Gletscherhöhle

Mittwoch, 17 Januar 2018 21:27

Tag 5 : Ab ins Eisland

Heute ist Island-Tag pur! In der Morgendämmerung ging es zu unserem Treffpunkt mit unserem Gletscherguide Jon, denn auf dem Programm stehen Gletscherhöhlen im Vatnajökull. Wir hatten heute außerdem die Ehre Wiederholungstäter bei Kristin Leske - photography Tours zu begrüßen. Offensichtlich hatten Uschi und Christian letztes Jahr so ein Spaß mit uns, dass Sie sich zusammen mit Freunden mit großer Begeisterung für useren Eis-Tag angemeldet hatten. So bestiegen wir unser heutiges Gefährt, einen isländisch-deutschen Unimog mit hohem Erlebniswert.


Unser Gletschergefährt mit Jon - einem waschechten Isländer

Jon ist übrigens im zweiten Leben Goldschmied in Reykjavik, scheint aber für sein Leben gern auf Gletschern herumzufahren. Und schon ging es los mitten durch die Gletschermoräne. Seit Tagen hatte es nicht geschneit und der Regen letzte Woche hatte die Landschaft in steingraue Geröllhaufen verwandelt. Nach einer amüsanten Schaukelpartie begaben wir uns zur ersten Höhle, die in den letzten Jahren fast 100 Meter unter den Gletscher führte. Durch die kürzlich gestiegene Aktivität des Orafajökull, dem Vulkanmassiv unter dem Vatnajökull, wurde diese Höhle allerdings vom Schmelzwasser geflutet und war nicht mehr begehbar. Harald begab sich auf Entdeckertour und nutzte die sich bietende Gelegenheit um herauszufinden, was sich unter dem dünnen Eis befand.


Das sind Haralds Füße. Kann jemand den Unterschied erkennen ?

Jetzt wissen wir, dass es sich um erstklassige Schlammbrühe handelte. Anschließend marschierten wir zu einer Schmelzmulde im Eis, die wir von außen kaum wahrgenommen hatten. Innen offenbarte sich ein begehbarer aquamarinfarbener Palast mit zahlreichen Eisfluchten. Zwischenzeitlich mussten wir nachschauen, ob unsere Fotografen noch da waren, so sehr vertieften sich unsere Spezialisten in die zahlreichen Motive und Strukturen. Die Teilnehmern hielten die Luft an um nicht das Makroobjektiv zu verwackeln und konzentrierten sich auf kleine tausend Jahre alte, eingeschlossene Luftbläschen im Eis und suchten nach tierähnlichen Skulpturen.

Detail einer Schmelzmulde im Gletscher.

Jon legte aber noch ein weiteres Highlight nach. Nachdem wir von unserer kurzen Gletscherbesteigung zurück zum Auto kamen, zeigte er uns, was sein alter Unimog drauf hat. Wir waren uns zwischenzeitlich nicht ganz sicher, ob er wirklich einen Weg folgte oder einfach nur für die nächste Marsmission trainierte. Das Navi zeigte nur noch eine weiße Schneeplatte an. Wir fuhren teils auf dem Gletscher, teils auf der Steinmöräne davor. Er bezwung unglaubliche Steilhügel und wir wurden durchgeschüttelt wie verrückt und begrüßten jede einzelne Bodenwelle mit großem Hallo.


Unsere Fotokurs-Teilnehmer am Fuße des Vatnajökull - gleich geht's los in eine eisige Zauberwelt

Wo fuhren wir nur hin ? Irgendwann hielten wir im Nirgendwo aber anscheinend auf einem offiziellen Parkplatz für Island-Allradgefährte, denn zwei weitere Tourfahrzeuge standen recht einsam vor einer grauen Geröllwüste. Jon winkte uns nach kurzem Sicherheitscheck ermunternd zu und wir stürzten ihm voller Erwartungen entgegen. "Stürzen" muss ich leider auch im wahrsten Sinne schreiben, denn einer von unseren Wiederholungstätern verhakte sich unglücklich zwischen den Steinen und brach sich beim Sturz das rechte Handgelenk. Was für eine Aufregung. Mitten auf dem Gletscher mehr als 40 Minuten von der Straße und weitere 70 km vom nächsten Krankenhaus entfernt. Wir versorgten unseren tapferen Pechvogel und fixierten seinen Arm mit einem Schal und einem Stativ. Fotografen wissen sich eben zu helfen. Trotz der Schmerzen, die er gehabt haben muss, entschied er, dass wir mit der Gruppe trotzdem weiter fotografieren sollen. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken und mitteilen, dass wir das sehr bewundern und ihm hoch anrechnen. Kleine Anmerkung : Ihm geht es gut. Der Bruch war glücklicherweise nicht kompliziert und er konnte am Abend wieder mit Links Bier trinken.

