist. Also heisst es sich täglich zu informieren.


    Die Erbebenhäufigkeit in der Nähe von Grindavik ist selbst für isländische Verhältnisse viel.
    Dort auf der Halbinsel Reykjanes (Bild links unten) befinden wir uns aktuell und morgen startet dort unsere Fotoexkursion. Die bunten Punkte sind übrigens die in den letzten 48 Stunden registrierten Erdbeben.


    Endlich ist es soweit - einen ganzen Monat länger , als in den letzten Jahren, mussten wir alle auf Island warten.....aber jetzt geht es los. Unser Fotoworkshop startet bald und alle Teilnehmer machen sich so langsam auf den Weg.  Jedes Jahr machen wir uns auf die Suche nach den Thermosocken und der Merinounterwäsche, aber so nach und nach wandern WalkieTalkies, Mikrofone, Kabel, Festplatten, Stative und jede Menge Fotoausrüstung in die Taschen und finden Ihren angestammten Platz . Diesmal haben wir eine ganze Reisetasche weniger dabei und hoffen, dass uns das etwas entlastet. Ständig habe ich aber am Flughafen das Problem, dass ich mich immer wieder umschaue und die Gepäckstücke durchzähle und der Meinung bin, dass etwas fehlt. Offensichtlich hat sich das in den letzten Jahren automatisiert. 2 große Reisetaschen, zwei Laptops, zwei Foto- und DrohnenTaschen und noch ein großer Rucksack müssen erst mal gehandelt werden. Wir fliegen diesmal von München aus. Schon über den gut sichtbaren Färöer Inseln wird die Vorfreude so groß, dass ich mich auf meinem Sitzplatz am Fenster kaum ruhig halten kann. Mit der Kamera an der Scheibe klebe ich am Fester und warte angespannt auf die erste Sicht auf die Küstenlinie.


    Traumhafter Blick auf Islands Südküste beim Anflug.

    Über uns ist eine dicke Wolkendecke unter uns ziehen immer wieder einige dichte Wolkenfetzen vorbei und ganz plötzlich liegt traumhaft beleuchtet die Südküste Islands vor uns und verzaubert mich aufs Neue. Als würde Island liebevoll zu mir sagen" Verið velkomin aftur til Íslands - Herzlich willkommen zurück in Island" .


    Eine kleine Einstimmung zum Start unseres diesjährigen Fotoworkshop im Winterwunderland Island


    Klare Sicht bis zur Gletscherlagune, über die Sanderflächen, den Hvannadalshnúkur ['kʰvanːataˑlsˌn̥uːkʏr̥] , das Vulkanmassiv des Öræfajökull und natürlich den risigen Plateaugletscher Vatnajökull. Er ist der größte Gletscher Islands und zudem außerhalb des Polargebiets auch der größte Europas.  Es rollt sogar ein kleines Freuden-Islands-Wiedersehens-tränchen bei mir und meine Vorfreude steigert sich ins unermessliche. Solche grandiosen Blicke von oben sind selten und ich weiß es zu schätzen! Kurze Bemerkung am Rande.... die rechte Seite im Flugzeug ist die Bessere im Landeanflug auf Island. Jörg saß diesmal leider weiter hinten auf der linken Seite, aber auch er hatte eine wundervolle Sicht über das weiße Land.


    Der höchste Berg Islands, der Hvannadalshnúkur ['kʰvanːataˑlsˌn̥uːkʏr̥]. So kann man ihn nur aus der Luft erleben.
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  • 20
    JAN

