Halbinsel Reykjanes

Guten Tag liebe Blogleser. Heute startet endlich offiziell unser Fotoworkshop "Winterliches Island 2019" und bis zum Abend sind hoffentlich alle Teilnehmer wohlbehalten aus Deutschland angereist. Und wie eigentlich jedes Jahr um diese Zeit, sagen Kälte und Schnee zum Regen "Hau ab" und haben uns über Nacht eine wunderschöne überzuckerte Winterlandschaft gezaubert. Während in den letzten Tagen noch Temperaturen bis 8°C (und Regen) vorgeherrscht haben, wird es nun von Tag zu Tag kühler und die Witterung macht genau das, was den Winter in Island fotografisch besonders reizvoll macht. Sie bringt pastelliges rosa-goldenes Licht und frostige Schönheiten hervor. Fantastisch!


Überall kann man kleine Details entdecken wie diese Steine, die auf Eisnadeln langsam aus dem Boden gehoben werden.

Bevor wir die ersten vom Flughafen abholen (Frank und Carola haben wir schon zum Frühstück begrüßt.) machen wir uns noch auf, um eine kleine Rundfahrt über die Halbinsel Reykjanes zu unternehmen. Die meisten und auch ich, haben diese Region Islands früher kaum wahrgenommen, da der erste Eindruck auf der Fahrt vom Flughafen nach Reykjavik wenig reizvoll ist. Aber ich kann nur jedem den Tipp geben, sich ein wenig Zeit zu nehmen und die überschaubare und abwechslungsreiche Gegend zu erkunden. Später aber mehr davon, denn wir werden diese sträfliche Vernachlässigung natürlich in unserem Workshop nicht machen.
Heute fordern wir unser Schicksal heraus und begeben uns auf die berüchtigte Straße 42. Langjährige Blogleser wissen, dass wir dort vor 2 Jahren "leichte" KfZ-technische Schwierigkeiten hatten, indem wir mal ganz entgegen dem üblichen Verkehrstrend beinahe rückwärts den Abhang herunterrutschten. Aber heute ging alles glatt (haha). Am Straßenrand fielen uns bald eigentümliche Holzgestelle auf, die wir natürlich gleich näher inspizieren mussten. Visuell und olfaktorisch war schnell klar, worum es sich handelte, nämlich um frisch aufgehängten Fisch, wahrscheinlich Dorsch, oder vielmehr Köpfe davon. Ich habe mir sagen lassen, dass die Isländer den Fisch zum Eigenbedarf produzieren. Stockfisch gilt als Delikatesse, aber das eigenartige war, dass hier Unmengen von Fischköpfen hingen. Inzwischen habe ich mich natürlich kundig gemacht und tatsächlich ist der größte Abnehmer von Trockenfisch aus Island Afrika, besonders Algerien und Nigeria, wo Fischköpfe in Suppen verarbeitet werden.


Ein gewöhnungsbedürftiger Anblick (und Geruch) : Zum Trocknen aufgehangene Fischköpfe an Holzgestellen.

Vorbei geht's am Kleifarvatn, einem malerischen See umrahmt von Hügeln, auf dessen - so will es die Sage - natürlich ein Ungeheuer lauert und unerfahrene Touristen verschlingt. Da ich auf Instagram noch keine Selfies mit dem Kleivieh, wie wir es liebevoll nennen, gefunden habe, melden sich bei mir gewisse Zweifel, ob das wirklich so ist. Fotografisch gibt er heute nicht viel her mit seinem bleigrauen Wasser und wir ziehen weiter nach Seltún, einem kleinen Geothermalgebiet. Hier gibt es zahlreiche Schlammlöcher, in denen es wabert und blubbert sowie einige Fumarolen mit dem typischen Geruch nach Schwefelwasserstoff oder populärwissenschaftlich dem Gestank fauler Eier. Das Gebiet eignet sich unter anderem für Makrofotografie aber wer ein gutes Auge hat, entdeckt auch einige schöne Motive, wenn mit der Perspektive gespielt wird.


Geothermalgebiet Seltún auf der Halbinsel Reykjanes


Gegen Nachmittag sammelten wir alle vom Flughafen ein und trafen uns anschließend zur Einstimmung gemeinsam beim Abendessen im 22 Hill. Kleiner Funfact am Rande: Nachdem wir unser Hotel beim Abendessen gestern und Frühstück heute mit der neuseeländischen Nationalmannschaft im Eishockey geteilt haben und wir am Flughafen noch die bulgarischen und chinesischen Mannschaften mit ihren riesigen Taschen getroffen hatten (alle im gleichen Trikot), ging uns ein Licht auf. Und tatsächlich. Morgen beginnen hier die Weltmeisterschaften im Eishockey (allerdings nicht die gaaaanz Großen, sondern die Jugendmannschaften), dennoch waren wir beeindruckt, die besten Eishockeyspieler aus so vielen Ländern zu treffen.
Wo wir bei den Funfacts sind. Wie haben noch etwas gelernt. Schon bei unserer ersten Reise im Winter nach Island, haben wir uns gewundert, warum so viele Asiaten unterwegs waren, wo wir im Sommer praktisch nie einen zu Gesicht bekommen hatten. Und auffällig war auch, dass es sich fast immer um sehr junge Paare handelte. Nun weiß ich es endlich! Anscheinend kommen viele Asiaten im Winter nach Island, weil sie glauben, dass die Nordlichter Glück bringen und das unter Nordlicht gezeugte Kinder besonders viel Glück im Leben haben. Aha - jetzt wissen wir es endlich! Ich stell mir das aber schon ein bisschen stressig vor. Jede Nacht einmummeln, Handschuhe an, Fellmütze auf, raus in die Kälte und auf das Polarlicht warten. Und wenn es dann da ist, schnell wieder raus aus den Klamotten und dann hopp hopp, bevor es wieder vorbei ist.
Aber zurück zum Workshop. Unsere Teilnehmer sind natürlich schon heiß auf den Workshop und nach einer kleinen Vorstellungsrunde und einem leckeren Essen ging es deswegen zur Einstimmung gleich los. Nachts bei wenig Licht und gleich lange in der kalten Nacht, verlangte erstmal viel von Kleidung, Ausrüstung und Teilnehmern. Aber das war auch die Absicht, denn nun ist klar, wo man vielleicht noch etwas justieren muss. Morgen früh werden wir uns dann auf die Reise begeben und einem neuen Abenteuer entgegen.

Published in Fotoreise Island 2019
Header Style
Menu Style
Color :