Blue Lagoon

Der letzte Tag des Workshops ist gekommen. Aber bevor wir wehmütig von Island Abschied nehmen müssen, machen wir natürlich nochmal volles Programm mit allen Teilnehmern. Wir sind ja schließlich nicht zum Urlaub hier, oder? Heute steht Islands vulkanischer Charakter im Mittelpunkt und der hat es in sich! Die blaue Stunde am Morgen und das erste Tageslicht nutzten alle, um den Geysir abzulichten. Aus diesem Grund ging es auch etwas später auf die Piste und alle waren froh, dass noch keine Touristen unterwegs waren. Tatsächlich gelang es Einigen, den Ausbruch ohne Menschen im Hintergrund zu fotografieren (Und das, obwohl die Objektivkappe diesmal ab war!). Die Königsklasse ist es allerdings, die blaue Blase zu erwischen, die sich kurz vor der Fontäne bildet. Da hilft unter Umständen der Serienbild-Modus der Kamera weiter. Unser Tourbus war inzwischen gepackt und los ging es Richtung Süden. Unterwegs setzten unsere Teilnehmer ihr inzwischen gesteigertes fotografisches Hintergrundwissen ein und arbeiteten viel mit dem von Hartmut erfundenen Antinebelfilter (ANF). Der ANF entfernt den lästigen Grauschleier auf den Autoscheiben, wenn sich 8 Passagiere in einem Bus bei Minusgraden befinden und besteht aus einem handelsüblichen Scheibenabzieher. Das Ergebnis sind gestochen scharfe und klare Bilder. Zumindest zeitweise. In Hveragerði machten wir kurz Halt, denn alle wollten unseren Mitbringsel-Geheimtipp für die Daheimgebliebenen kaufen. Im Einkaufszentrum gibt es dort nämlich eine bemerkenswerte Spezialität, ein kohlrabenschwarzes Brot. Meine Vermutung, dass dort statt Mehl einfach gemahlene Lava eingesetzt wird, kann wohl nicht stimmen, denn ich habe noch alle Zähne. Aber optisch kann man das schon mal verwechseln. Nun mussten wir uns sputen, denn wir mussten pünktlich zu unserer Tour in der Lavahöhle erscheinen. Dort angekommen, wurden alle Teilnehmer mit Grubenhelm und Spikes ausgestattet und ab ging es in die Unterwelt.


Safety first! Hier werden wir gerade mit Helm und Spikes ausgestattet. Gleich kann es losgehen!


Da wir diesmal Teil einer größeren Gruppe waren, seilten sich die Fotografen etwas ab, was den weiblichen Tourguide bald nervte und sie ihr Team per Funk bat, Verstärkung zu schicken und hinten mal etwas Druck zu machen. Wir gaben der resoluten Dame zu verstehen, dass wir gerne ihre Höhle mit etwas mehr Aufmerksamkeit würdigen wollen und sie gerne ohne uns die Führung fortsetzen kann und so wurde es auch gemacht. Wir konnten uns dann in aller Ruhe tummeln und fotografieren.


Am Anfang des Lavatunnels, gibt es einige Durchbrüche in der Decke durch die Licht und heute auch wunderschön der Schnee kommen kann.


Zu der Höhle habe ich auch noch etwas Wissenswertes herausgefunden. Tatsächlich gehört diese nämlich einer Religionsgemeinschaft. Sie befindet sich zufällig auf dem Grund, denn die Gemeinschaft für ihre Kirche erworben hat und die Einnahmen sind natürlich sehr willkommen. Verrückt.
Während wir uns in der Höhle aufhielten, klarte der Himmel auf und wir bekamen Gelegenheit, einige tolle Fotostopps auf der Halbinsel Reykjanes anzufahren. Ich hatte ja schon eingangs erwähnt, dass dieser Teil Islands zu Unrecht wenig beachtet wird und auch diesmal konnten wir unsere Fotografen von der Schönheit dieser Region überzeugen. Schon unterwegs mussten wir halten, denn die inzwischen etwas mutigere Sonne, setzte die Bergketten zu unserer Rechten pittoresk in Szene. Im starken Gegensatz dazu aber nicht weniger fotogen präsentierten sich die schroffen Lavafelder zu beiden Seiten der Straße. Unsere Teilnehmer hatten sich schon die Finger wund geknipst, als Frank sie mit einem Freudenschrei aus ihrer Fotoorgie schreckte. Im schönsten Sächsisch "Gugge ma, ä Wasserfall!" machte er alle selbstlos auf die Attraktion aufmerksam. Ich war etwas erschrocken. War mir dieser etwa entgangen, obwohl ich diese Strecke doch eigentlich gut kennen sollte? Es stellte sich jedoch heraus, das Frank zu wenig mit dem ANF gearbeitet hatte. Denn der vermeintliche Wasserfall entpuppte sich nach Einsatz des Teleobjektivs einfach als Straße, die sich den Berg hinaufschlängelte. Herrlich.
Den Fotostopp nutzten wir geschickt für etwas kalte Küche. Heute im Angebot: Würstchen, Äpfel und Skyr. Ein wenig später fuhren wir in das Hochtemperaturgebiet um den Vulkan Gunnuhver ein. Perfekte Lichtstimmung durch dramatische schneeschwere Wolken und die Sonne ließen die Farben um die zentrale Fumarole leuchten. Anschließend ging es noch an die Küste zum natürlichen Lavapool Brimketill. Da recht starker Wind herrschte, war ordentlicher Wellengang. Frank, Elfriede und einigen thailändische Touristen war es anscheinend etwas zu warm und sie suchten Abkühlung im Meer. Zumindest interpretiere ich das so, oder warum sollten sie sich freiwillig in die haushohen Brecher stellen, die die Klippen hochsausten ;o)
Jetzt war es aber endgültig Zeit, die in der Woche aufgesammelte Kälte zu beseitigen und wir begaben uns zum Entspannen in die blaue Lagune. Auch wenn es vielleicht etwas seltsam anmutet im Abwasser eines Kraftwerks zu baden, ist die blaue Lagune definitiv einen Besuch wert.


Einstieg zur Blauen Lagune.

Dank der gestaffelten Eintrittszeiten werden die Besucherströme vernünftig reguliert und sogar heute, am Samstag, gab es Becken, in denen kein Mensch sich aufhielt. Einfach toll! Übrigens soll ein Bad im Lagunen(ab)wasser und Einschmieren mit der weißen Kieselerde 10 Jahre jünger machen, also machten wir davon ausgiebig Gebrauch. Leider haben wir vergessen, Vorher-Nachher-Bilder zu machen, so dass wir den durchschlagenden Erfolg hier leider nicht demonstrieren können. Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir traditionell im ebenfalls traditionsreichen Kaffi Duus in Kevlafik. Das war nochmal ein Riesenspaß. Für Unterhaltung sorgte dort eine gewissermaßen heiße Kellnerin, die ganz Feuer und Flamme war, als sie unser Gruppenfoto aufnehmen wollte. Das lag aber vor allem daran, dass sie sich auf eine brennende Kerze setzte, beim Versuch, uns alle auf das Bild zu bekommen. Sorry nochmal und danke für den Einsatz! Frank, das nächste Mal nehmen wir aber ein Weitwinkelobjektiv, oder?
Spaß beseite, denn nun kam langsam und erbittlich das Ende des Workshops. Schön war es mit euch! Morgen müssen wir uns von allen verabschieden, denn für die meisten geht es wieder nach Hause.

Published in Fotoreise Island 2019
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