    Tag 10 : Abschied mit Hindernissen

    Nachdem wir Anja, wegen ihres sehr zeitigen Flugs am nächste Morgen, schon am Abend zum Flughafenhotel gebracht und uns alle noch mal ordentlich gedrückt hatten, gab es noch eine große Aufregung. Elfriedes Arktis-Boots sind verschwunden. Sie machte den Koffer auf und er war nur noch halb voll!!!!! ( Ja sie sind wirklich so groß. Beweisfoto: Elfriede liegend im Schnee weiter oben.) Schnell sprach sich die Schreckensmeldug von Zimmer zu Zimmer weiter und so wurde im Gang Kriegsrat gehalten. Wie ist das passiert? Schnell war klar, die große Welle zwei Tage zuvor und die Mülltüte waren Schuld ;-) Die nassen Schuhe wurden in eine große blaue Mülltüte gesteckt, um besser transportiert werden zu können. Diese wurde im Gang vergessen und beim letzten Check-Up-Blick vor der Abfahrt stand zufällig das Roomkeeping - Vehikel daneben und so dachten wir alle, es sei eine ordinäre Mülltüte. Mitten in der Nacht haben wir gleich noch im letzten Hotel angerufen und es wurde versprochen, gleich am nächsten Tag danach zu suchen. Irgendwie haben wir diesmal ständig irgendwelche Sachen gesucht. Taschenlampen, Kamerachips, Handschuhe über Handschuhe, Spikes, Handys, Mikrofon und Hotelzimmerkarten, ... alles hat sich nach mehr oder weniger langer Suche wieder eingefunden. Die Hotelzimmerkarte vom Foss-Hotel habe ich allerdings erst zu Hause gefunden. Mea culpa! Nur der eine gute Spike wurde warscheinlich an einem fremden Fuß in die andere Richtung davongetragen. Aber, in punkto Arktis-Boots geben wir die Hoffnung nicht gleicht auf. Abwarten.
    Übrigends haben wir hier auch schon Touristinnen Stöckelschuhen am vereisten Wasserfall gesehen. Wir als Fachmänner und -Frauen wissen aber gleich, es handelt sich dabei um ganz spezielle Ein-Spike-Schuhe, die mit dem langen Spieß.... quasi ein Mono-Spike. Irre! Bricht sich eine Touri-Fashionista  dabei das Bein, hat sie gleich noch die bekannte rote Farbe unter dem Schuh. Hihi.  Aber kein Witz: Ballerinas und Absatzschuhe aller Arten sind hier im Winter keine Seltenheit :-(
    Nach einem schönen letzten gemeinsamen Frühstück, malen wir noch zusammen die gefahrene Strecke in die großen Islandkarten und allen Teilnehmern wird dabei noch einmal bewusst, wie viele Kilometer wir gefahren sind (mehr als 2000 km ) wie viel wir gesehn und erlebt haben und was für ein wunderschönes Abenteuer hinter uns liegt. Wir werden mit vielen warmen Worten verabschiedet und sagen Karin, Elfriede und Hartmut herzlich Lebewohl und lassen sie mit Skyr und einem Apfel (sonst schaffen wir die vielen Reste ja niemals alleine) mitten im Schneegestöber zum Flybus Richtung Flughafen stapfen. 


    Skyr am Flughafen

    Zurück bleiben nur noch Carola und Frank und die haben wir eingeladen, mit uns einen Tagesausflug nach Snaefellsness zu machen. Ja, wir wollen es noch mal wissen und versuchen unser Glück noch einmal wie schon eine Woche zuvor.

    Aber bevor es losgeht müssen wir noch die wichtigsten Regeln hier im Winter befolgen. 1. Check der Wetterkarte (www.vedur.is): Vormittags Schnee, dann Sonne- also perfekt! 2. Check der Straßenlage (www.road.is): Stärkerer Wind in manchen Teilen des Landes, also nichts Neues. 3. Check des Dieselvorrats: passt! 4. Ein kurzer Blick in unsere Lunchkiste erhellt unsere Miene. Genügend Suppe, Würstchen, Brot, Skyr, Äpfel, Naschereien,Tee und Kaffee sind an Bord und können uns über so manche Strecke problemlos versorgen. 5 Alles einladen, die Fahrt geht los. Mit leichtem Tagesgepäck und nur noch zu viert im großen Auto machen wir uns auf nach Nordwesten Richtung Snaefellsnes. Der Weg ist ja schon beschrieben worden....raus aus dem schönen Reykjavik, vorbei am deutschen Baumarkt und dann ab durch den Tunnel unter dem Walfjord. Carola und Frank staunen. Schon 3x waren sie bisher in Island. Aber hier noch nicht. Das freut uns besonders und wir zeigen Ihnen den im schönsten Winterlicht leuchtenden Reykjaviker Hausberg Esja (914m) auf dem Weg nach Borganes. Es fängt an zu schneien und wir merken, dass es die letzten Tage wahrscheinlich das gleiche tat, denn überall ist es weiß und ein Halt am Straßenrand ist auf Grund des vielen Schnees kaum möglich. Die kleine Straße Richtung Gerðuberg, der schönen grauen Basaltsäulenwand ist mit unserem Auto leider nicht passierbar und so vergnügen wir uns mit sehr zutraulichen Islandpferden am Zaun.


    Nicht unbedingt ein Qualitätspferd - also fotografisch gesehen. Dem Pferd war es wohl wurscht, denn es steckte mir die Zunge raus.