Jon führte uns über einen kleinen zugeforenen Schmelzwassersee und anschließend in eine wunderschöne Eishöhle. Dort hätte man sicherlich den ganzen Tag verbringen können und Beispielbilder könnt ihr hier bestaunen. Unsere Teilnehmer gaben alles. Steinhügel wurden erklommen und manche robbten zentimeterweise durch den Schutt, während kurz über ihnen die blaue Eisdecke schimmerte. Was für ein Erlebnis! Trotzdem mussten wir uns irgendwann "loseisen" und auch eingedenk unseres kranken Gastes zurückfahren. Jon schaffte es tatsächlich, wie auf rohen Eiern zu fahren und das Ungetüm fast schaukelfrei durch die Geröllwüste zu manövrieren.


 
Weiteres Detail am Strand mit schwarzer Vulkanasche auf Eis.
Kein Eisblock gleicht dem anderen - und jeder ist ein Fotomotiv

Zurück an der Gletscherlagune ging es für unsere Wiederholer nach Höfn ins Krankenhaus und für uns an den schwarzen Strand, der von uns liebevoll Eiswürfelstrand genannt wurde. Hier waren vor allem Makrofotografie und Langzeitbelichtungen mit Vordergrundbetonung Thema, dass sehr gut umgesetzt wurde. Den Tag beschlossen wir wieder mit einem guten Abendessen und einer großen Bildbesprechung, obwohl wir schon ganz schön müde aus der Wäsche schauten. Wir alle waren froh das der Nordlicht-Check mit Null Aktivität über Island angezeigt wurde und wir beruhigt ins Bett gehen konnten. Mit der fotografischen Ausbeute und Qualität der Bilder war ich aber sehr zufrieden und ich bin stolz, dass meine Teilnehmer mit eiserstarrten Fingern und Engelsgeduld es schaffen, solche tollen Fotos zu machen. Bis morgen dann - wieder von der Südküste...

Published in Fotoreise Island 2018
Mittwoch, 16 Januar 2019 22:37

Tag 6 : Was für ein Tag!

Liebe Blogleser, was für ein langer und phantastischer Tag! Die Erlebnisse von heute werden mich noch lange beschäftigen. Aber lest selbst!

Nach einem ausgiebigen Frühstück, packten wir uns so warm es ging ein. Heute,an unserem "eisigsten Tag" war eine Extraschicht Klamotten sicherlich nicht verkehrt. Optisch machte uns das zwar zu kleinen Michelin-Männchen, aber Hauptsache, die Kälte nimmt uns heute den Spaß am Fotografieren nicht. Denn heute ist Eis-Zeit angesagt! Also ging es bald los zur Gletscherlagune, wo uns Joan, unser Fahrer und Gletscherguide schon erwartete. Da wir schon einige Jahre mit ihm fahren, viel die Begrüßung sehr herzlich aus und er versprach uns wieder ein einzigartiges Erlebnis auf dem Gletscher - und ganz ehrlich - das hat er gehalten! Wir suchten unsere Plätze in seinem Ungetüm, ein Unimog 1300L, deutscher Bauart mit russischer Modifikation und isländischem Tuning und ab ging es auf die Ruckelpiste. Schade, dass ich euch das hier so nicht demonstrieren kann, aber die Fahrt durch die Moräne des Gletschers ist ein einzigartiges Abenteuer.


Unser Workshoptrupp mit Gletschergefährt.

"Everybody is still sitting on his own seat?" war daher auch eine Frage, die Joan nach einer Bodenwelle fragte, die in Deutschland die Insassen wahrscheinlich mit Verdacht auf Schleudertrauma in das Krankenhaus befördert hätte. Aber es war ein großartiger Spaß. Auf dem Gletscher war ordentlich was los und wir quälten uns durch hohe Schneeverwehungen. Einige Fahrspuren waren trotzdem schon nach kurzer Zeit wieder zugeweht und einige Male endeten sie auch im Nichts, wenn der Fahrer an dieser Stelle nicht mehr weiter kam. Zahlreiche Schmelzlöcher, in denen locker auch ein Kleinbus verschwinden konnte, lagen nur wenige Meter rechts und links unserer Fahrspur. Und da passierte es. Als Joan von einer Spur kurz abwich, sackte eines der Riesenräder in ein unter dem Schnee verborgenes Loch und wir saßen fest. Da Joan recht gelassen blieb, waren wir auch nicht weiter beunruhigt. Joan sprach mit diesem und jenem isländischem Guide, Autos kamen und fuhren wieder und eine halbe Stunde später saßen wir immer noch im Loch und von Joan weit und breit keine Spur. Um uns tobte der Gletscherfallwind allerdings bei schönstem Sonnenaufgang. Was war da los? Irgendwann kann er endlich zurück, im Schlepptau einen riesigen Jeep und - ein Seil. Wie wir später erfuhren, hatte er einfach kein Seil dabei und musste sich eines leihen. Was nun folgte war bühnenreif. Das Seil wurde an der Hinterachse von unserem Ungetüm befestigt und der andere Jeep fuhr an. Und zwar nicht langsam sondern volle Möhre. Das Seil dehnte sich wie ein Gummi und mit einem Ruck waren wir wieder draußen. Joan war etwas geknickt, wahrscheinlich auch, weil ihn die anderen Iceguides etwas ausgelacht hatten, aber das machte der bald wieder gut. Er fuhr uns zu einem Spitzen-Icecave und wo der war und wie der heißt, erzählt er auch am besten selbst unten im Video. Natürlich auf Isländisch.