    Treue Blogleser fragen sich jetzt.... Moment mal, .. Zaun: " Das sind keine Qualitätspferde!!!! Da darf kein Zaun stehen!!! Ja, da habt Ihr recht. Aber! Das Wetter passt, wir haben die offizielle Fotoreise hinter uns gebracht und alle Pferde im Schnee standen bisher sehr weit weg und in Ermangelung langer Superteleobjektive kamen viele nicht weit genug heran. Also diesen Punkt haben wir schon mal verbessert.  Sie sind gaaaanz nah und noch sehr wichtig, sie stehen auf sauberem Untergrund! Das heißt, sie stehen da ganz offensichtlich noch nicht lange, sonst wäre er nicht mehr weiß ;-) Ihr seht also, der schnelle Check der "Bedingungen für echte Qualitätspferde" hat ergeben, dass Licht und Standpunkt halbwegs passen und auch eine mehr oder weniger passable Haltebucht in der Nähe ist. Wir wollen unser Glück nicht überstrapazieren und bleiben stehen, streicheln, fotografieren und bewundern die robusten Tiere. Carola ist so fasziniert, dass sie zum ersten mal in ihrem Leben, mit einem Pferd schmust und ganz verwundert feststellt, dass sie einem Pferd noch nie so nahe gekommen ist und auch eigentlich bisher noch nie großes Interesse an diesen Tieren hatte. Tja, Carola, was man nicht alles in Island erlebt und über sich selbst lernt. Ich erfreue mich an ihrer Kontaktfreudigkeit, halte aber gehörigen Abstand zu den Tieren, denn ich, dass wissen viele, habe eine heftige Pferdehaarallergie und will noch ohne Nebenwirkungen was von meinem Tag haben.

    Schönes Erlebnis, aber fotografisch bleibt mir nur die private Knipse. Warum, werden sich viele fragen. Ganz klar, sie stehen so nah, dass man kein Teleobjektiv verwenden kann, also bleibt uns nur ein Normalobjektiv ( 50mm) oder ein Weitwinkel ( ca. 14mm-35mm).  Letztere verzerren bei zu viel Nähe die Gesichtszüge oder Körperformen und es entsteht bei Lebewesen ein Comiceffekt mit großem Kopf und kleinem Körper. Der Zaun im Vordergrund zeigt den Eingriff des Menschen und somit mache ich nur ein paar private Schnappschüsse und einen kleinen Film. Als mir das erste Pferd die Zunge rausstreckt, denke ich mir noch nichts dabei , aber das zweite tut es dem ersten gleich. Was wollen sie mir damit sagen? Ich stapfe Richtung Auto und beschwere mich beim Rest für das unpassende Dauerhupen, das zeitgleich abläuft. Nicht mal an meinem freien Tag nach dem intensiven Fotoworkshop darf ich in Ruhe fotografieren und werde zur Eile gemahnt. Aber ich weiß ja, was noch alles auf dem Weg liegt und so geht es bereitwillig weiter. Diverse Stopps in tollstem arktischem Licht versüßen uns den Tag und wir springen immer wieder aus dem Auto, um schöne Motive einzufangen. Heute sind wir wieder mal " Jäger des Lichts" und fühlen uns einfach nur großartig bei der irre schönen Landschaft im weißen Winterkleid. Irgendwann am Nachmittag halten wir in Arnastapi und staunen über die hohen Wellen, die mit voller Wucht an die Küste gespült werden, mit tosender Gischt auf die Basaltsäulenformation klatschen, um in schäumenden Rinnsalen ganz weiß und weich zurück ins Meer zu fließen. Auch wenn man allein durch diesen Satz sich das Bild vor Augen führen kann, möchte ich euch dieses Naturschauspiel nicht vorenthalten und habe einen kleinen Film für euch aufgenommen.



    Hier könnte ich stundenlang stehen, den feinen Sprühnebel im Gesicht spüren und einfach nur genießen. Wie sehr liebe ich diese Land, mit all seinen Facetten und Eigenheiten, wie sehr genieße ich die Zeit hier und bin dankbar, dass ich das jedes Jahr in Folge wieder erleben darf. Vor 11 Jahren begannen meine spannenden Reisen durch Island. Jedes mal anders, jedes mal irgendwie neu und doch so vertraut. Carola und Frank brauche ich nur anzusehen und erkenne sofort, dass es ihnen gleich geht. Die Zeit hier ist diesmal zwar fast um, aber die Erlebnisse bleiben ewig in Erinnerung und machen uns rundum glücklich. Ich freue mich, es anderen zeigen zu können, sie mit dem typischen Islandvirus zu infizieren:-) und Ihnen auch fotografisch beratend zu Seite zu stehen.

    Ich teste noch ein wenig ein paar neue Objektive und vergesse mich dabei in Raum und Zeit. Die andere sind inzwischen weiter die Küste entlang gewandert und ich genieße für wenige Augenblicke die Ruhe allein und arbeite hoch konzentriert mit Superweitwinkeln, Makroobjektiven und Telekonvertern (Letzteres sind Zusatzgeräte für Kameraobjektive, die die Brennweite des vorhandenen Objektives vergrößern) vor mich hin. Wenig später wärmen wir unsere eisigen, steifen Finger an heißer Suppe und den restlichen Köstlichkeiten. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzten, machen wir einen Toilettenstopp im Kioskcafe an der Straße (ganz neu hier) und gönnen uns eine heiße Schokolade im Pappbecher. Den alkoholischen Schuss  verkneifen wir uns beim Blick auf den Preis. 14 Euro würde der nämlich kosten!!!!  Uns fallen aber die lustigen Schilder im Cafe auf. Beim Eintritt steht an der Tür: " Pull like a Troll!" und beim Austritt steht: " Push like a Viking!" ( Zieh wie ein Troll, drücke wie ein Vikinger) und es bedarf keiner Erklärung, wenn man an die Kraft des Windes denkt, der hier oftmals vorherrscht und mit welch enormer Kraft man sich gegen die Türen stemmen muss oder sie festhalten sollte. Ob ich die Tür mit einer solchen Aufforderung an die Besucher jedoch aus Glas gemacht hätte, wage ich zu bezweifeln. Die Islandfahne, flattert so heftig im Wind, dass wir beschließen, lieber die Heimreise anzutreten und den Rest der Sehenswürdigkeiten dieser Halbinsel auf das nächste Mal zu verschieben.


    Bei dem Wind muss man manchmal schon drastische Maßnahmen ergreifen. Trotzdem schönes Türschild.
    Das gilt natürlich auch beim Rausgehen.

    Carola und Frank haben uns so vom Restaurant "Sægreifinn" , dem " See-Baron" vorgeschwärmt, dass wir auch direkt die Adresse ins Navi eingeben und uns auf die 2 stündige Rückfahrt nach Reykjavik machen. Ich blicke aus dem Fenster des fahrenden Autos und bin von der kalten Farbenpracht überwältigt.  Ein fast schwarzer Meeresstreifen teilt den tief grauen Himmel und das grell leuchtende Weiß der Landschaft bildet den perfekten Kontrast dazu. Ich sehe alles in Farbe und doch wirkt es wie ein perfektes SW-Foto. "50 shades of grey" wäre der perfekte Titel zum Bild. Am liebsten würde ich anhalten, aussteigen und die Kamera anwerfen, aber da sehr zeitig am nächsten Morgen um 6 Uhr unser Flieger zurück nach Deutschland geht und wir wieder alles umpacken und die 1000 kleinen Taschen in 8 große Taschen verpacken müssen, fahren wir weiter und genießen nur mit den Augen. In Borganes stoppen wir noch mal kurz für 10 Minuten am Friedhof und zeigen Carola und Frank die besonderen LED-Lichter an den Gräbern. Diesmal leuchtet der Platz noch mystischer und der frische hohe Schnee reflektiert die bunten Lichter noch stärker als bei unserem letzten Besuch. Einfach irre!