Danke Joan für Deine Erklärung!


Die Höhle hatten wir schon letztes Jahr besichtigt, aber kein Vergleich zu den Hallen, die wir dieses Jahr vor uns sahen. Das Eis war meist schwarz durch eingeschlossene Lava, aber das Sonnenlicht zauberte traumhafte Lichtreflexe. Einzigartig!


Ausstieg aus der Eishöhle.

Anscheinend wollte Joan und noch etwas Gutes tun, und er verschob für uns seine Nachfolgetour, um uns noch zu einem Schmelzloch mit blauem Eis zu fahren, das Blue Heaven hieß. Übrigens darf eine Eishöhle von demjenigen benannt werden, der sie zuerst findet. Eine heißt "Gin Tonic". Wahrscheinlich wurde diese von einem durstigen Isländer an einem Freitagabend entdeckt. Hier hatten wir vor allem mit dem heftigen Wind zu tun, der den Schnee in dem Eistunnel ordentlich verwirbelte.


In der blauen Eishöhle gab es leichte klimatische Herausforderungen.



Trotz des heftigen Flockenwirbels war auch unsere zweite Icecave ein echter Hingucker.

Nach fast 5 Stunden waren wir wieder von unserem Gletscherabenteuer - glücklich und rundum zufrieden. Wir kommen auf jeden Fall wieder!
Wir fanden, dass wir uns nach dieser Aufregung einen zünftigen Imbiss verdient hatten. Gesagt - getan. Hartmut spendierte uns eine Sitzgelegenheit am schönsten Ort Islands und so nahmen wir am Ufer der Gletscherlagune Platz und genossen unsere kalten Würstchen und warmen Tee wie ein Galadinner.


Unser Picknick am Jökulsarlon.

Anschließend schnürten wir unsere Päckchen und im Fall von Anja auch die Gummistiefel und es ging an den "Eiswürfelstrand" auf der anderen Seite. Dort fotografierten alle ihre Kameras heiß, erst mit Gegenlicht der tiefen Sonne und später mit Langzeitbelichtung und schönem weichen Wasser. Ich nutzte die Gelegenheit für ein Filtertraining, denn die Szenerie bot sich sowohl für Grau- als auch Grauverlaufsfilter an. Frank, Hartmut und Anja waren so fotoversessen, dass wir die blaue Stunde noch ausnutzten und Lightpainting mit Eisblöcken ausprobierten.


Gott sei Dank stand zufällig ein Eisblock so, dass Hartmut genau den Mond durch ein kleines Loch anvisieren konnte ;o)

Da irgendwann Finger und die anderen vor Kälte (die ersteren) und Hunger (letztere) meuterten, begaben wir uns ins Hotel. Elfriede betätigte sich als Orakel und prophezeite Nordlichter am Abend. Damit wagte aber keiner zu rechnen, denn das wäre wirklich die absolute Krone des Tages.
Und doch - kaum hatten wir uns zur Bildbesprechung niedergelassen, rannte auch schon das halbe Hotel nach draußen und zwar von Ost nach West (Chinesen zuerst, dann Inder und am Schluss wir). Wir entschieden uns, weg vom Hotel auf freies Feld zu fahren. Aber wo waren Karola und Frank? Ich erinnerte mich, dass die beiden in die Sauna wollten und marschierte in voller Arktismontur in die Sauna, um die beiden zu holen. Tatsächlich - da saßen die beiden und ich brüllte ihnen "Nordlichter!" entgegen. Die beiden sprangen so schnell von ihren Sitzen und sausten los, dass ich Angst hatte, die beiden gleich nackig im Auto sitzen zu haben. Aber die beiden schafften es in Rekordzeit sich fertig zu machen und wir brausten los ins Dunkle.
Auf weiter Fläche strömten wir dann aus unserem Bus und konnten endlich mit vielen Aahs und Oohs unsere Nordlichtbilder machen. Das war einfach traumhaft!


Schaut euch mal dieses Bild an. Ein Berg, 2 Menschen mit Stativ, ein Bus und ein Weg. Vorne läuft noch eine Straße lang. Nicht schlecht - oder? Achso - und Nordlichter!

Morgen gehts es dann schon wieder langsam zurück an der Südküste. Aber dieser Tag lässt sich kaum noch toppen!

Published in Fotoreise Island 2019
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