    Ich bemerke, dass der Wind zunimmt und verlasse den Platz unter den schneeverhangenen Bäumen lieber etwas schneller. Raus aus Borganes, zurück auf der Ringstraße N1 geht es Richtung Süden. Nur wenige Sekunden später, von jetzt auf gleich, haben wir das Gefühl ein isländischer Troll pustet uns von der Straße. Um uns herum wirbeln Eiskörner, die Sicht ist nur noch auf wenige Meter begrenzt und völlig unvermittelt peitschen heftigste Windböen gegen die Fahrerseite des Autos und drücken es stark zu Seite Richtung Randstreifen. Wir sind inmitten eines heftigen Schneesturms und sofort sind die Erinnerungen vom letzten Jahr wieder im Kopf. Ruhe bewahren ist oberstes Motto und so checke ich als Beifahrer erst mal die Lage und bediene 2 Handys und das Navi gleichzeitig. Checke vedur.is , road.is und die Entfernung bis zur nächsten Stadt. Die genaue Lange wird uns klar, als wir die leuchtend rote Warntafel entdecken, und zwar erst als sie direkt neben uns an der Straße steht. Die Straße hinter dem Walfjord-Tunnel ist gesperrt und somit der Weg nach Reykjavik versperrt. Jörg möchte am liebsten umdrehen und 13 km zurück nach Borganes fahren, aber ich habe Angst vor dem Wendemanöver mitten im Schneesturm. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir sehr viele grelle Lichter und somit viele folgende Fahrzeuge. Wir haben wieder mal unvorhergesehen die Rolle des ersten Autos im Sturm. Ein ganz besch.....eidene Rolle, denn von uns hängt vieles ab. Ich kann Jörg zu gut verstehen, aber mir gehen alle Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Wenden- wahrscheinlich dumme Idee bei Sturm, keiner Sicht, mehreren folgenden Autos und entgegenkommenden die auf unsere Fahrbahn rübergedrückt werden. Unser Flug geht in 11 Stunden und wir sind ca 100 km vom Flughafen entfernt, die Straße wird mehrere Stunden gesperrt sein und wir würden uns noch weiter entfernen, somit könnte alles gefährdet sein. Aber das ist mir erst mal egal. Die Situation drängt zur Entscheidung und ich appeliere an Jörg nicht zu drehen und die 26 km durch den Sturm zu fahren. Neben uns sehen wir ein Fahrzeug, das gehalten hat und bedrohlich am Abhang hängt. Nur wenige Meter geht es runter, aber die reichen schon, wie wir vom letzten Jahr wissen, dass man die Kontrolle über das Fahrzeug verliert und runterrutscht. Oft passiert noch nicht mal was, aber riskieren wollen wir es auf keinen Fall. So bleiben wir und kämpfen uns durch den Sturm im Schritttempo. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Fahrbahn nicht ganz durchgängig weiß vom Schnee bedeckt und man kann noch die dunklen Fahrspuren erkennen. Das ist ein erheblicher Vorteil und hilft enorm dabei die Position auf der Straße zu erkennen. Auch die gelben Pflocken (juhu, nicht auch noch weiß) sind gerade noch zu erkennen und stehen jeweils rechts und links auf gleicher Höhe. Auch das ist ein entscheidender Vorteil, denn es hilft bei der Orientierung. Oft kann man mitten im tobenden Weiß nicht mehr die rechte von der linken Seite unterscheiden und dreht sich schneller als man denkt. Also richteten wir unsere volle Konzentration auf die Linien auf der Fahrbahn und die gelben Markierungen. Eine Leitplanke gibt es nicht. Der Wind drückte mit voller Wucht gegen die Fahrerseite und wir fuhren mittig, solange kein Auto entgegen kam um mehr Spielraum Richtung links und rechts zum Rand zu haben. Das Herz schlägt mir in so einer Situation immer bis zum Hals und ich presse mit voller Wucht die Zähne zusammen.

    Ich erkundigte mich wie es unseren ruhigen Begleitern auf der Rücksitzbank geht und sie sahen zwar alles andere als glücklich aus, aber ich war heilfroh, dass sie unsere Entscheidung mittrugen, ruhig blieben, nicht in Panik verfiehlen und uns vertrauten. Bei jeder richtig starken Windböe, bei der das Auto zur Seite rutschte, bleiben wir kurz stehen um nicht noch mehr zu rutschen. Die Straße machte einen Bogen und die Eiskörner und Schneeflocken kamen nun von vorn. Das machte die Sicht sofort schlechter und in so einer Situation darf man auch mal so richtig laut fluchen. Plötzlich konnte man die nächsten gelben Straßenpfosten nicht mehr sehen. Ich sagte Jörg immer die Position auf der Straße an und er korrigierte passend dazu das Auto. Dann traf uns eine richtig heftige Böe so sehr, dass wir unvermittelt nach rechts rutschten und eine gleichzeitige Bodenwelle ließ uns noch mal weiter rutschen. Wir schrien alle lautstark auf und Jörg ist dabei so richtig erschrocken. Merke!!! Mund halten, die Zähne zusammenbeißen, auch wenn es schwer fällt. Ich bediente nebenher die Handys und Navigation bemerkte, dass die Sturmstärke von 21 auf 32 gestiegen war, jetzt unsere Straße auch gesperrt war, sowie so ziemlich jede Straße die nach Reykjavik führte, und gab Jörg die Kilometer durch. Noch 18 km. Es ging leicht um die Kurve und somit kam der Sturm absolut frontal von vorn. Mit einem mal war keine Sicht mehr, die Straße füllte sich mit Schnee an und es waren keine schwarzen Fahrbahnlinien mehr erkennbar. So ein Mist!!!!  Ich fragte in die Runde, was wohl passieren würde, wenn wir stehen blieben. Würde jemand von den anderen überholen? Könnte man dann besser sehen? Oder ist es noch gefährlicher, weil man aufrutschen kann beim Bremsen? Jörg fuhr weiter. Es kamen Autos entgegen und drückten gefährlich nahe an uns heran. Die Windgeschwindigkeit ging hoch auf 36 km/h, alles war weiß und jetzt wurde es uns zu gefährlich. Wir blieben einfach stehen und streikten in der Rolle des Leithammmels. Sofort kämpfte sich das Auto nach uns, an uns vorbei an die Spitze und übernahm die Position des Ersten. Vom Auto her, vermuteten wir einen Isländer in einem Jeep. Unsere Sicht wurde sofort um Welten besser. Wir konnten durch seine Scheinwerfer viel weiter sehen, auch die Pfosten eins weiter vorne. Er machte es genau wie wir, fuhr mittig und passte das Tempo dem Wind an. Plötzlich überholte uns in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit ein weißer Kleinbus und wir waren darüber so in Rage, das wir schimpften und uns sicher waren, dass durch solche Leute dann Unfälle passieren. Jedoch konnten wir jetzt auch sehen, wo er hinfuhr und wo sich die Straße bog und der Jeep vor uns beschleunigte etwas. Er war sicher auch froh, jemanden vor sich zu haben. Wir haben es langsam und bedacht durch den Sturm geschafft und am Walfjordtunnel gab es dann die Auskunft von der Polizei, dass es  einen schweren Unfall gegeben hat und wir in der Stadt Akranes abwarten sollen, bis die N1 wieder geöffnet wird. Es würde sicher ein paar Stunden dauern. Na gut, wir fanden ein Cafe im starken Regen und freuten uns über den sicheren Halt.

    Ich glaube, ich muss mich nun ein bisschen kürzer fassen, aber solch ein Erlebnis wühlt mich sehr auf und beschäftigt mich noch später sehr. Auch in Akranes steigerte sich der Sturm noch, aber nun nur mit Regen und nicht mehr Schnee. Wir mussten einige Stunden warten und als das Cafe schließlich gegen 22:00 Uhr schloss, begaben wir uns wieder Richtung Tunnel. Wir hatten Glück. Obwohl die Straße noch als gesperrt gekennzeichnet war, konnten wir und mit uns eine lange Autoschlange den Tunnel passieren und die N1 Richtung Reykjavik nehmen. Rechts und links lagen Fahrzeuge im Straßengraben. Auch zwei Reisebusse hatte es erwischt und wie wir am nächsten Morgen aus den Nachrichten erfuhren, hatte es fast 60 Personen betroffen, von denen glücklicherweise keiner ernsthaft verletzt war. Kurz nach 11 waren wir endlich im Hotel. Etwas müde aber wohlbehalten und glücklich. Das musste doch gefeiert werden! Zwar hatten wir nur noch 4 Stunden bis zu unserer Abfahrt zum Flughafen und mussten noch die Koffer packen, aber das war uns egal. Also machten wir es uns in Thermounterwäsche auf dem Hotelflur gemütlich und süffelten alle zusammen genüßlich das Bier und den Rotwein, den uns Frank und Carola spendierten.


    Das hat sich Jörg verdient nach der Fahrt.
    So ein Hotelflur kann schon mal zur Partyzone werden, wenn man so einen Sturm heil überstanden hat. Uns hat es auf jeden Fall Spaß gemacht

    Nach einer herzlichen Umarmung verabschiedeten wir uns von den beiden, denn nun rannte die Zeit davon. Der Rest ist schnell erzählt. Die Koffer wurden gepackt und im Dunkel ging es dann frühmorgens ab zum Flughafen. Wieder ist ein abwechslungsreicher und schöner Workshop zu Ende und wehmütig denke ich an meine netten Teilnehmer und die gemeinsamen Erlebnisse zurück. Aber bald gibt es ja den nächsten Workshop und wir sehen uns wieder - hier in Island.


    Tja - nun sind wir wieder zu Hause. Schön war's.

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